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Der Agent - The Invisible

Der Agent - The Invisible

Titel: Der Agent - The Invisible Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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sie damit, dass er einen Fluchtversuch unternehmen würde, sie waren auf alles vorbereitet. Die beiden Männer entspannten sich, als er an ihnen vorbei war, die Schultern sackten etwas herab mit dem Nachlassen der Anspannung. In ihren Augen lag etwas wie Angst, und nun war der bedrohliche Moment vorbei.
    Zu früh, ich muss warten, dachte er. Warten, bis wir draußen sind. Doch dann würde er losrennen. Wahrscheinlich würde er gerade mal drei Meter weit kommen, aber er musste es versuchen, ihm blieb keine andere Wahl. Niemand würde ihm helfen. Einen Moment überlegte er, wo Said sein mochte, fragte sich dann aber, warum ihn das interessieren sollte, denn schließlich war er für seine Lage verantwortlich. Indem er Mengal seinen Namen nannte, hatte er sein Schicksal besiegelt. Hätte Said nicht diese verhängnisvolle Rolle gespielt,
würde er immer noch tagsüber in dem Krankenhaus arbeiten, nachts alte Spielfilme sehen und ungeduldig auf den Tag der Rückkehr nach Seattle warten. Wäre es so gelaufen, hätte er ein paar gute Storys im Gepäck gehabt und eine weitere Zusatzqualifikation für seinen Lebenslauf.
    Zum Teufel mit dir, Said, dachte er, und der aufflackernde Zorn war stärker als die Angst. Er reagierte sich gedanklich an dem erstbesten Opfer ab, aus Gründen, die er nicht ganz verstand. Wahrscheinlich sammelte er unbewusst Kräfte für das, was er gleich tun würde. Zum Teufel mit dir. Hoffentlich legen sie dich auch um, und ich wünsche, dass du dein Ende kommen siehst, verräterischer Dreckskerl.
    Als sie das Ende des Korridors erreichten, war ihm bereits der Schweiß ausgebrochen. Das feuchte Hemd klebte an seinem Oberkörper, und seine Füße schienen in unsichtbarem Schlamm zu stecken. Bis zur Tür waren es nur noch ein paar Schritte, und als er nach draußen trat, gab es kein Zurück mehr.
     
    »Wer zum Teufel ist das?«, fragte Walland über Funk. Kealey drehte das Gewehr und sah durch das Nachtsichtzielfernrohr einen großen blassen Mann aus dem Haus kommen, dicht gefolgt von dem Algerier. »Eine Geisel?«
    »Ich sehe ihn auch«, funkte Owen dazwischen, die Frage ignorierend. »Saifi ist direkt hinter ihm.«
    »Ein neues Gesicht«, bemerkte Manik. »Sieht nicht so aus, als wäre er bewaffnet.«
    Kealey ignorierte die anderen und beobachtete die unbekannte Person weiter durch das Zielfernrohr. Trotz des Grünstichs konnte kein Zweifel daran bestehen, dass der Mann ein Weißer war. Er wirkte verängstigt, doch da war
noch etwas anderes, das er nicht genau bestimmen konnte. Ein paar Augenblicke später ging ihm ein Licht auf - in der Miene des Mannes lagen zugleich Angst und Entschlossenheit, eine der brisantesten Kombinationen überhaupt. Er kannte dieses Phänomen, erst kürzlich hatte er wieder damit Bekanntschaft gemacht, in Madrid, bei Naomi.
    »Wohin wollen die?«, hörte er Manik fragen, als er gerade damit beschäftigt war, Naomis Bild aus seinem Kopf zu verdrängen.
    »In die Scheune«, antwortete Massi. »Sieht so aus, als wollten sie ihn zu Fitzgerald bringen. Eine Waffe sehe ich immer noch nicht …«
    »Haltet die Stellung«, sagte Kealey, das Mikrofon mit der Hand beschirmend. Plötzlich lief es ihm eiskalt den Rücken hinunter. Woher es kam, wusste er nicht, doch vermutlich hatte es damit zu tun, was sich vor seinen Augen abspielte. Alles wirkte irgendwie falsch, gekünstelt, als würde einer der beiden Männer nur vorgeben, seine Rolle zu spielen.
    Durch das Zielfernrohr sah er, wie Saifi hinter der Geisel in Richtung Scheune schlenderte. Er wusste nicht, warum er automatisch davon ausging, dass der Mann eine Geisel war, er konnte genauso gut aus freiem Willen hier sein. Zu beweisen war es sowieso nicht, doch das Wort schien zu passen. Aber etwas kam ihm seltsam vor an der Miene des Mannes, an seinen gestrafften Schultern, an dem staksigen Gang. Es sah so aus, als könnten seine Beine jeden Moment einknicken.
    Aber irgendwie wirkte alles gestellt, fast so, als wäre …
    Auf halbem Weg zur Scheune blieb die Geisel plötzlich stehen, wirbelte herum und verpasste Saifi einen harten Schlag gegen den rechten Wangenknochen. Ungläubig sah Kealey, wie der Algerier zurücktaumelte, über etwas stolperte und
stürzte. Sofort meldeten sich die anderen über Funk, doch er hörte nicht hin, gebannt auf den Mann schauend, der reglos vor dem am Boden liegenden Saifi stand und ihn erschrocken anblickte, wie ein Reh, das von Scheinwerfern erfasst wird. Offenbar war er unschlüssig, was er als

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