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Der Agent - The Invisible

Der Agent - The Invisible

Titel: Der Agent - The Invisible Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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bewahrt. Seine Hand hatte nicht gezittert, und wenn sie starb, konnte er sich damit trösten, dass er alles gegeben hatte, um ihr Leben zu retten.
    Ein kleiner Trost, aber immerhin …
    Aus dem Nachbarzimmer hörte er wieder laute Stimmen,
dann das Geräusch einer ins Schloss geknallten Tür, gefolgt von schweren Schritten im Flur. Kurz darauf wusste er, dass er nicht mehr allein war. Er drehte sich zu dem Mann um, der in einer finsteren Ecke stand.
    »Wird sie überleben?«, fragte der General auf Urdu.
    Kureshi hob die Hände, als könnte er sich nicht festlegen. »Es ist zu früh, um diese Frage zu beantworten. Ich habe mein Bestes gegeben. Wären ihre Verletzungen auch nur etwas ernsthafter gewesen, hätte sie die Autofahrt nicht überstanden.«
    »Ich weiß, was für ein Glück wir hatten«, antwortete Mengal. »Sagen Sie, wird unser Glück halten? Sie sind ein erfahrener Arzt, was glauben Sie?«
    Kureshi fühlte sich unwohl. »Schwer zu sagen. Wenn Sie ihr viel Ruhe gönnen und sie von einer erfahrenen Schwester betreuen lassen … Ja, in diesem Fall wird sie durchkommen. Meiner Ansicht nach hat sie das Schlimmste überstanden, aber garantieren kann ich für nichts, und es bleibt noch eine Menge zu tun.«
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Mengal bedächtig, eher zu sich selbst redend. »Meine Männer haben mir den Ablauf des Anschlags genau beschrieben. Als sie die Frau aus dem Fahrzeug zogen, ging es ihr gut. Sie konnte reden, hat sich gewehrt …«
    »Sie litt an inneren Blutungen. Daran hat sich bis jetzt nichts geändert. Ihre Männer hätten ihr kein Sedativum spritzen dürfen. Nicht alle Verletzungen sind sichtbar, General. Manchmal dauert es, bis sich die Symptome zeigen.«
    »Innere Blutungen?«, fragte Mengal scharf. »Warum haben Sie die Sache nicht in Ordnung gebracht?«
    Kureshi versuchte, sich seine zunehmende Ungeduld nicht
anmerken zu lassen. Wie viele Soldaten mit Fronterfahrung sah auch Benazir Mengal nur die sichtbaren Zeichen einer Verletzung. Aber nicht alles war sofort zu beheben, und von den komplizierten Funktionen des menschlichen Körpers hatte er absolut keine Ahnung.
    »Die Frau hat schwere Verletzungen erlitten, General. Nur die Panzerung ihres Fahrzeugs hat sie vor Schlimmerem bewahrt, wie auch die Tatsache, dass sie im Fond saß. Trotzdem verdankt sie es nur großem Glück, dass sie noch lebt. Zuerst habe ich einen Pneumothorax der linken Lunge diagnostiziert, höchstwahrscheinlich als Folge eines stumpfen Traumas. Das bedeutet, dass sie einen Lungenkollaps erlitten hat. Ich habe bereits eine Bülau-Dränage gelegt, um ihr Erleichterung zu verschaffen. Was mindestens noch zwei oder drei Tage so bleiben muss. Dann müsste die Luft aus dem Pleuralspalt vollständig abgesaugt sein, und wenn die Lungenausdehnung wieder normal funktioniert, kann die Dränage bedenkenlos entfernt werden.«
    Mengal runzelte zugleich verärgert und verwirrt die Stirn. »Sie haben von Blutung gesprochen …«
    »Die Blutung«, fuhr Kureshi fort, »führte zu einem Hämoperikard, bei dem sich im Herzbeutel Blut ansammelt. Auch das geht auf das stumpfe Trauma zurück, doch diese Geschichte könnte ernsthafter sein als der Pneumothorax. Vielleicht sehr viel ernsthafter. Mit Sicherheit weiß ich es erst, wenn ich sie operiere.«
    »Wie sind Sie auf die Ursache der Blutung gekommen?«
    »Eine punktförmige Wunde gab es nicht, dafür aber alle Anzeichen einer Herzbeuteltamponade. Kurz nachdem Sie hier eintrafen, kam sie wieder zu Bewusstsein. Ich habe sie gebeten, sich hinzulegen, aber sie sagte, das würde den Schmerz nur
verschlimmern. Sie klagte über ein unangenehmes Gefühl in der Brust, und ihre Halsvenen waren etwas geschwollen, was auf einen Rückstau von Blut hindeutete.« Kureshi unterbrach sich, darüber nachdenkend, wie er es am besten erklären sollte. »Wenn sich zu viel Blut im Perikard befindet, kann das Herz nicht richtig schlagen. Deshalb wollte sie nicht liegen. Wenn man dagegen steht, sammelt sich das Blut auf dem Grund des Herzbeutels. Ihr Blutdruck war neunzig zu vierzig, niedrig für eine gesunde Frau Ende vierzig. Das Elektrokardiogramm registrierte J-Wellen, ein weiterer Indikator für die erwähnte Verletzung. Sie braucht eine perikardiale Fensterung, und zwar bald.«
    »Und warum?«
    Kureshi fiel Mengals bedrohlich leiser Tonfall auf. Offenbar mochte er es nicht, sich belehren zu lassen. Viele Chirurgen hatten die Angewohnheit, von oben herab mit anderen zu reden, und Kureshi wusste,

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