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Der Agent - The Invisible

Der Agent - The Invisible

Titel: Der Agent - The Invisible Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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Bis auf Weiteres musste er mit ihr zusammenarbeiten und deshalb wissen, wie sie tickte.
    »Sie hat letztes Jahr etwas Ähnliches durchgemacht«, hörte er sich sagen. »Naomi, meine ich. Sie ist nie wirklich darüber hinweggekommen. Eigentlich dürfte sie gar nicht hier sein.«
    »Vielleicht«, sagte Pétain leise. »Aber darüber weiß ich nichts und kann deshalb kaum etwas dazu sagen. Ich rede über das, was heute passiert ist, und dafür bin ich verantwortlich.«
    Kealey fiel auf, dass ihre Stimme ein bisschen anders klang, und er schaute sie an. Sie wich seinem Blick aus und starrte auf die Bäume. Es dauerte eine ganze Zeit, bevor sie weitersprach.
    »Ich bin bei der CIA nicht in die Fußstapfen meines Vaters getreten. Bestimmt denken Sie so, aber es stimmt nicht.«
    »Was war es dann? Weshalb sind Sie eingestiegen?«
    Pétain biss sich auf die Unterlippe. Offenbar wünschte sie, ihre Worte zurücknehmen zu können, aber sie hatte bereits zu viel gesagt und schien sich dessen bewusst zu sein. »Wegen meiner Schwester. Wegen ihr bin ich zur CIA gegangen.«
    »Ihre Schwester?« Er hatte sich die meisten Fotos angesehen, jedoch auf keinem eine zweite Tochter bemerkt. Auch Machado hatte sie nicht erwähnt, obwohl er sich dunkel an eine merkwürdige Formulierung erinnerte … Es war eine Neuigkeit, von der er bereits ahnte, dass sie wichtig war. Er beugte sich unbewusst vor und wartete darauf, dass sie fortfuhr.
    »Sie hieß Caroline und war anderthalb Jahre älter als ich. Ich war siebzehn, als sie von der operativen Abteilung rekrutiert wurde. Das war im Frühling 1998.«
    Dann ist sie achtundzwanzig. Er hätte sie für ein paar Jahre jünger gehalten, aber irgendwie passte es, denn sie war die Chefin des Observationsteams in Madrid gewesen. Trotzdem scheinen sie beim Clandestine Service immer jünger zu werden, dachte er.
    »Sie war ein erstaunlicher Mensch.« Pétains Augen waren feucht, aber ihre Stimme zitterte nicht. »Für Freunde tat sie alles, aber sie war nicht naiv. Caroline war stark und unabhängig. Und intelligent. Unglaublich intelligent. Sie war einfach … Was sie auch anpackte, ihr gelang alles, und zwar perfekt.«
Sie lachte verbittert. »Ich weiß, so etwas sagt man immer, wenn jemand gestorben ist, aber in ihrem Fall stimmt es hundertprozentig. Nachdem sie ihr Studium der Politologie in Georgetown abgeschlossen hatte, bewarb sie sich umgehend bei der CIA. Als sie uns erzählte, dass sie eine Ausbildung auf der Farm bekommen sollte, war mein Vater so verdammt stolz …«
    Die beiden letzten Worte kamen mit einem erstickten Schluchzen heraus, und sie machte eine Pause, um sich mit dem Ärmel die Tränen aus den Augen zu wischen. Kealey hätte es ihr am liebsten erspart, den Rest der Geschichte zu erzählen, aber es war unmöglich. Er musste sie ganz hören, so schwer es auch für sie sein mochte. Er wartete, bis sie sich wieder gefangen hatte, und als sie leise weitersprach, klang ihre Stimme seltsam distanziert.
    »Ihr erster Auftrag führte sie nach Kolumbien, und dort ist es passiert. Ende der Neunzigerjahre zerbrach das Medellín-Kartell, genau wie sein wichtigster Konkurrent, das Kartell von Cali, und andere Drogenhändlerringe versuchten, ihren Platz einzunehmen. Das Kartell Norte del Valle war mit am gefährlichsten, und eine Reihe amerikanischer Sicherheitsbehörden, darunter die Drugs Enforcement Agency und die CIA, machten sich Sorgen, weil sie auf diesem Gebiet ein großes Informationsdefizit hatten. Also wurde beschlossen, jemanden zu schicken, damit er sich an der Basis umsah und herausbekam, was von dort zu erwarten war.« Sie schwieg einen Augenblick, ganz in Gedanken versunken. »Vermutlich glaubten die Jungs vom Norte del Valle, etwas beweisen zu müssen. Schließlich war es der erste ernsthafte Versuch, das Kartell zu infiltrieren, und deshalb mussten sie ein Exempel statuieren, und sei es nur, um einem zweiten Infiltrationsversuch vorzubeugen.
Vom Standpunkt ihrer geschäftlichen Interessen aus war es eine völlig logische Entscheidung.«
    Kealey hatte genug gehört und konnte sich den Ausgang der Geschichte vorstellen. »Sie müssen nicht erzählen, was dann …«
    »Doch.« Sie hob eine Hand, und ihre Stimme klang ruhig und fest. »Ich möchte, dass Sie es wissen. Jetzt können Sie sich den Rest auch noch anhören.«
     
    Sie atmete tief durch und leerte mit einem Schluck ihr Weinglas. Er wartete geduldig und versuchte, sein wachsendes Unbehagen zu kaschieren. Plötzlich

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