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Der Adler ist gelandet

Der Adler ist gelandet

Titel: Der Adler ist gelandet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Luftwaffen-Hauptmann Peter Gericke von der 7. Nachtjagdstaffel vor Grandjeim an der holländischen Küste seinen achtunddreißigsten bestätigten Abschuß. Er flog bei dichter Bewölkung eine Ju 88, eine jener scheinbar schwerfälligen, schwarzen, zweimotorigen und mit bizarr geformten Antennen bestückten Maschinen, die den über Europa operierenden Nachtbombergeschwadern der Royal Air Force bereits beträchtliche Verluste zugefügt hatten.
    Dabei hatte diese Nacht für Gericke nicht gerade glücklich begonnen. Wegen einer blockierten Treibstoffzuleitung im Backbordmotor hatte er eine halbe Stunde länger am Boden bleiben müssen, während die übrige Staffel sich auf einen großen britischen Bomberverband stürzte, der nach einem Angriff auf die Stadt Hannover den Rückflug über die holländische Küste angetreten hatte.
    Bis Gericke dort eintraf, hatten die meisten seiner Kameraden bereits wieder abgedreht. Aber es konnten immer noch feindliche Nachzügler kommen, und so flog er noch ein paar Runden.
    Gericke war dreiundzwanzig Jahre alt. Ein gutaussehender, ziemlich verschlossener junger Mann, dessen dunkle Augen vor Ungeduld brannten. Nichts im Leben schien ihm schnell genug zu gehen. Zur Zeit pfiff er gerade leise die ersten Takte der Pastorale, der sechsten Symphonie von Beethoven, vor sich hin.
    Bordfunker Haupt, der hinter ihm über das Lichtensteingerät gebeugt saß, stieß ein aufgeregtes Japsen aus. »Jetzt hab' ich einen.« Im gleichen Augenblick meldete sich die Bodenstation, und die vertraute Stimme von Major Hans Berger, dem Fluglotsen des NJG 7, krächzte in Gerickes Kopfhörer. »Wanderer Vier, hier Schwarzer Ritter. Ich habe einen Kurier für Sie. Hören Sie mich?« »Laut und deutlich«, erwiderte Gericke.
    »Gehen Sie null-acht-sieben Grad. Zielentfernung zehntausend.« Sekunden später brach die Ju 88 aus ihrer Wolkendeckung, und Böhmler, der Beobachter, berührte Gerickes Arm. Gericke sah seine Beute sofort. Ein angeschlagener Lancaster-Bomber krebste im hellen Mondschein heimwärts, aus dem äußeren Backbordmotor quoll eine dicke Rauchfahne.
    »Schwarzer Ritter, hier spricht Wanderer Vier«, sagte Gericke. »Habe Sicht, brauche keine weitere Anweisung.« Er glitt wieder zurück in die Wolken, ging zweihundert Meter tiefer und drehte dann hart über die linke Tragfläche ab, um unter dem Heck der lädierten Lancaster wieder aufzutauchen. Sie bot ein bequemes Ziel, wie sie gleich einem grauen Gespenst über ihnen dahinschwebte und ihre Rauchfahne hinter sich herzog.
    In der zweiten Hälfte des Jahres 1943 bekamen die deutschen Nachtjäger eine Waffe, die sie Schräge Musik nannten. Eine Zwanzig-Millimeter-Zwillingskanone, die so im Rumpf montiert war, daß sie in einem Winkel zwischen zehn und zwanzig Grad schräg nach oben feuerte. Damit konnten die Nachtjäger ihre Beute von unten angehen, aus dem toten Winkel heraus und für die Bordwaffen der meisten Bombertypen praktisch unerreichbar. Da keine Leuchtspurgeschosse verwendet wurden, konnten Dutzende von Bombern abgeschossen werden, ohne daß ihre Besatzungen überhaupt wußten, woher der Angriff gekommen war. So auch dieses Mal. Den Bruchteil einer Sekunde lang hatte Gericke die Lancaster im Fadenkreuz, dann, während er nach Backbord abdrehte, kippte der Bomber ab und stürzte auf die See zu. Man sah einen Fallschirm, dann einen zweiten. Im nächsten Moment explodierte die Maschine in einem gleißenden orangefarbenen Feuerball. Trümmer des Leitwerks fielen ins Meer, einer der Fallschirme fing Feuer und flammte kurz auf.
    »Du lieber Gott im Himmel!« sagte Böhmler erschüttert. »Was für ein Gott?« erwiderte Gericke zornig. »Gib denen da unten noch die Position von dem armen Teufel durch, damit sie ihn rausfischen, und dann nichts wie heim.«
    Als Gericke und seine beiden Besatzungsmitglieder sich im Nachrichtenraum der Einsatzleitung zurückmeldeten, war niemand mehr da, bis auf Major Adler, den leitenden Nachrichtenoffizier, einen jovialen Fünfziger. Adler, der im Ersten Weltkrieg in Richthofens Staffel geflogen war, trug den »Blauen Max«, den »Pour le mérite«, und die schweren Verbrennungen, die er damals erlitten hatte, hatten sein Gesicht zu einer starren Maske gemacht.
    »Ah, da sind Sie ja, Gericke«, sagte er. »Spät kommt ihr, doch ihr kommt. Eure Abschußmeldung wurde durch ein S-Boot bestätigt, das in der Gegend kreuzt.«
    »Was ist mit dem Mann, der abspringen konnte?« fragte Gericke. »Haben sie ihn

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