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Der Adler ist gelandet

Der Adler ist gelandet

Titel: Der Adler ist gelandet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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schwerer Arbeit.« »Und bildet sich ein, daß der Hof ihm gehört, ja? Warum ist er nicht in der Army?«
    »Auch so eine Sache, die ihn wurmt. Sie haben ihn abgelehnt, weil er ein Loch im Trommelfell hat.«
    »Und das hält er vermutlich auch für eine ganz persönliche Kränkung, wie?« sagte Devlin.
    Wilde meinte linkisch, als hielte er eine Erklärung für nötig: »Mich hat's Anno vierzig bei der Royal Artillerie in Narvik auch erwischt. Hab' die rechte Kniescheibe eingebüßt, und damit war der Krieg für mich vorbei. Und Sie haben sich Ihren Schaden in Frankreich geholt?« »Ja«, sagte Devlin ruhig. »Bei Arras. Bin aus Dünkirchen auf der Bahre rausgekommen und hab's glatt verschlafen.«
    »Und mehr als ein Jahr im Lazarett gelegen, hat Mrs. Grey mir gesagt?« Devlin nickte. »Eine großartige Frau. Ich bin ihr sehr dankbar. Ihr Seliger hat vor vielen Jahren meine Leute gekannt. Ohne sie hätte ich jetzt nicht diesen Job.«
    »Eine Dame«, sagte Wilde. »Eine richtige Dame. Weit und breit ist niemand so beliebt wie sie.«
    Laker Armsby sagte: »Also ich, ich hab' damals 1916 an der Somme mein Fett abgekriegt. Bin bei den Welsh Guards gewesen.« »Tja, so geht's.« Devlin holte einen Shilling aus der Tasche, warf ihn auf den Tisch und rief Wilde zu: »Geben Sie ihm eine Pinte, ich muß jetzt gehen. Hab' noch viel zu tun.«
    Als er zur Küstenstraße kam, bog Devlin in den ersten Deichweg am Nordende von Hobs End ein und fuhr über die Marschen hinaus auf das Fichtengehölz zu. Es war ein frischer, herbstlicher Tag, kalt und belebend, mit weißen Wolken, die einander über einen blauen Himmel jagten. Er gab Vollgas und brauste den schmalen Deichweg entlang. Dann nahm er einen anderen Weg und fuhr über das Netzwerk von Deichen auf die Küste zu. Plötzlich tauchten etwa dreißig Meter zu seiner Rechten ein Pferd und ein Reiter aus dem Schilf auf. Es war das Mädchen, das er zuletzt im Dorf auf dem Ponywagen gesehen hatte, Molly Prior. Als er verlangsamte, beugte sie sich tief über den Hals des Pferdes und trieb es zum Galopp, als wollte sie mit Devlin ein Wettrennen austragen. Devlin spielte sofort mit. Er gab Gas und raste los, daß hinter ihm eine Dreckfontäne in die Marsch sprühte. Das Mädchen war insofern im Vorteil, als der Damm, auf dem sie inzwischen ritt, direkt zu den Fichten führte, während Devlin sich durch das Gewirr von Wegen schlängeln mußte und dadurch an Boden verlor.
    Sie war jetzt schon nah bei den Bäumen. Als er aus einem der Wege schlitterte, stellte seine Maschine sich quer, und während er sich bemühte, wieder auf die Piste zu kommen, trieb sie bereits ihr Pferd durch das Wasser und den Schlamm der Marsch und zwang es dann zu einem letzten Abschneider durch das Schilf. Das Tier gehorchte willig, und ein paar Sekunden später sprang es wieder auf festes Land und verschwand unter den Bäumen.
    Devlin schoß mit voller Geschwindigkeit über den Weg hinaus und den Hang der ersten Sanddüne hinauf, segelte dann ein Stück durch die Luft und landete nach einer Rutschpartie im weichen, weißen Sand. Molly Prior saß unter einer Fichte, das Kinn auf die Knie gestützt, und blickte hinaus aufs Meer. Sie war genauso gekleidet, wie Devlin sie zuletzt gesehen hatte, nur daß sie die Mütze abgenommen hatte und man ihr kurzgeschnittenes, lohfarbenes Haar sah. Das Pferd knabberte an einem Grasbüschel, das durch den Sand wuchs.
    Devlin stellte das Motorrad wieder auf und warf sich neben Molly zu Boden. »Ein schöner Tag, Gott sei's gedankt.«
    Sie wandte sich ihm zu und sagte ruhig: »Wo bleiben Sie so lang?« Devlin hatte die Mütze abgenommen, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen, und blickte erstaunt zu ihr auf. »Wo ich so lang bleibe? Sie kleines...«
    Und da lächelte sie; dann warf sie den Kopf zurück und lachte lauthals, und Devlin lachte auch. »Bei Gott, und ich will dich noch kennen, bis der Jüngste Tag anbricht, so wahr, wie ich hier bin.«
    »Und was soll das heißen?« Sie sprach mit dem harten und deutlichen Norfolk-Akzent, der ihm noch so ungewohnt war. »Ach, eine Redensart aus der Gegend, wo ich herkomme.« Er steckte sich eine Zigarette in den Mund. »Auch eine?«
    »Nein.«
    »Sehr gut, davon bleibt man klein und häßlich, und Sie sind doch erst noch im Wachsen.«
    »Ich bin achtzehn, damit Sie's wissen«, erwiderte sie. »Im Februar werd' ich neunzehn.«
    Devlin legte sich zurück, schob die Hände unter den Kopf und den Mützenschild über die Augen. »Am

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