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Der Agent - The Invisible

Der Agent - The Invisible

Titel: Der Agent - The Invisible Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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er dieses Gesicht noch nie gesehen hatte. Plötzlich wurde aus Angst Wut, und diesmal
gelang es ihm, seinen Mut zusammenzunehmen. Er tat einen aggressiven Schritt nach vorn und straffte die Schultern.
    »Ich habe Nein gesagt«, knurrte er, dem anderen einen Finger in die Brust bohrend. »Sie sprechen doch Englisch, oder?«
    »Ja, wie Sie hören.« Amari Saifi lächelte mild, offenbar unbeeindruckt von dieser sinnlosen Zurschaustellung von Trotz. »Habe ich während meiner Militärzeit gelernt. Auch wenn Sie es kaum glauben werden, ich habe sogar mal an einer Übung mit Ihren Landsleuten teilgenommen.«
    Plötzlich wurde Craig durch ein Geräusch aufgeschreckt, und er drehte sich zu dem Haus um. Neben dem Spalier war ein Mitsubishi-Laster vorgefahren. Die Außenbeleuchtung wurde eingeschaltet, und ein paar Wachtposten kamen aus dem Haus. Craig sah, wie ein Mann die Hecktür des Lasters öffnete, auf die Ladefläche kletterte und seinen wartenden Kameraden etwas reichte. Das meiste konnte er erkennen - tragbare Halogenstrahler, einen zusammenklappbaren Dreifuß aus Aluminium und einen sperrigen schwarzen Koffer, der vielleicht eine Kamera enthielt.
    Der Algerier, ebenfalls die Szene beobachtend, lächelte erneut. »Sieht ganz so aus, als wären wir fast startklar«, sagte er. »Wir müssen nur warten, bis unser Star sich erholt hat. Vielleicht noch fünfzehn oder sechzehn Stunden. Allmählich werde ich ungeduldig. Verstehen Sie das?«
    »Wovon reden Sie? Und was soll das heißen, unser Star?«
    »Ich meine natürlich Fitzgerald.« Der Algerier richtete seinen ruhigen Blick auf Craig und lächelte schon wieder. »Vielleicht ein Star wider Willen, aber trotzdem ein Star. Und sie ist nur die Hauptattraktion.«
    »Wovon reden Sie?«, wiederholte Craig, aber die Frage war überflüssig. Eigentlich kannte er die Antwort.

    Saifi legte ihm eine Hand auf die Schulter, noch immer ein Lächeln auf den Lippen, doch jetzt war es eiskalt. »Sie haben doch nicht etwa gedacht, wir hätten Sie nur aus einem Grund hergebracht, Doktor? Bei Fitzgerald haben Sie eine bewundernswerte Leistung vollbracht, aber Ihre Arbeit ist noch längst nicht getan. Bald sind Sie berühmt, mein Freund … Berühmter, als Sie es sich in ihren kühnsten Träumen hätten vorstellen können.«
    In diesem Moment war Craig schlagartig klar, was passieren würde. Er musste daran denken, was er in den letzten paar Jahren in den Nachrichten gesehen hatte - grobkörnige Bilder aus dem Irak, Afghanistan und Karatschi, einer Stadt, die etwa tausenddreihundert Kilometer von hier entfernt lag. Er wusste, was Daniel Pearl und all den anderen widerfahren war, und auch wenn er die Videos selbst nie angeschaut hatte, sah er sie nun vor seinem inneren Auge. Maskierte Männer neben einer islamischen Flagge, Resignation in den Augen des Opfers, Forderungen, die nie erfüllt werden würden, die glitzernde Klinge, die mit nach unten sauste …
    Es war keine bewusste Entscheidung, doch auf einmal bewegte er sich vor und streckte die Hand nach der Kehle des Algeriers aus, den Blick auf die Stelle mit den empfindlichen Nerven unter dem Kinn richtend. Aus dem hinteren Teil des Hauses hörte er Schreie, dann Schritte in dem nassen, kniehohen Gras, doch es waren bedeutungslose Hintergrundgeräusche; er konnte nur noch daran denken, den Algerier zu töten, der gerade nach links auswich und einen Arm hob, um den Angriff zu parieren, sich aber nicht wehrte. Craig, dessen erste Attacke ins Leere gegangen war, bereitete sich auf einen zweiten Versuch vor. Er warf sich nach vorn, mit gesenktem Kopf, und spürte, wie seine Schulter sich in den Magen des
Algeriers bohrte, dem es sofort den Atem verschlug. Für einen Augenblick empfand Craig eine enorme Befriedigung, doch dann war der erste Soldat zur Stelle, und plötzlich schien sein Kopf vor Schmerz zu explodieren. Der brutale Schlag traf genau dort, wo er schon auf dem Parkplatz des Krankenhauses getroffen worden war, und er ging zu Boden.
    Obwohl er keine Chance hatte, versuchte er durchzuhalten. Vielleicht war es das letzte Mal, dass er Widerstand leisten konnte. Aber es funktionierte nicht, die Finsternis überkam ihn mit unglaublicher Geschwindigkeit, und bevor er das Bewusstsein verlor, hörte er noch das laute Gelächter des Algeriers, das die Stille der Nacht zerriss.
    Dann war alles schwarz.

30
    Lahore
    Der Flug war anstrengend, besonders der siebenstündige Abschnitt zwischen Rom und Taschkent, wo die Maschine wegen einer

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