Der Adler ist gelandet
dran sein an so häßlichen, lästigen Viechern?«
»Eine ganze Menge. Es stimmt schon, Raben sind überall in Norfolk heimisch, aber viele kommen im Spätherbst und Winter aus dem fernen Rußland hierher.« »Unsinn!« sagte Laker.
»Doch, das stimmt. Vor dem Krieg wurden hier in dieser Gegend viele Raben gefunden, die zum Beispiel in Leningrad beringt worden waren.«
»Sie meinen, ein paar von den alten Rabenäsern, die dort oben hocken, könnten aus Väterchen Stalins Reich gekommen sein?« »Höchstwahrscheinlich.« »Also, auf so was wär ich nie gekommen.«
»Sehen Sie... Und in Zukunft erweisen Sie ihnen den Respekt, den sie als weitgereiste Vögel verdienen.«
Jemand rief: »Kunicki, Moczar!« Sie drehten sich um und sahen Steiner und den Priester vor dem Kirchenportal stehen. »Wir gehen«, rief Steiner, und die beiden Fallschirmspringer machten kehrt und gingen zurück zum Jeep.
Steiner und Pater Voreker schritten gemeinsam den Pfad entlang. Eine Hupe ertönte, und ein zweiter Jeep kam vom Dorf her den Hügel herauf und hielt jenseits des Kirchhofs am Straßenrand. Pamela Voreker stieg aus. Sie trug die Uniform der britischen Luftwaffenhelferinnen. Werner und Klugl beäugten sie wohlgefällig und erstarrten dann, als von der anderen Seite des Wagens Harry Kane in amerikanischer Uniform auftauchte.
Als Steiner und Voreker zum Tor kamen, trat Pamela zu ihnen, stellte sich auf die Zehenspitzen und küßte ihren Bruder auf die Wange. »Entschuldige die Verspätung, aber Harry wollte sich Norfolk ein bißchen ansehen. Bis jetzt ist er nicht sehr weit herumgekommen.« »Na, hoffentlich hast du ihm ein bißchen von unserer schönen einsamen Gegend zeigen können«, sagte Voreker liebevoll. »Ja, das hat sie, und jetzt sind wir da, Pater«, sagte Kane. »Ich möchte dich und Major Kane mit Colonel Carter von der Unabhängigen Polnischen Fallschirmjäger-Schwadron bekannt machen«, sagte Voreker. »Er und seine Männer halten hier eine Übung ab. Sie übernachten in der Scheune in Old Woman's Meadow. Meine Schwester Pamela, Major Harry Kane.«
»Einundzwanzigste Special Raiding Force.« Kane reichte Steiner die Hand. »Wir sind drüben in Meltham House stationiert. Ihre Jungens laufen uns bestimmt den Rang ab, mit diesen roten Mützen. Die Mädels sind ganz wild auf so was.« »Na ja, das kennen wir«, sagte Steiner.
»Polen, wie? Wir haben in unserer Einheit auch ein paar polnische Jungens. Zum Beispiel Krukowski. In Chicago geboren und aufgewachsen, aber er spricht Polnisch ebensogut wie Englisch. Komische Leute. Vielleicht können wir mal zusammenkommen?«
»Geht leider nicht«, erwiderte Steiner. »Ich habe Sonderbefehle. Heute nachmittag und abends Geländeübungen, morgen müssen wir wieder weg, um zu anderen Einheiten zu stoßen. Sie wissen ja, wie's ist.« »Nur zu gut«, sagte Kane. »Bin selber in genau der gleichen Lage.« Er blickte auf die Uhr. »Wenn ich zum Beispiel nicht in zwanzig Minuten in Meltham House bin, läßt der Colonel mich erschießen.« Steiner gab sich liebenswürdig. »War jedenfalls nett, Sie kennenzulernen. Miß Pamela, Pater Voreker...« Er stieg in den Jeep und nickte Klugl zu, der die Handbremse löste und abfuhr.
»Vergessen Sie nicht, daß man hier auf der linken Straßenseite fährt«, sagte Steiner ruhig.
Die Mauern der Scheune waren stellenweise einen Meter dick. Die Gebäude waren die Reste eines mittelalterlichen Herrenhauses, und Steiner fand die Scheune sehr geeignet für seine Zwecke. Drinnen roch es nach Mäusen und altem Heu. Ein zerbrochener Leiterwagen stand in einer Ecke, und ein großer Heuboden ließ durch runde, glaslose Fensterluken Licht herein.
Sie ließen den Bedford mit einer Wache draußen stehen, den Jeep dagegen nahmen sie mit hinein. Steiner sprang in den Jeep und hielt eine Ansprache an seine Leute.
»Soweit scheint alles zu klappen. Doch müssen wir noch peinlicher darauf achten, daß das Ganze so natürlich wie möglich wirkt. Als erstes wird die Gulaschkanone aufgestellt und Essen gekocht.« Er blickte auf die Uhr.
»Das dürfte bis gegen drei dauern. Danach folgt eine Geländeübung. Wir dürfen die Dorfbewohner nicht enttäuschen, also: Feldübung in den Äckern, am Fluß entlang, zwischen den Häusern. Und noch etwas! Jederzeit äußerste Vorsicht beim Gebrauch der deutschen Sprache. Nur leise sprechen. Während der Übung möglichst nur Handzeichen geben. Gesprochene Befehle selbstverständlich nur in Englisch. Die Feldtelefone
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