Der Agent - The Invisible
waren. Sie hatte eine unglaublich weibliche Figur - breite Hüften, eine schlanke Taille und nur leicht gebräunte, zarte Arme. Trotz der brennenden Sonne war ihr Gesicht bemerkenswert blass, aber auf eine attraktive Art. Es war eine natürliche Blässe, die ihr gut stand, weil sie ihre dunkelbraunen Augen und das glänzende, bis zur Mitte des Rückens herabfallende kastanienbraune Haar stärker hervortreten ließ. Für einen Augenblick musste er sie bewundernd anstarren. Es war das erste Mal, dass er ihre außergewöhnliche Schönheit wirklich sah. Diese Schönheit und ihre elegante und ungezwungene Art erinnerten ihn an Katie.
Katie. Er dachte nicht oft an sie, aber nicht, weil er nicht gewollt hätte. Es war nur so verdammt hart. Bewusst unterdrückt hatte er die Erinnerung an sie nie, doch er beschwor sie auch nicht herauf. Sie war die erste Frau, die er wirklich geliebt hatte. Es war schwer genug gewesen, damals darüber hinwegzukommen, und er hatte kein Bedürfnis, diese tiefe Verzweiflung noch einmal durchzumachen. Selbst heute, annähernd zwei Jahre nach ihrem Tod, litt er unter ihrem Verlust. Nicht permanent, doch wenn ihm ihre Abwesenheit bewusst wurde, traf es ihn hart. Er musste nur ein Gericht kochen, das sie gern gegessen hatte, und schon kam alles zurück. Wenn er den Verlust so stark empfand, suchte er meistens nicht ihr Grab auf, sondern Orte, die sie gemeinsam gesehen hatten. Der Grund war ihm nicht bewusst, und er hatte ihn nie genau analysiert. Eine schlimmere Erfahrung als ihren Tod hatte es in seinem Leben nicht gegeben, sie war sogar schlimmer als der Schock, Naomi zu verlieren, weil sie von Dämonen beherrscht wurde. Er wollte sie nicht verlieren, wollte nicht alles ein zweites Mal
durchmachen. Wahrscheinlich war das zum Teil der Grund dafür, dass er so bemüht darum war, alles Unheil von Naomi fernzuhalten. Auch wenn es im Moment so aussah, als wäre es ihm nicht gelungen.
Pétain schaute ihn erwartungsvoll an, und er bemerkte, dass er noch kein Wort gesagt hatte, und ihm fiel auch nichts ein, sosehr er sich bemühte. Er kam sich unbeholfen vor, räusperte sich, wandte den Blick ab. Sie kam ihm zu Hilfe. »Ich wollte Sie nur wissen lassen, dass der Wagen hier ist.«
Er nickte. Javier Machado hatte versprochen, ein Auto zu besorgen, mit dem sie zum Flughafen fahren konnten, wo sie es auf dem Langzeitparkplatz abstellen sollten. Dort sollte es in ein paar Tagen jemand abholen, wahrscheinlich der Besitzer, wie er vermutete. Pétain glaubte, die Botschaft hätte den Wagen zur Verfügung gestellt. »Sind Sie startklar?«, fragte er.
»Absolut.« Sie zögerte. »Was ist mit Kharmai? Haben Sie sich …?«
»Ich wollte sie nicht stören. Wahrscheinlich schläft sie.«
Sie blickte ihn skeptisch an. »Ich finde wirklich, dass Sie …«
»Machen Sie sich deshalb keine Gedanken«, erwiderte er scharf. »Wenn sie aufwacht, sind wir weg, und sie kann tun, wonach ihr der Sinn steht. Nach Washington zurückfliegen oder hierbleiben. Es ist ihre Entscheidung. Sicher ist nur, dass sie nicht mitkommt.«
Pétain zögerte, schloss die Terrassentür, ging zu Kealey, verschränkte die Arme vor der Brust und schaute ihn an. Etwas schüchtern, aber auch neugierig. »Was ist mit ihr los?«, fragte sie leise.
»Wovon reden Sie?«
»Sie wissen, was ich meine. Ich rede nicht von Madrid,
sondern von New York. Ich weiß, dass sie dort war und was Vanderveen ihr angetan hat, aber … Für mich sieht es so aus, als wäre da noch etwas anderes. Etwas, das allen entgangen ist, außer Ihnen vielleicht.«
»Hat sie nicht schon genug durchgemacht?«, fragte Kealey gereizt. Pétain wollte etwas aus ihm herauslocken, doch ihm fehlte die Geduld, sich darauf einzulassen.
Aber Pétain war nicht bereit, den Rückzug anzutreten. »Für mich sieht es nur so aus, als hätte sie …«
»Genau, Sie wissen nichts«, fuhr er sie an. »Hören Sie gut zu. Was mit ihr los ist, geht Sie nichts an. Ich bin sicher, dass Sie die Akte gelesen haben, und wahrscheinlich erinnern Sie sich an die Berichterstattung der Medien. Es ist ihnen nie gelungen, sie zu identifizieren, aber es gab jede Menge Augenzeugen, die alle irgendwas zu sagen hatten. Also wissen Sie, was Vanderveen ihr angetan und was sie durchgemacht hat. Aber wenn Sie all das wissen, warum fangen Sie dann jetzt davon an? Was wollen Sie von mir hören?«
»Es scheint nur so, als wäre da noch etwas«, sagte sie leise.
»Sie irren sich. Glauben Sie mir, Sie wissen alles, was
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