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Der Agent - The Invisible

Der Agent - The Invisible

Titel: Der Agent - The Invisible Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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Wort.

    Natürlich hatte man ihm Schmerztabletten verschrieben, aber er setzte alles daran, so wenige wie möglich davon zu nehmen. Aus dem gleichen Grund trank er auch praktisch keinen Alkohol; er zog es vor, jederzeit klar denken zu können und alles unter Kontrolle zu haben. Und angesichts der Informationen, für deren Geheimhaltung er verantwortlich war, schien ihm das eine kluge Devise. Es war eine Entscheidung, die er schon vor zwanzig Jahren getroffen hatte, als er zur CIA gegangen war, und er hatte sie nie bereut.
    Das hieß nicht, dass er im Einzelnen nicht doch einiges bereute. Wenn man seit zwanzig Jahren Geheimdienstler war, hatte man reichlich Rückschläge erlebt. Was ihn persönlich betraf, verfolgte ihn vor allem ein Vorfall. Tagein, tagaus. Unbewusst berührte seine Hand die Brusttasche seiner Anzugjacke, und er konnte die Narbe durch den Stoff hindurch ertasten. Er spürte sie nicht, aber sie war da. Es war kaum möglich, die Sache zu vergessen. In seinem Inneren stieg Zorn auf. Selbst nach acht Monaten hatte die CIA, was die Identität der Täterin betraf, noch keine wirklichen Fortschritte gemacht. Die Frau hatte ihre Freiheit und sogar ihr Leben riskiert, um ihn zu töten.
    Die Tat selbst war nur ein Teil des Rätsels. Dahinter stand die Frage, wie sie überhaupt auf ihn gekommen war. Er hatte einige Hypothesen, wusste aber, dass er nie in der Lage sein würde, ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Jene Frau, die er verdächtigte, die Information weitergegeben zu haben, war seine Vorgängerin, eine ehemalige Kongressabgeordnete namens Rachel Ford, die kurz nach dem fehlgeschlagenen Anschlag auf ihn auf Druck des Weißen Hauses zurückgetreten war. So hatte sie vermieden, sich möglicherweise vor Gericht wiederzufinden. Kurz, sie war nur noch peinlich für die CIA
und den Präsidenten, der sie einst nominiert hatte. Niemand hatte noch Lust, sie anzuhören. Harper vermutete, dass er die ganze Wahrheit nie erfahren würde. Es war ihm noch nicht gelungen, damit fertig zu werden, und wenn er sich selbst gegenüber ehrlich war, bezweifelte er, ob es je so weit kommen würde.
    Damals war er Chef der operativen Abteilung und für die verdeckten Aktionen der CIA im Ausland verantwortlich. Seine Abteilung beschäftigte insgesamt keine zehn Prozent aller Mitarbeiter des Auslandsgeheimdienstes, und doch war sie für die Öffentlichkeit mit der CIA insgesamt identisch, denn sie lieferte den Stoff für die zahllosen Filme und Romane. Die operative Abteilung war sehr geschickt, wenn es darum ging, ihre Aktivitäten vor den Augen der Öffentlichkeit zu verbergen, und die Identität ihres Leiters war eines ihrer am besten gehüteten Geheimnisse. Zumindest hätte es so sein sollen. Dass sein Name nach draußen gedrungen war, war zutiefst beunruhigend, und er hatte darüber nachgedacht, den Job zu quittieren. Stattdessen wurde er für den zweithöchsten Posten bei der CIA vorgeschlagen. Diese Nominierung, die im Rekordtempo vom Senat abgesegnet worden war, verdankte er größtenteils seiner umsichtigen Leitung jener Operation, durch die ein Terroranschlag in New York verhindert worden war, und seiner Fähigkeit, nachteilige Konsequenzen zu verhindern.
    Er musste den Kopf schütteln, und ein sarkastisches Lächeln huschte über sein Gesicht. So liefen die Dinge in Washington eben. Obwohl er die Verhältnisse seit Jahren kannte, überraschte ihn die Chuzpe der entscheidenden Leute immer wieder. Genau betrachtet war die ganze Politik nichts als ein Spiel, wenn auch eines, das auf der internationalen Bühne gespielt
wurde. Das sollte nicht heißen, dass die Politiker in Washington unmoralisch und gleichgültig waren, sondern lediglich, dass etlichen von ihnen andere Dinge wichtiger waren als die nationale Sicherheit. So war nun einmal die menschliche Natur, doch deshalb war das alles nicht leichter zu ertragen. Besonders dann nicht, wenn viel auf dem Spiel stand.
    In diesem Moment öffnete sich die Tür zum Hauptkorridor des Westflügels, und der Präsident trat ein, dicht gefolgt von Robert Andrews, dem Direktor der CIA. Nachdem er seinem Vorgesetzten kurz zugenickt hatte, stand Harper auf und schüttelte Brennemans ausgestreckte Hand. Trotz der Umstände wirkte der Präsident auf den ersten Blick nicht anders als sonst. Wenn Harper ihm begegnete, war er - unabhängig von der jeweiligen Situation - immer ruhig und höflich. Trotzdem, heute hatte sein Auftreten etwas Gezwungenes, etwas, das man auch seiner Stimme

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