Der Adler ist entkommen
der Nähe sein.«
»In Ordnung, Kind.«
Er verschränkte die Arme, drehte den Kopf auf die Seite und schloß wieder die Augen. Sie gab es auf. Sie ging ins Arbeitszimmer und rollte die Funkantennen zusammen, dann verstaute sie das Gerät mit all seinen Teilen in der Holzkiste. Als sie die Haustür öffnete, schlüpfte Nell neben ihr hinaus, und sie gingen gemeinsam zur Südweide.
Vor der Scheune blieb Lavinia stehen und lauschte. Kein Laut war zu hören. Der Nebel hüllte sie ein und erstickte alles. Sie betrat die Scheune und knipste das Licht an. Neben dem Tor befand sich eine Werkbank. Dort stellte sie das Funkgerät auf, spannte die Antennen an den Wänden entlang und benutzte dazu einige rostige Nägel. Sie setzte die Kopfhörer auf, schaltete auf die Sprechfunkfrequenz, wie Devlin es ihr demonstriert hatte, und hörte augenblicklich Asa Vaughans Stimme.
»Falke, hören Sie mich? Ich wiederhole, hören Sie mich?«
Es war Viertel vor zwölf, und die Lysander war nur noch fünf Meilen entfernt. Lavinia stand in der Toröffnung der Scheune, blickte zum Himmel und preßte einen Kopfhörer mit der Hand gegen ihr linkes Ohr. Von dem Flugzeug hörte sie noch nichts.
»Ich höre Sie, Lysander. Ich höre Sie.«
»Wie sind die Wetterverhältnisse bei Ihnen?« krächzte Asas Stimme.
»Dichter Nebel. Sicht unter fünfzig Yards. Gelegentliche Windböen. Ich schätze Stärke vier bis fünf. Es klart immer nur kurz auf.«
»Haben Sie Landemarkierungen ausgelegt?« fragte er.
Das hatte sie völlig vergessen. »Oh, mein Gott, nein. Dazu brauche ich ein paar Minuten.«
Sie warf die Kopfhörer beiseite, holte den Sack mit den Fahrradlampen und rannte hinaus auf die Wiese. Dort legte sie drei Lampen in der Form eines auf dem Kopf stehenden L mit dem Querbalken zur Windseite aus und schaltete sie ein, so daß ihr Licht nach oben strahlte. Dann lief sie zu einem Punkt auf der Wiese, der etwa zweihundert Meter weit entfernt war, Nell ständig neben ihr, und legte drei weitere Lampen aus.
Sie rang nach Atem, als sie zur Scheune zurückkam und nach Kopfhörern und Mikrofon griff. »Hier ist Falke. Die Markierungen sind ausgelegt.«
Sie schaute wieder zum Himmel. Jetzt konnte sie die Lysander deutlich hören. Sie schien in wenigen hundert Metern Entfernung vorbeizufliegen und sich zu entfernen.
»Hier ist Falke«, rief sie ins Mikrofon. »Ich habe Sie gehört. Sie waren genau über mir.«
»Ich kann überhaupt nichts erkennen«, erwiderte Asa Vaughan. »Die Sicht ist katastrophal.«
In diesem Moment erschien Sir Maxwell Shaw aus der Dunkelheit. Er trug weder Regenmantel noch Hut und war sehr betrunken. Seine Worte waren kaum zu verstehen. »Ah, da bist du ja, Kindchen. Ist alles in Ordnung?«
»Nein, das ist es nicht«, erwiderte sie heftig.
Asa meldete sich. »Ich gehe in Warteposition und kreise ein wenig. Vielleicht bessert die Lage sich kurzfristig.«
»In Ordnung, ich bleibe auf Empfang.«
Kurz vor Ashford war es zu einem Verkehrsunfall gekommen. Ein großer Lastwagen und ein Personenwagen waren darin verwickelt. Die Straße war mit Kartoffeln übersät. Devlin, der das Lenkrad krampfhaft umklammert hielt und unruhig auf seinem Platz hin und her rutschte, wartete fünfzehn Minuten in der Autoschlange, bis er ausscherte und wendete.
»Es ist fast Mitternacht«, sagte er zu Steiner. »Wir können es uns nicht leisten, hier noch länger festzuhängen. Ich suche einen anderen Weg.«
»Was ist denn das?« meinte Munro spöttisch. »Haben Sie Probleme, Mr. Devlin?«
»Nein, Sie Mistkerl, aber die werden Sie bald haben, wenn Sie nicht den Mund halten«, versprach ihm Devlin und nahm die nächste Abzweigung nach links.
Etwa zur gleichen Zeit wagte Asa Vaughan seinen vierten Landeanflug. Das Fahrwerk ließ sich nicht einziehen, und an den Radnaben waren Landescheinwerfer angebracht. Er hatte sie eingeschaltet, aber sie zeigten ihm nur wallende Nebelschwaden. »Falke, es ist unmöglich. Ich sehe absolut nichts.«
Seltsamerweise war es Maxwell Shaw, der mit einer Lösung aufwartete. »Er braucht mehr Licht«, sagte er. »Und zwar jede Menge. Ich meine, er würde das verdammte Haus doch sehen, wenn die gesamte Festbeleuchtung an wäre, oder nicht?«
»Mein Gott!« stieß Lavinia hervor und riß das Mikrofon an sich. »Hier ist Falke. Hören Sie genau zu. Ich bin selbst Pilotin, daher weiß ich, wovon ich
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