Der Adler ist gelandet
Geheimtür von innen und eilte die Treppe zur Dachkammer hinauf. Sie setzte sich ans Funkgerät und fing an, auf dem Landsvoort-Kanal zu senden. Dann hörte sie unten Geräusche. Türen wurden aufgestoßen und Möbelstücke umgeworfen, als Shafto das Haus durchsuchte. Er kam immer näher, schon polterte er im Arbeitszimmer herum. Deutlich hörte sie seinen Wutschrei, als er ins Treppenhaus trat. »Sie muß hier irgendwo stecken!«
Eine Stimme tönte vom Keller herauf: »Colonel, Sir, hier unten war ein Hund eingesperrt. Er rast jetzt wie ein Irrer die Treppe zu Ihnen rauf.« Joanna Grey griff nach der Luger und entsicherte sie, ohne ihre Sendetätigkeit auch nur einen Augenblick zu unterbrechen. Shafto drückte sich auf dem Treppenabsatz an die Wand, als Patch an ihm vorüberraste. Er folgte dem Hund ins Arbeitszimmer und beobachtete, wie das Tier an der Wandverkleidung in der Ecke zu kratzen begann. Shafto sah sich die Holzpaneele genauer an und fand fast sofort das winzige Schlüsselloch. »Sie ist da drinnen, Krukowski!« Wilde Freude klang in seiner Stimme. »Ich hab' sie!«
Er jagte aus kurzer Entfernung drei Schüsse in die Wand rund um das Schlüsselloch. Das Holz splitterte, das Schloß löste sich, und die Tür ging von allein auf, gerade als Krukowski mit schußbereiter MP das Zimmer betrat.
»Seh'n Sie sich vor, Sir.«
»Ich denk nicht dran!« Shafto war bereits mit gezücktem Colt auf der Treppe, als Patch an ihm vorüberrannte. »Raus mit dir, und hier runter, du Miststück!«
Als sein Kopf in Fußbodenhöhe auftauchte, schoß Joanna Grey ihn zwischen die Augen. Er stürzte rücklings wieder ins Arbeitszimmer hinunter. Krukowski schob den Lauf seiner MP um die Ecke und ließ eine Salve von etwa fünfzehn Schuß los. Die Feuergeschwindigkeit war so groß, daß es klang wie eine einzige Explosion. Der Hund heulte auf, man hörte einen Körper zu Boden fallen, dann nichts mehr.
Devlin kam draußen vor der Kirche an, als Neumann, Altmann und Werner Briegel zwischen den Grabsteinen hindurch auf das Portal zurannten. Sie sahen Devlin am Friedhofstor anhalten und liefen auf ihn zu. »Ein Riesenschlamassel«, sagte Neumann. »Und der Oberstleutnant ist noch immer unten an der Brücke.«
Devlin blickte hinunter zum Dorf, wo Steiner hinter dem ramponierten Jeep kauerte und mit dem MG schoß. Da packte Neumann ihn am Arm und wies in die andere Richtung. »Mein Gott, sehen Sie, was dort kommt!«
Devlin drehte sich um und sah jenseits der Wegbiegung hinter Joanna Greys Haus einen Spähwagen und drei Jeeps anrücken. Er startete sein Motorrad und grinste. »Klar, und wenn ich jetzt nicht sofort losfahre, könnt' ich mir's anders überlegen, und das wär' nicht das Wahre.« Er fuhr geradewegs den Hügel hinunter und schlitterte seitwärts durch den Zugang zu Old Woman's Meadow. Nach wenigen Metern verließ er den Fahrweg und brauste querfeldein zum Steg oberhalb des Wehrs. Das Motorrad vollführte Bocksprünge über das unebene Gras und schien ihn unbedingt abwerfen zu wollen; Neumann, der vom Friedhofstor aus zusah, begriff nicht, wie Devlin sich im Sattel halten konnte. Der Leutnant duckte sich blitzschnell, als eine Kugel den Holzpfosten neben seinem Kopf zersplitterte. Er ließ sich mit Werner Briegel und Altmann in den Schutz der Mauer fallen und begann, das Feuer zu erwidern, als die Überlebenden aus Hustlers Abteilung, die sich endlich wieder gesammelt hatten, den Saum des Wäldchens hinter der Kirche erreichten.
Devlin raste über den Steg und folgte drüben dem Waldweg. Oben an der Straße mußten Soldaten sein, davon war er überzeugt. Er zog eine der Handgranaten aus seinem Mantelgürtel und riß mit den Zähnen den Sicherungsstift heraus. Schon war er aus dem Wald, und da stand ein Jeep an der Grasböschung, die Besatzung wandte sich erschrocken um. Er warf die Handgranate einfach hinter sich. Dann nahm er die zweite. Links hinter der Hecke waren weitere Rangers, und als die erste Granate explodierte, warf Devlin die zweite über die Hecke. Er fuhr mit unvermindertem Tempo weiter die Straße entlang, vorbei an der Mühle und um die Ecke. Dann bremste er scharf hinter der Brücke, wo Steiner noch immer mit dem MG kauerte.
Steiner sprach kein Wort. Er stand einfach auf, hielt das MG mit beiden Händen und ballerte den ganzen Gurt in einer einzigen furchtbaren Salve leer, so daß Corporal Bleeker schleunigst hinter der Gartenmauer in Deckung ging. Im gleichen Augenblick warf Steiner das MG weg und
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