Der Agent - The Invisible
dass auch er an dieser Berufskrankheit litt. »Durch das Fenster wird der Druck auf das Herz gemildert, weil das Blut abfließt. Das ist ein relativ unkomplizierter Eingriff, aber ich benötige einen Anästhesisten, um anständig arbeiten zu können.«
»Ein Neuroleptikum und eine örtliche Betäubung reichen nicht?«
Kureshi zögerte, plötzlich verunsichert. Vielleicht wusste Mengal mehr, als er durchblicken ließ. »Vielleicht, aber es wäre extrem riskant. Hören Sie, General, Sie haben eine Menge auf sich genommen, um diese Frau so schnell wie möglich zu mir zu bringen. Warum jetzt ein Risiko eingehen? Sie wollen doch, dass sie überlebt, oder?«
»Ja.« Mengal nickte bedächtig, zerstreut an seinem Bart zupfend. »Ja, ich brauche sie lebend. Und ich stimme mit Ihrer
Einschätzung überein.« Er schien sich etwas zu entspannen. »Sie haben recht, Doktor, wie immer. Wer hat die beste Ausrüstung für den Eingriff?«
»Ich kann ihn hier vornehmen, brauche aber Hilfe.«
»Nennen Sie einen Namen.«
Kureshi dachte einen Moment nach, darum bemüht, sich die in ihm aufsteigende Panik nicht anmerken zu lassen. Schon jetzt war ihm klar, dass er sich auf etwas eingelassen hatte, das sich seiner Kontrolle entzog. Obwohl er sich verzweifelt bemühte, den Gedanken zu verdrängen, war unübersehbar, dass er als Mitwisser auf der Todesliste stand. Er hatte zu viel gesehen und erfahren, und der Anästhesist, den er jetzt hinzuzog, würde sich bald in derselben Lage wiederfinden. Er hatte keine Lust, einen unschuldigen Menschen einem solchen Schicksal auszusetzen.
»Meine alten Kollegen sind alle in England, General, und hier habe ich noch keine kennengelernt …«
»Ich glaube nicht, dass das stimmt.« Mengal trat einen bedrohlichen Schritt auf Kureshi zu, und sein stämmiger, untersetzter Körper nahm den ganzen Türrahmen ein. »Wenn doch, sehe ich mich gezwungen, einen anderen Arzt um Hilfe zu bitten. Mit einiger Anstrengung könnte es mir gelingen, den von Ihnen gewünschten Anästhesisten zu finden, aber vielleicht ist er nicht bereit, mit Ihnen zu arbeiten. Vielleicht zieht er einen seiner Kollegen vor. Damit wären Sie natürlich überflüssig.« Der General schwieg, um seine Worte wirken zu lassen, und fuhr dann in einem Tonfall fort, der so hart und schneidend kalt war wie der draußen pfeifende Wind. »Ich weiß Ihre Freundschaft zu schätzen und denke, dass wir noch für viele Jahre zusammenarbeiten könnten, aber Sie müssen Ihre Loyalität unter Beweis stellen.«
»Ich kann nicht …«
»Der Name, Doktor. Nennen Sie den Namen des Mannes, mit dem Sie arbeiten möchten. Ich werde ihn finden.«
»Craig. Randall Craig. Er kommt von der University of Chicago und ist hier Gastprofessor.«
»Woher kennen Sie ihn?«
»Wir waren Kollegen und haben Kontakt gehalten. Sie müssten ihn am Sheikh Zayed Postgraduate Medical Institute in Lahore finden. Kennen Sie es?«
»Ja. Sie brauchen doch einiges, Anästhetika, das Narkosegerät, Monitore …«
»Kein Problem. All das kann man relativ leicht in Sialkot besorgen, aber nur Craig kann etwas damit anfangen. Ich brauche ihn, und zwar bald. Mit den Symptomen der Frau kann es jederzeit schlimmer werden.«
»In Ordnung.« Mengal wies mit einer Kopfbewegung in Richtung Küche, wo mehrere seiner Männer warteten. »Sie werden bleiben und das Haus bewachen. Die meisten werden draußen patrouillieren, aber zwei schieben rund um die Uhr vor dem Zimmer der Außenministerin Wache. Auch dann, wenn Sie sich um sie kümmern. Haben wir uns verstanden?«
»Ja, natürlich.« Kureshi zögerte. »Und der andere?«
»Der Algerier?« Mengal lächelte neugierig. »Warum fragen Sie?«
»Er beobachtet alles«, platzte es aus Kureshi heraus. Die Geschichte beschäftigte ihn seit dem Augenblick, als die Männer eingetroffen waren, und er konnte seine Angst nicht länger verheimlichen. »Er hört nie auf zu lächeln. Es ist, als wartete er auf etwas. Wenn man ihn lässt, wird er sie töten … Ich sehe es in seinen Augen, General, und ich möchte nicht, dass es so weit kommt. Ich möchte nicht, dass sie hierbleibt.«
Er fing sich, brach ab und betrachtete Mengals Gesicht, ob sich ein Anflug von Verärgerung darauf abzeichnete, doch der General lächelte erneut. »Ich verstehe Ihre Sorge, aber er hätte die Möglichkeit gehabt, sie in Rawalpindi zu töten, was er nicht getan hat. Er profitiert nur von ihr, wenn sie lebt, mein Freund. Sie haben nichts von ihm zu befürchten.«
»Er
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