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Der Agent - The Invisible

Der Agent - The Invisible

Titel: Der Agent - The Invisible Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Britton
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Erleichterung schien ihr diese Erklärung zu genügen. Harper hatte ihm eine Liste mit den Namen und wahrscheinlichen Aufenthaltsorten denkbarer Kontaktpersonen Mengals gegeben. Alle lebten in Pakistan, die meisten von ihnen in Islamabad oder Umgebung. Pétain hatte es gerade vermutet, und tatsächlich fanden sich unter ihnen Militärärzte, die Mengal von früher kannte. Doch durch Machados Angebot, ihm zu helfen, hatte er jetzt eine Spur, die zu verfolgen ihm aussichtsreicher erschien. Der Vereinbarung folgend, hatte er Harper gegenüber nichts vom Inhalt des Gesprächs mit Machado erzählt. Harper hatte die Anweisung gegeben, er solle weiter mit Kharmai arbeiten und Pétain in Spanien zurücklassen, aber er würde genau das Gegenteil tun. Wenn die Pässe abgeliefert wurden, die im Sofitel Madrid zurückgeblieben waren, konnte er mit Pétain das nächste Flugzeug nehmen. Einer der Männer, die in Madrid Ghafour observiert hatten, sollte am nächsten Morgen die Dokumente vorbeibringen und anschließend in die Vereinigten Staaten zurückfliegen. Er und Pétain würden in eine völlig andere Richtung fliegen, und jetzt war der richtige Augenblick gekommen, es ihr zu sagen.
    Als er es hinter sich gebracht hatte, nickte sie zustimmend. Zuerst war er überrascht, dass sie seine Story für bare Münze nahm, doch dann fiel ihm ein, dass sie keinen Grund hatte, daran zu zweifeln. Sie hatte keine Ahnung, was er mit ihrem Vater vereinbart hatte.
    »Wann werden wir aufbrechen?«, fragte sie.
    »Wir müssen auf den Kurier warten, doch wenn er kommt, fahren wir sofort zum Flughafen und nehmen die erste Maschine. Ich will keine Zeit verschwenden.«

    »Verständlich.« Sie schwieg einen Moment, auf ihr leeres Glas blickend. Dann zeigte sie auf seine Bierflasche, die fast leer war. »Noch eins? Es ist noch früh.«
    »Gern.«
    Als sie aufstand und ins Haus ging, begann er damit, eine Reihe von Fragen durchzugehen. Er wusste nicht, was für Absichten Machado hegte, doch im Moment war es am aussichtsreichsten, es über seine Tochter herauszufinden.
     
    Als Pétain das vierte Glas Wein trank, fiel Kealey auf, dass sich der Alkohol bei ihr bemerkbar machte. Während der letzten beiden Stunden hatte das Gespräch nach und nach eine Wendung genommen, es war persönlicher geworden. Er hatte sich bemüht, nichts zu überstürzen, weil er nicht den Eindruck erwecken wollte, als könnte er es gar nicht abwarten, das Thema zu wechseln. Seiner Meinung nach war er umsichtig vorgegangen, denn sie antwortete bereitwillig und wirkte nicht übertrieben defensiv. Zugleich war sie aber auch nicht so offen, wie er fälschlicherweise vermutet hatte. Sie schien nur zögernd bereit, über ihre Familie zu reden, insbesondere über ihren Vater. Kealey fand das seltsam angesichts der Tatsache, dass sie den gleichen Weg eingeschlagen hatte wie er. Es muss etwas in ihrer Vergangenheit geben, dachte er immer wieder. Irgendetwas muss da sein.
    Gerade hatte sie von ihrem ersten Auftrag für die operative Abteilung erzählt, einer Observation in Mexiko City, doch dann hielt sie plötzlich inne und rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her.
    Da er glaubte, dass sie als Nächstes etwas Wichtiges ansprechen würde, stellte er seine Bierflasche auf den Tisch und spitzte die Ohren.

    »Da ist etwas, das Sie wissen sollten …« Sie unterbrach sich und fingerte nervös an ihrem silbernen Armband herum.
    »Was?«
    »Dass mir leidtut, was heute geschehen ist.« Sie schlug den Blick nieder, aber es war ein Ausdruck der Zerknirschung, nichts sonst. Sie wirkte kein bisschen erregt. »Ich wollte ihn nur verwunden, dieses Ende sollte es nicht nehmen … Was Kharmai tun musste … Es lag nur an mir. Entschuldigungen können nichts mehr daran ändern. Mir ist bewusst, dass ich es nicht wiedergutmachen kann, aber ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll. Ich sollte es ihr sagen und werde es tun, aber ich …«
    Er reagierte nicht, weil sie noch nicht fertig zu sein schien, doch dann fiel ihm etwas auf. Sie hatte nicht das geringste Bedauern darüber ausgedrückt, dass sie Khamil Ghafour getötet hatte.
    Natürlich hätte man argumentieren können, sie sei nicht verantwortlich für seinen Tod, weil Ghafour möglicherweise überlebt hätte, wenn er sofort ärztlich behandelt worden wäre. Aber sie hatte abgedrückt, und soweit er sah, schien es sie nicht im Mindesten zu beunruhigen. Das war nicht normal, und er war ein bisschen irritiert. Aber er verdrängte den Gedanken.

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