Der Adler ist gelandet
ziehen gegen Mittag hinauf ins Dorf und halten unsere Übung ab. Ich halte es für besser, wenn Sie sich zunächst nicht zeigen. Wir können uns heute abend nach Einbruch der Dunkelheit wieder treffen; dann ist es ohnehin nicht mehr weit bis zum Einsatz.«
»All right«, sagte Devlin. »Joanna Grey wird sich im Lauf des Nachmittags im Dorf mit Ihnen in Verbindung setzen. Sagen Sie ihr, daß ich bis spätestens halb sieben zu ihr komme. Das SBoot wird zwischen neun und zehn Uhr klar zum Auslaufen sein. Ich bringe das Sprechfunkgerät mit, so daß Sie direkt vom Schauplatz der Ereignisse aus mit König Verbindung aufnehmen und eine passende Zeit für die Einschiffung festsetzen können.«
»Sehr schön«, sagte Steiner. Dann schien er zu zögern. »Nur noch eins...« »Ja...?«
»Meine Befehle wegen Churchill. Sie sind eindeutig. Er soll lebend gefangengenommen werden, und nur wenn das völlig unmöglich sein sollte...«
»Dann müssen Sie ihm eine Kugel in den Pelz jagen. Wo liegt da das Problem?«
»Ich könnte mir vorstellen, daß es für Sie ein Problem werden könnte.« »Ganz und gar nicht«, sagte Devlin. »In diesem Fall ist jeder von uns Soldat und geht das Risiko des Soldaten ein. Auch der gute Mister Churchill.«
In London räumte Rogan seinen Schreibtisch auf und freute sich schon auf den Lunch, als die Tür sich ohne vorheriges Anklopfen öffnete und Fergus Grant eintrat. Sein Gesicht verriet äußerste Erregung. »Soeben über Fernschreiber eingegangen, Sir.« Er klatschte ein Stück Papier vor Rogan auf den Schreibtisch. »Wir haben ihn.«
»Polizeistation Norfolk, Norwich«, sagte Rogan.
»Dort sind seine Anmeldepapiere gelandet, aber er hält sich in einiger Entfernung von dort auf, direkt an der Nordküste von Norfolk, bei Studley Constable und Blakeney. Ein sehr abgelegener Ort.«
»Kennen Sie die Gegend?« fragte Rogan, während er die Meldung las.
»Ich habe zweimal in Sheringham Ferien gemacht, als Dreikäsehoch, Sir.«
»Er nennt sich also Devlin und arbeitet als Marschenwächter für den Gutsherrn, Sir Henry Willoughby. Der wird sich ganz schön wundern. Wie weit ist es von London?«
»So um die zweihundert Meilen, würde ich sagen.« Grant schüttelte den Kopf. »Was, zum Teufel, kann er dort droben aushecken?«
»Das werden wir bald erfahren.« Rogan blickte von dem Schreiben auf.
»Was unternehmen wir als Nächstes, Sir? Soll ich ihn von der Polizei in Norfolk festnehmen lassen?«
»Sind Sie verrückt?« sagte Rogan entgeistert. »Sie kennen doch diese Landpolizisten. Holzköpfe. Nein, um diese Sache kümmern wir uns selber, Fergus. Sie und ich. Ist schon eine ganze Weile her, seit ich ein Wochenende auf dem Land verbrachte. Mal was andres.« »Sie sind nach dem Lunch beim Staatsanwalt angemeldet, Sir«, erinnerte ihn Grant. »Beweisaufnahme in Sachen Halloran.« »Dort bin ich um drei Uhr fertig. Spätestens halb vier. Lassen Sie einen Dienstwagen bereitstellen, dann können wir gleich losfahren.« »Soll ich dem Assistant Commissioner Meldung machen, Sir?« Rogan fuhr zornig auf. »Um Himmels willen, Fergus, was ist denn heute mit Ihnen los? Er ist doch in Portsmouth, nicht wahr? Machen Sie endlich, daß Sie weiterkommen.«
Grant überwand sein Zaudern, das er sich selbst nicht zu erklären vermochte. »Jawohl, Sir.«
Er war schon an der Tür, als Rogan rief: »Und, Fergus...« »Ja, Sir?«
»Lassen Sie sich in der Waffenkammer ein paar schwere Brownings geben. Diese Type fragt nicht erst lang, der schießt zuerst mal.« Grant schluckte. »Wird gemacht, Sir«, sagte er und ging hinaus. Rogan schob den Stuhl zurück und trat ans Fenster. Er ballte beide Hände zu Fäusten. »So, du Hundesohn«, sagte er leise, »jetzt wollen wir mal sehen, ob du wirklich so toll bist wie dein Ruf.«
Kurz vor Mittag öffnete Pater Voreker die Tür unter der Hintertreppe des Pfarrhauses und ging hinunter in den Keller. Sein Fuß schmerzte höllisch, er hatte die ganze Nacht kaum geschlafen. Der Arzt hatte ihm zwar eine reichliche Menge Morphiumtabletten verschrieben, aber Voreker war von geradezu krankhafter Angst besessen, süchtig zu werden. Also litt er. Wenigstens würde Pamela übers Wochenende herkommen. Sie hatte schon früh am Morgen angerufen, nicht um ihr Kommen zu bestätigen, sondern um ihm zu sagen, daß Harry Kane sie in Pangbourne abholen werde. Voreker konnte also sein Benzin sparen, was ihm nicht unlieb war. Außerdem hatte Kane ihm gefallen. Auf den ersten Blick, was bei
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