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Der Agent - The Invisible

Der Agent - The Invisible

Titel: Der Agent - The Invisible Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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erschießen mich, ich erschieße Sie … Dann sind wir beide hinüber. Wollen Sie das?«
    »Ich will Sie nicht töten«, sagte Kharmai, die ein ganz übles Gefühl im Magen hatte. Ihr Gesicht war verschwitzt, sie fühlte die Feuchtigkeit unter ihrem T-Shirt. Trotz der nachmittäglichen Hitze war ihr kalt. Es kam ihr so vor, als wäre ihr ganzer Körper in eiskaltes Wasser getaucht worden. »Steigen Sie aus, und verschwinden Sie. Mehr will ich nicht.«
    »Das war’s?«
    »Das war’s.«
    Ramirez hielt die Waffe noch einen Moment auf sie gerichtet, als müsste er die Lage überdenken. Dann nickte er und stieß die Tür auf. Kharmai trat zurück, ohne die Pistole zu senken, während er zum Ende der Gasse ging. Er drehte sich noch einmal um und warf ihr einen letzten Blick zu, bevor er in der Menschenmenge auf dem Bürgersteig verschwand.
    Kharmai schob die Glock in den Hosenbund ihrer Jeans, rechts neben dem Bauchnabel. Dann hob sie die untere Seite ihres T-Shirts an, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen. Plötzlich überkam sie Übelkeit. Sie stand vornübergebeugt da, eine Hand auf die hintere Stoßstange des Lieferwagens gestützt, und verharrte für zwanzig Sekunden so, vergeblich versuchend, sich zu übergeben. Sie erzitterte, ein leises Stöhnen entrang sich ihrer Kehle. Dann richtete sie sich auf
und lehnte sich an die Hintertür des Toyota. Ihr Kopf war vernebelt, aber sie versuchte darüber nachzudenken, was als Nächstes zu tun war.
    Der Lärm einer weiteren Polizeisirene riss sie aus ihren Gedanken. Gerade das wollte sie nicht hören, doch sie bezog die veränderte Situation sofort in ihre Überlegungen ein. Als sie den Kopf nach rechts drehte, wurde ihr klar, dass der Streifenwagen aus der gleichen Richtung kam wie die anderen. Sie dachte an die Karten, die sie am letzten Abend studiert hatte, und erinnerte sich, dass die nächste Polizeistation etwas weiter nördlich lag. Als sie ihr Handy hob, starrte sie es mit einem leeren Blick an. Ihr war klar, dass Ryan jeden Augenblick ihren Anruf erwartete. Und einen Plan, um sie aus der Falle auf der Baustelle herauszuholen. Doch ihr Gehirn arbeitete nicht richtig. Sie musste sich etwas einfallen lassen, wie sie die Polizisten von dem Wohncontainer ablenken konnte. Eine wirklich zündende Idee war das nicht, aber sie kam auf keine bessere. Von da an mussten Ryan und Pétain zusehen, wie sie zurechtkamen.
    Sie entfernte sich ein paar Schritte von dem Lieferwagen und studierte die Umgebung. In der engen Gasse standen nur ein paar verbeulte Müllcontainer und ein Stapel leere Kartons. Die Stromkabel verliefen auf der anderen Seite, die hölzernen Masten standen dicht vor der Backsteinmauer. Direkt unter den Fenstern im ersten Stock, die fast alle offen standen, war in grellen Farben eine Werbung für eine spanische Biermarke aufgemalt. Etwas weiter die Gasse hinab, zehn Meter entfernt auf der linken Seite, sah sie eine offene Tür, durch die Geräusche von Maschinen und blecherne Musik drangen. Es gab einiges zu sehen, doch nichts davon brachte sie auf eine Idee.
    Als sie sich der Tür näherte, waren die Geräusche besser zu identifizieren - Musik aus einem Gettoblaster, Gelächter,
das monotone Knattern eines Druckluftschlagschraubers. Sie überlegte, was sie durch die Windschutzscheibe gesehen hatte, als Ramirez in die Gasse eingebogen war. Rechts einen Laden und links … eine Kfz-Reparaturwerkstatt. Die Geräusche hörte sie jetzt, ein Mechaniker machte sich an einem Fahrzeug zu schaffen. Sie wusste nicht, an was für einem, aber es war egal. Trotzdem schien der Lärm sie magisch anzuziehen.
    An der offenen Tür angekommen, spähte sie in die Werkstatt, zuckte aber erschrocken zurück. Ein junger Mann in einem Overall ging an der Tür vorbei, direkt vor ihr. Sie war sicher, dass er sie gesehen haben musste, aber die schweren Schritte schienen sich immer mehr zu entfernen. Nach zwanzig Sekunden riskierte sie einen zweiten Blick. Diesmal sah sie niemanden, doch als sie ein paar vorsichtige Schritte in die Werkstatt tat, hörte sie durch eine andere Tür weiter links Stimmen. Der Laden, dachte sie, der Mechaniker muss hineingegangen sein, um einen Kunden zu bedienen oder vielleicht ein Glas Wasser zu trinken. Wie auch immer, ihr blieb nicht viel Zeit, er konnte jeden Augenblick zurückkommen.
    Sie ging weiter und blickte sich mit klopfendem Herzen um, ihre Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. In dem Raum standen zwei teilweise auseinandergenommene

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