Der Agent - The Invisible
war. Er begrüßte den Spanier wie einen alten Freund, obwohl er ihm gleich frech ins Gesicht lügen würde.
»Danke, Mr. President«, antwortete Vázques, devot den Kopf neigend. »Auch dafür, dass Sie sich die Zeit nehmen, mich zu empfangen. Mir ist klar, dass Sie und Ihre Mitbürger eine schwere Zeit durchmachen. Wie ich höre, haben Ihnen die politischen Führer meines Landes bereits mitgeteilt, wie empört und besorgt sie wegen der Entführung von Außenministerin Fitzgerald in Pakistan sind. Aber erlauben Sie mir bitte, Ihnen auch noch einmal persönlich mein Mitgefühl auszudrücken. Meine Familie und ich beten dafür, dass sie gesund zurückkehren möge. Wie die Bürger unseres Landes.«
Der Präsident hörte sich die zu erwartenden Worte mit leicht gesenktem Kopf an und umklammerte dann Vázques’ Rechte mit beiden Händen. »Danke, Herr Botschafter. Ich weiß Ihre Anteilnahme zu schätzen und bin dankbar für die
Unterstützung durch Sie und Ihre Regierung. Es bedeutet nicht nur mir sehr viel, sondern auch meinen Landsleuten.«
Brenneman ließ Vázques’ Hand los und stellte die anderen Anwesenden vor, die der Spanier sämtlich mit einem herzlichen Handschlag begrüßte, ohne dass seine Miene irgendetwas preisgegeben hätte. Als Harper an der Reihe war, glaubte er im Gesicht des Botschafters etwas wie Ekel oder Verachtung aufflackern zu sehen, doch angesichts der Lage und der Umgebung blieb ihm nichts anderes übrig, als kommentarlos darüber hinwegzugehen.
Brenneman wies auf eine Reihe bereitstehender Stühle vor dem Schreibtisch und forderte alle auf, Platz zu nehmen. Der Präsident nahm den Stuhl, der am dichtesten vor dem Schreibtisch stand, auf der Südseite des Raums. Vázques und Hayden setzten sich rechts neben ihn, Andrews, Harper und Chavis nahmen auf der anderen Seite des Kaffeetischs Platz, Chavis saß dem Präsidenten am nächsten. Ein Steward der Navy betrat das Oval Office und brachte Tassen, Kaffee, Milch und Zucker. Nachdem er das silberne Tablett abgestellt hatte, verschwand er wieder, die Tür leise hinter sich schließend.
Niemand sagte etwas, während Stan Chavis den Kaffee einschenkte. Dann wandte sich der spanische Botschafter Brenneman zu, beide Hände auf einer Akte, die in seinem Schoß lag.
»Ich nehme an, Mr. President, dass Sie wissen, warum meine Regierung um dieses Gespräch gebeten hat.«
Hayden schritt ein, um Vázques’ Aufmerksamkeit von Brenneman abzulenken. »Ehrlich gesagt ist uns der Grund dieses Treffens nicht überzeugend dargelegt worden, Herr Botschafter. Wahrscheinlich ahnen Sie, dass wir versucht haben, über die üblichen diplomatischen Kanäle bestimmte Leute zu kontaktieren,
um mehr zu erfahren, aber wir hatten während der letzten acht Stunden keine Möglichkeit, mit Mitgliedern Ihrer Regierung zu reden. Vielleicht könnten Sie uns das erklären.«
»Tut mir leid, dazu kann ich nichts sagen«, antwortete Vázques mild, mit den Fingern auf dem Ordner in seinem Schoß trommelnd. »Leider war ich selbst nicht kontinuierlich in die Kommunikation eingebunden. Sie haben sicher Verständnis für dieses Problem, denn in den letzten beiden Tagen ging es sehr hektisch zu.«
Niemand glaubte auch nur eine Sekunde daran, doch die ungeschriebenen Gesetze der Diplomatie erlaubten es nicht, Vázques’ Äußerung infrage zu stellen. Ein unbehagliches Schweigen senkte sich über den Raum, und irgendwann fuhr Vázques fort, sich wieder direkt an Brenneman richtend.
»Mr. President, ich gehe davon aus, dass Sie über die jüngsten Ereignisse in Madrid informiert sind. Damit meine ich natürlich die vorsätzlich herbeigeführte Explosion, die sechs unschuldige Passanten das Leben gekostet hat. Indirekt hat dieser Vorfall auch zum Tod eines algerischen Staatsbürgers namens Kamil Achmed Ghafour geführt. Ich bin nicht sicher, ob Sie es wissen … Ghafour kam nicht durch die Explosion ums Leben, sondern infolge einer Schussverletzung, die ihm ein paar Minuten zuvor zugefügt wurde. Beide Vorfälle ereigneten sich an derselben Straße in der Innenstadt von Madrid.«
Brenneman nickte bedächtig, ohne einen Blick für den Kaffee, den Chavis vor ihn hingestellt hatte. »Ich bin vertraut mit der Lage. Wie Sie vermutlich wissen, habe ich bereits mit dem König und Premierminister Zapatero telefoniert, um ihnen mein Mitgefühl auszudrücken.«
»Dann ist Ihnen wahrscheinlich auch bekannt«, fuhr der
Botschafter fort, wiederum devot den Kopf senkend, »dass sich Ihr State
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