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Der Advent, in dem Emma ihren Schutzengel verklagte

Der Advent, in dem Emma ihren Schutzengel verklagte

Titel: Der Advent, in dem Emma ihren Schutzengel verklagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noel Hardy
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zusammen mit anderen Werken den Kunstkommissaren Napoleons übergeben, um sich damit den Fortbestand des Kirchenstaates zu erkaufen. In Paris landete sie irgendwann in einem Gästepalast der Regierung, aus dem sie Ende des zwanzigsten Jahrhunderts, wiederum zusammen mit anderen höchst wertvollen Kunstgegenständen, bei einem Staatsbesuch von einem rumänischen Diktator und gefürchteten Kunst dieb entwendet wurde. Nach dessen Hinrichtung war es dann offenbar nur noch ein kurzer Weg von Rumänien nach Ungarn in die Hände meines in Not geratenen Verkäufers.«
    Â»Und nun ist sie wieder in heimischen Landen einge troffen«, sagte der Monsignore staunend. »Wie wunderbar sind doch die Wege des Herrn.« Er bekreuzigte sich flüch tig. »Ich meine, sie wären es, wenn es sich nicht um eine Fälschung handeln würde.«

    E s war wie an ihrem Geburtstag. Nur ohne den Piccolo.
    Emma leerte den Kühlschrank und stellte den Inhalt auf den Küchentisch. Sie putzte den Innenraum des Kühl schranks. Sie stellte Butter, Milch, Apfelsaft und Joghurt wieder zurück. Sie schälte eine Orange und aß sie. Ihr war nach weinen zumute, aber die Tränen stauten sich irgendwo in ihr; mehr als ein Brennen in den Augen brachte sie nicht zustande.
    Sie holte das Kofferradio aus dem Bad, räumte ihm einen Platz auf dem Fensterbrett frei und suchte die Sender ab, bis sie einen fand, der Putzmusik spielte. Putzen und Backen, dachte sie. Emma Brahms 2.0, das neue, verbesserte Modell. Kein sichtbarer An-/Aus-Schalter. Selbstaufladend. Kann mit Wasser in Berührung kommen. Nur nicht mit Männern. Oder Engeln.
    Auf einmal fiel ihr wieder ein, dass sie gestern Morgen nach den Zutaten für den Erdbeerkuchen geschaut hatte. Natürlich, dachte sie. Ich werde den besten Erdbeerkuchen der Welt backen, und dann kommt er zurück .
    Sie zog sich an, um einkaufen zu gehen. Dabei dachte sie, dass es nicht die Trennung von Murat war, die sie so aus der Bahn warf, sondern die Angst, von jetzt an immer so zu bleiben, wie sie war. Kein Mann hielt es bei ihr aus. Vielleicht hatte sie auch Mark die ganze Zeit unrecht getan. Vielleicht hatte er sie wirklich geliebt. Oder er hatte es zumindest versucht, und sie hatte es ihm unmöglich gemacht.
    Im Radio kam »Send Me an Angel«, und auf einmal konnte sie weinen. Wie dumm du warst! , dachte sie. Dumm und ungeschickt. Er wird nicht wiederkommen, du hast ihn verscheucht. Wie konntest du auch versuchen, einen Engel zu vergewaltigen?!
    Sie war wütend auf sich, wütend auf Murat, wütend auf Weihnachten. Sie betrachtete sich im Spiegel der Kleiderschranktür und fand, dass der Zorn sie schön machte. Der Zorn und die Tränen, je mehr, desto besser.
    Sie verließ die Wohnung, kaufte für ein Vermögen Erdbeeren am Hauptbahnhof und alles, was sie sonst noch brauchte. Danach eilte sie wieder nach Hause, um den besten Erdbeerkuchen der Welt zu backen. Und so roch er dann auch, so roch die ganze Wohnung – süß und warm und fruchtig.
    Als sie das Gelee fast fertig hatte, verlor sie plötzlich die Lust daran. Was, wenn er nicht wiederkam? Nie mehr? Sie wusste nicht, wo sie ihn suchen sollte, aber sie musste es versuchen, musste alle Orte abklappern, an denen er vielleicht sein konnte. Also machte sie sich wieder auf den Weg.
    Aber er war nirgendwo. Nicht in der Michaelskirche, nicht im Amor Club oder den Dönerbuden rund um den Hauptbahnhof oder der Autovermietung, wo er den Ferrari geleast hatte. Auch bei Monsignore Wenzel hatte sie kein Glück, denn der ging nicht mal mehr an sein Mobiltelefon.
    Sie stapfte durch die Straßen, durch die sie mit ihm geschlendert war, beobachtete die Plätze, die ihm gefallen hatten, und betrat jede Kirche, an der sie vorbeikam. Sie zuckte zusammen, wenn sie einen Motor aufröhren hörte. Im Schlosspark hielt sie sich bei den Schwänen am See auf, sah zu, wie sie ihre Flügel ausbreiteten und flatternd übers Wasser liefen, denn das hatte Murat gemocht. Aber auch hier fand sie ihn nicht.
    Sie spürte weder die eisige Kälte noch den dicht fallenden Schnee oder die Schmerzen in den Füßen. Sie hatte keinen Durst und fühlte keinen Hunger. Alles, was sie wollte, war Murat. Sie wollte ihn finden, ihm sagen, dass sie sich dumm benommen hatte, furchtbar dumm, und dass es ihr leidtat, dass sie ihn nie mehr bedrängen und nichts verlangen wollte, außer dass er bei ihr

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