Der Agent - The Invisible
Department keine Woche vor diesem Vorfall mit einer offiziellen Bitte an unser Außenministerium in Madrid gewandt hat, weil man Ghafour wegen seiner Verbindung zu einem Mann namens Amari Saifi befragen wollte. Saifi ist ebenfalls algerischer Staatsbürger und ein prominentes Mitglied der Groupe Salafiste pour la Prédication et le Combat, auch unter dem Kürzel GSPC bekannt.«
Wieder schaltete sich Hayden ein. »Ja, das ist richtig. Wir hatten Grund zu der Annahme, dass Saifi für die Entführung von zwölf amerikanischen Touristen in Pakistan verantwortlich ist. Wie Ihnen sicher bekannt ist, war diese Theorie goldrichtig. Sie haben doch das Video gesehen?«
Vázques nickte, obwohl die Frage rein rhetorischer Natur war. Ja, er hatte das Video gesehen, das von Al-Dschasira zum ersten Mal vor zwei Tagen gesendet worden war, und jetzt war ihm - wie dem Rest der zivilisierten Welt - hundertprozentig klar, dass Saifi nicht nur an der Entführung der Touristen, sondern auch an der der amerikanischen Außenministerin beteiligt gewesen war. Ihm war bewusst gewesen, dass man ihm diese Geschichte auftischen würde, doch angesichts des Beweises in dem Ordner hatte er nicht vor, sich in die Defensive drängen zu lassen.
»Aus heutiger Sicht«, sagte er schließlich, »wäre es wahrscheinlich ratsamer gewesen, Ihrer damaligen Bitte zu entsprechen. Aber würden Sie nicht zugestehen, Mr. Hayden, dass einem dies alles als ein ziemlich seltsamer Vorfall erscheint?«
»Was genau wollen Sie damit sagen?«, fragte Stan Chavis nervös.
»Ich dachte, das wäre offensichtlich, Mr. Chavis.« Vázques wich kein bisschen zurück. »Ich beziehe mich auf den kurzen
zeitlichen Abstand zwischen der Bitte Ihres Außenministeriums um ein Treffen mit Ghafour und seinem ziemlich plötzlichen Tod in Madrid.«
Brenneman räusperte sich dezent. »Mr. Vázques, ich sehe, worauf Sie hinauswollen, aber als altgedienter Diplomat kennen Sie dieses Geschäft, und eigentlich muss ich Ihnen nicht sagen, dass Sie sich auf dünnem Eis bewegen. Falls Sie durchblicken lassen wollen, woran ich denke, machen Sie einen großen Fehler. Eine solche Anschuldigung ohne Beweis vorzubringen läge bestimmt nicht in Ihrem Interesse. Oder in dem Ihrer Regierung.«
Der spanische Botschafter hob versöhnlich eine Hand. »Mr. President, ich hatte nicht die Absicht, eine Anschuldigung vorzubringen. Bitte verzeihen Sie mir, falls ich diesen Eindruck erweckt habe. Ich wollte nur auf den kurzen zeitlichen Abstand hinweisen. Dass beide Vorfälle aus Zufall so schnell aufeinanderfolgten, mag man kaum glauben.«
Hayden wollte etwas sagen, doch Vázques hob erneut die Hand.
»Bitte, Mr. Hayden, hören Sie noch einen Moment zu. Ich denke, es wird Sie interessieren, was ich gleich sagen werde.« Vázques lehnte sich zurück und blickte die Anwesenden nacheinander an. »Es wird Sie nicht überraschen, dass nach der Explosion an der Calle de San Leonardo de Dios eine groß angelegte Untersuchung des Falles eingeleitet wurde, an der unter anderem die Nationale Polizei und die Guardia Civil beteiligt waren. Bei der Beweissuche wurde etwas sehr Interessantes herausgefunden. Die Explosion wurde nicht durch einen herkömmlichen Sprengstoff verursacht wie etwa Dynamit, TNT, Semtex - bei baskischen Separatisten sehr beliebt - oder C4, sondern durch die Explosion zweier Tanks, von denen einer
Acetylen, der andere Sauerstoff enthielt. In dem vorläufigen Bericht der Polizei steht, die beiden Tanks seien entweder voll oder fast voll gewesen, wodurch sich die Opferzahl und der Sachschaden erklären ließen.«
»Acetylen?«, murmelte Brenneman kopfschüttelnd. »Das klingt … unwahrscheinlich.«
»Es stimmt, Mr. President, ich versichere es Ihnen.« Vázques schien zufrieden, weil Brenneman sich zu Wort gemeldet hatte. Harper wäre es am liebsten gewesen, wenn er gar nichts mehr sagte, denn jedes Wort konnte ihm später im Munde umgedreht werden. Außerdem war exakt aus diesem Grund Hayden anwesend. Wenn jemand sich vorwagte, musste er es sein.
»Glücklicherweise wurde schnell klar, woher die Tanks stammten«, fuhr Vázques fort. »Beide wurden aus einer Autowerkstatt entwendet, die keine zwanzig Meter vom Ort der Explosion entfernt liegt. Der Besitzer konnte schnell bestätigen, dass seine Tanks fehlten. Offensichtlich hatte er schon einmal Probleme mit Dieben - auf dem schwarzen Markt in Madrid kann man so ziemlich alles verhökern -, und nach dem letzten Vorfall, zwei Monate vor der
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