Der Agent - The Invisible
hörte schnelle Schritte und die Schreie verletzter Passanten. Plötzlich wurde ihr Körper von einem Hustenanfall geschüttelt, doch sie begriff auch in ihrer Verwirrung sofort, dass nicht sie, sondern der auf ihre liegende Patterson hustete. Seine Brust hob und senkte sich, sie spürte es auf ihrem Rücken, aber er atmete unregelmäßig und mit Mühe.
»Lee?« Sie wollte sich umdrehen, aber der Sitz drückte zu fest gegen ihre Schulter. »Wie schlimm ist es?« Es war fast unmöglich, die Panik in ihrer Stimme zu unterdrücken. »Kannst du dich bewegen?«
Er murmelte etwas Unverständliches vor sich hin.
Ein greller Blitz, gefolgt von einem lauten Krachen. Wieder verlor sie das Bewusstsein, aber nur für einen Augenblick. Sie begriff, dass die Tür auf der Seite des Beifahrersitzes aus den Angeln gesprengt worden war, die Tür, vor der ihre Füße
lagen. Obwohl sie auf dem rechten Ohr nichts mehr hörte, entging ihr nicht, dass die verzweifelten Angst- und Schmerzensschreie plötzlich lauter wurden, untermalt vom Knattern automatischer Waffen. Ein Teil der Schreie verstummte schlagartig. Sie fühlte, wie sich das Gewicht auf ihrem Rücken plötzlich verlagerte, dann glitt Lees Körper von ihrem. Zwei Hände klammerten sich um ihre Fußknöchel. Sie schrie auf und versuchte, sich aus dem Griff zu befreien, aber es war sinnlos. Sie wurde aus dem Wrack des Suburban gezogen.
Zwei Männer stützten sie und zerrten sie über die Straße. Sie verlor einen Schuh, auf dem Asphalt liegende Glassplitter bohrten sich durch den Nylonstrumpf. Sie wollte aufschreien, biss sich aber auf die Lippen. Die Befriedigung wollte sie ihnen nicht gönnen. Zu ihrer Rechten wurde Lee von zwei weiteren bewaffneten Männern über die Straße gezerrt. Er war bewusstlos, sein Körper schlaff, das Kinn war auf die Brust herabgesunken. Am Straßenrand warf man erst sie, dann Lee auf verdorrtes Gras. Sie drehte sich zu dem Fahrzeug um, aus dem sie gerade herausgezogen worden war. Fast hätte sie sich übergeben müssen.
Der Suburban war nur noch ein Wrack, aus dem Motorblock stieg Rauch auf. Die Windschutzscheibe aus Sicherheitsglas war durch die Wucht der Explosion völlig blind, aber sie konnte durch das Fenster auf der Beifahrerseite blicken, das komplett herausgesprengt worden war. Mike Petrinas blutverschmierter Kopf lag auf dem Armaturenbrett, das sich in seine Brust bohrte. Er, bisher für ihren Schutz zuständig, war ohne Zweifel tot, und das war der bisher schwerste Schlag. Neben Petrina hatte sie sich nie gefährdet gefühlt, es war ihr nie in den Sinn gekommen, dass ihr etwas zustoßen könnte. Er war einfach zu professionell. Und jetzt war er tot.
Ein großer Mann kam auf sie zu. Sie glaubte, dass er eine pakistanische Armeeuniform trug, aber er hatte sich eine wollene schwarze Mütze ganz über das Gesicht gezogen, sodass sie nur seine hellbraunen Augen sah. In der rechten Hand hielt er eine Pistole. Auf dem Weg zu ihr blieb er neben einer verletzt am Boden liegenden Frau stehen, die eine blutige Hand hob und etwas sagte, das sie nicht verstand. Aber es war offensichtlich, dass sie um Hilfe bat. Der Mann blickte auf sie herab, zielte und schoss ihr in die Stirn. Dann setzte er seinen Weg fort, als wäre nichts geschehen. Der Anblick hinter ihm schien einem Albtraum entsprungen - brennende Fahrzeuge, Verletzte, verstümmelte Leichen.
So entsetzlich er war, Fitzgerald konnte den Blick nicht abwenden. Ihr Mund stand offen, und sie wollte schreien, war aber völlig in den Bann jenes Mannes geschlagen, der gerade kaltblütig eine unschuldige Frau getötet hatte. Sie hatte einen brutalen Anschlag überlebt, doch es war alles so schnell gegangen, dass sie es noch gar nicht richtig begriff. Nichts von dem, was sie bisher erlebt hatte, ließ sich mit dem vergleichen, was gerade passiert war; die beiläufige Art, wie der Mann die Verletzte getötet hatte, war einfach schockierend. Jetzt kam der Mörder auf sie zu, mit der Waffe in der Hand und einem Blick, als würde er durch sie hindurchblicken.
»Brynn.« Sie drehte den Kopf nach rechts und schnappte nach Luft, als ein stechender Schmerz durch ihren Hals fuhr. Lee kniete jetzt, die Hände der Männer hinter ihm packten seine Schultern. Fitzgerald wusste nicht, ob sie ihn hielten oder nach unten drückten. Sie war einfach nur erleichtert, dass er wieder bei Bewusstsein war.
»Versuch nicht, dich zu wehren, Brynn«, keuchte Patterson. Eine Kopfwunde und eine Schnittwunde unter seinem
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