Der Adler ist gelandet
Schwierigkeiten haben.« »Und die irische Luftwaffe?« »Welche Luftwaffe, Reichsführer?«
»Verstehe.« Himmler schloß die Akte. »Die Sache kommt also endlich voran. Ich bin sehr mit Ihnen zufrieden, Radl. Halten Sie mich auf dem laufenden.«
Er nahm die Feder auf, womit Radl eigentlich verabschiedet gewesen wäre, aber Radl sagte zögernd: »Da... da ist noch etwas, Reichsführer.« Himmler blickte unwirsch auf. »Und das wäre?« »Generalmajor Steiner.« »Oberstleutnant Steiner.«
Radl wußte nicht, wie er es formulieren sollte, aber auf die eine oder andere Art mußte er es zur Sprache bringen. Das war er Steiner schuldig. Im Grunde war er, angesichts der gegebenen Umstände, selbst erstaunt, wieviel ihm an der Einhaltung dieses Versprechens lag. »Es war Ihr Vorschlag, Reichsführer, daß ich Oberstleutnant Steiner klarmachen sollte, sein Verhalten in dieser Sache könne auf den Fall seines Vaters großen Einfluß haben.«
»Ja, das stimmt«, sagte Himmler ruhig. »Aber wo liegt da das Problem?« »Reichsführer, ich habe Oberstleutnant Steiner versprochen«, sagte Radl lahm, »das heißt, ihm die Zusicherung gegeben, daß... daß...« »Wozu Sie keine Befugnis hatten«, sagte Himmler scharf. »Jedoch können Sie, in Anbetracht der Umstände, Steiner diese Zusicherung in meinem Namen geben.« Wieder nahm er die Feder auf. »Sie können jetzt gehen.«
Als Radl hinaus ins Vorzimmer trat, stand Devlin am Fenster und lugte durch einen Spalt in den Vorhängen, und Preston saß in einem Sessel und rieb sich das Knie. »Schüttet wie aus Eimern draußen«, sagte Devlin vergnügt. »Na ja, vielleicht bleibt dann die Royal Air Force ausnahmsweise mal zu Hause. Gehen wir?«
Radl nickte und sagte zu Preston: »Sie bleiben hier. Der Reichsführer hat noch mit Ihnen zu reden. Und kommen Sie morgen nicht zu mir. Ich setze mich mit Ihnen in Verbindung.«
Preston war aufgesprungen, wiederum sehr militärisch. »Zu Befehl, Herr Oberst.«
Radl und Devlin gingen zur Tür, und im Hinausgehen hob der Ire den Daumen und grinste freundlich. »Es lebe die Republik, me old son.« Preston ließ den Arm sinken und fluchte. Devlin schloß die Tür und folgte Radl zur Treppe. »Wo, zum Teufel, haben sie denn den aufgegabelt? Himmler muß völlig den Verstand verloren haben.« »Das weiß Gott«, sagte Radl, als sie neben den SS-Wachen unter dem Haupteingang stehenblieben, um ihre Mantelkragen gegen den strömenden Regen hochzuschlagen. »Der Gedanke, einen zweiten Offizier mitzunehmen, der Engländer ist, hat etwas für sich, aber dieser Preston...« Er schüttelte den Kopf. »Eine gescheiterte Existenz, Schmierenschauspieler und Schmalspurkrimineller. Ein Mann, der von Kindheit an in einer Art Traumwelt gelebt hat.«
»Und jetzt haben wir ihn auf dem Hals«, sagte Devlin. »Ich frage mich, wie Steiner es aufnimmt.«
Als Radls Dienstwagen vorfuhr, setzten sie sich in den Fond. »Steiner kriegt's hin«, sagte Radl. »Männer wie Steiner kriegen alles hin. Aber jetzt zur Sache. Wir fliegen morgen nachmittag nach Paris.« »Und dann?«
»Ich habe wichtige Dinge in Holland zu erledigen. Wie ich Ihnen bereits sagte, wird das ganze Unternehmen von Landsvoort aus gestartet, ein ideales Kaff, wirklich jottwede. Während der entscheidenden Phase werde ich selbst dort sein, wenn Sie also Funkverbindung aufnehmen, mein Lieber, dann werden Sie wissen, wer am anderen Ende sitzt. Wir trennen uns also, wie gesagt, in Paris, und ich fliege weiter nach Amsterdam. Sie kriegen einen Transport zum Flugplatz von Laville in der Nähe von Brest. Sonntag abend um zehn Uhr starten Sie.« »Werden Sie dort sein?« fragte Devlin. »Ich will's versuchen, aber vielleicht klappt's auch nicht.« Kurz darauf kamen sie am Tirpitz-Ufer an und hasteten durch den Regen zum Eingang, gerade als Hofer dort auftauchte. Er salutierte, und Radl sagte: »Schluß für heute, Hofer! Irgend etwas für mich gekommen?« »Jawohl, Herr Oberst. Ein Funkspruch von Mrs. Grey.« Radl war ganz aufgeregt. »Was für ein Funkspruch, Mann?« »Meldung erhalten und verstanden, Herr Oberst, und daß für Herrn Devlins Unterbringung gesorgt werde.«
Radl wandte sich triumphierend zu Devlin; Regen troff von seiner Mütze. »Na, was sagen Sie dazu, mein Freund?«
»Es lebe die Republik«, sagte Devlin trübsinnig. »Ist Ihnen das patriotisch genug? Wenn ja, könnte ich dann reingehen und einen kippen?«
Um genau zwei Uhr zwanzig am Morgen des 9. Oktober, einem Samstag, erzielte der
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