Der Agent - The Invisible
Vorwarnung mit dem rechten Arm aus und knallte dem Algerier die Faust ins Gesicht. Sein Körper wurde sofort schlaff, und Kealey überlegte, wie es weitergehen sollte. Als der Adrenalinpegel sank, sah er sich einer verzweifelten Lage gegenüber. Sie war hoffnungslos. Keine fünf Minuten, dann war Ghafour tot, vielleicht würde er es
nur noch zwei machen. Es gab keine Möglichkeit, aus dem Wohncontainer zu entkommen, und wenn Ramirez nur einen Funken Geistesgegenwart besaß, hatte er die anderen Agenten sofort zum Rückzug aufgefordert, nachdem ihm Pétain die schlechten Neuigkeiten telefonisch mitgeteilt hatte.
Er stand auf, blickte Pétain an und war überrascht, sie telefonieren zu sehen. Er hatte das Handy nicht piepen gehört. Pétain hielt sich ein Ohr zu, um das Geschrei der Polizisten vor der Tür auszublenden, und nickte heftig. Sie wirkte hellwach. »Verstanden«, sagte sie und unterbrach die Verbindung. Sie ließ das Telefon sinken, und Kealey warf ihr einen fragenden Blick zu.
»Das war Kharmai.«
»Was wollte sie?«
»Sie versucht, uns hier rauszuholen.«
18
Madrid
Nachdem sie in die Calle San Leonardo de Dios abgebogen waren, fand Ramirez einen Parkplatz am Straßenrand. Das Tor, durch das Kealey und Pétain die Baustelle betreten hatten, war ungefähr vierzig Meter von dem Lieferwagen entfernt, und etwas weiter weg wurde die Straße teilweise durch zwei Fahrzeuge der spanischen Polizei blockiert. Die Blaulichter waren eingeschaltet, die Sirenen nicht. Ein paar Schaulustige hatten sich eingefunden, und Kharmai wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis Verstärkung eintraf. Die Demonstration an der Puerta del Sol würde die Reaktionszeit der Polizei verlangsamen, aber nicht nennenswert. Sie mussten umgehend handeln.
Ramirez sagte etwas zu ihr, das sie nicht verstand. Sie trat vor die Öffnung in der Trennwand und blickte ihn an. »Was haben Sie gesagt?«
»Was zum Teufel mit Ihnen los ist, habe ich gefragt. Ich habe gehört, wie Sie mit Pétain telefoniert haben. Ausgeschlossen, dass Sie da reingehen, Kharmai. Ich werde nicht zulassen, dass Sie auch meine Laufbahn ruinieren.« Er beugte sich vor, um den Motor anzulassen. »Für mich ist dieser Scheißjob erledigt. Wir hauen ab.«
»Nein.« Kharmai vergewisserte sich, dass sie fest stand, zog die Glock und zielte durch das Loch in der Trennwand auf Ramirez’ erstauntes Gesicht.
»Scheiße, was soll das jetzt wieder?«, keuchte er, die dunklen Augen auf die Mündung der Pistole richtend.
Kharmai bewegte die Waffe ein Stück nach rechts. Sie bereitete sich innerlich vor, fest entschlossen, eine überzeugende Vorstellung zu bieten. Wenn es klappen sollte, durfte er nicht den geringsten Zweifel hegen, dass sie notfalls abdrücken würde. »Ein Stück weiter vorn geht rechts eine Seitengasse ab, Ramirez. Ich möchte, dass Sie den Motor anlassen und da einbiegen.«
»Oder was?«
»Oder ich feuere durch die Windschutzscheibe. In den Streifenwagen da vorn sitzen noch zwei Polizisten hinter dem Steuer. Wenn ich schieße, dauert es keine Minute, dann sind sie hier.«
»Das würden Sie tun? Uns beide in die Scheiße reiten?«
»Genau. Wenn’s sein muss, tue ich es. Hundertprozentig.« Sie warf ihm einen harten Blick zu und hoffte, dass er die mühsam aufrechterhaltene Fassade nicht durchschaute. Hoffte, dass ihre Hände nicht zu sehr zitterten. Dass er nicht merkte, wie sie mit Angst und Übelkeit kämpfte. »Lassen Sie den Motor an.«
Ramirez schüttelte ungläubig den Kopf, gehorchte aber. Der Motor sprang an, und er legte den Gang ein. Kharmai hielt die Waffe auf ihn gerichtet, bis er in die Gasse abgebogen war und geparkt hatte. Dann öffnete sie die Schiebetür, stieg aus, schloss sie, kam um das Fahrzeug herum und näherte sich vorsichtig von hinten der Tür auf der Fahrerseite. Sie hoffte, dass er nicht versuchen würde, den Rückwärtsgang einzulegen. Zwischen der linken Seite des Toyota und der Backsteinwand war nicht viel Platz, und wenn er abhauen wollte, würde sie in der engen Gasse mit größter Sicherheit zerquetscht werden.
Erst jetzt fiel ihr ein, dass es klüger gewesen wäre, ihm die Schlüssel abzunehmen. Nun war es dafür zu spät.
An dem offenen Seitenfenster angekommen, richtete sie die Waffe auf Ramirez. Nicht im Mindesten überrascht sah sie, dass auch er eine Pistole in den Händen hielt und auf ihren Kopf zielte.
»Was nun?«, fragte er. Seine dunklen Augen fixierten sie mit einem unnachgiebigen Blick. »Sie
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