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Der Agent

Der Agent

Titel: Der Agent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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ließ sich der Bergläufer auf einen der freien Hocker nieder. Bill ging um den Tisch und zog sich auf den anderen freien Hocker hoch. Zu seiner Rechten saß Knochenbrecher, zu seiner Linken der dicke Mula-ay, auf dessen Buddha-ähnlichem Gesicht noch immer jenes höhnische Lächeln lag. Der Bergläufer ihm gegenüber, sein einziger Verbündeter, schien weit weg zu sein. Umgeben von übergroßen Gestalten, beleuchtet von den flackernden Flammen des Kamins, die hinaufzüngelten zu den nackten Dachbalken über ihnen, überkam Bill plötzlich das Gefühl, in die Unterwelt geraten zu sein, bevölkert von Riesen und fremdartigen Ungeheuern. Er fühlte sich hilflos und ausgeliefert. Alles hier, die ganze Situation, war einfach zu groß für ihn – physisch, emotional und auch professionell. Unvermittelt wandte er sich an Knochenbrecher.
    „Ich habe gehört, ihr habt eine Shorty hier – eine Shorty namens Schmutzige Zähne!“
    Eine ganze Weile sah ihn der Bandit lediglich an. „Nun ja“, antwortete er schließlich und fügte dann seltsam milde hinzu: „Sie kam neulich hierher gewandert, und ich glaube, sie ist immer noch da. Ich meine mich zu erinnern, daß sie mir gestern gesagt hat, daß sie vorläufig noch nicht wieder wegzugehen beabsichtige – ob es mir nun paßte oder nicht.“ Dann fuhr er fort, Bill anzusehen.
    Bill saß stumm da, erschüttert über seinen eigenen Mangel an Vorsicht, ebenso wie über Knochenbrechers erstaunliche Antwort.
    „Aber darauf wollen wir jetzt nicht näher eingehen, Hacke-und-Schaufel“, sagte Knochenbrecher dann, immer noch in diesem überraschend milden Ton. „Es ist Zeit zum Essen und Trinken. Mach es dir bequem. Zuerst werden wir essen. Dann können wir reden.“
    Bill bemerkte, daß Mula-ay grinste und sich offensichtlich an Bills Verwirrung und Unbehagen weidete.
    „Nun … danke“, sagte Bill zu Knochenbrecher.
    Zwei dilbianische Frauen traten in diesem Augenblick an den Tisch mit riesigen Platten mit Fleisch, großen, ungleichmäßigen Brocken einer braunen Masse, die eine Art von Brot zu sein schien, und großen hölzernen Trinkgefäßen.
    „Was ist los, Hacke-und-Schaufel?“ erkundigte sich Knochenbrecher sanft, als die Trinkgefäße mit einer dunkelbraunen Flüssigkeit gefüllt wurden, die vermutlich eine Art einheimisches Bier war, wie Bills Nase feststellte. „Unser Essen und Getränk ist doch in Ordnung, oder? Also, faß zu!“
    „Das ist es, das ist es“, bemerkte Mula-ay mit seinem öligen Lachen, stopfte sich den großen Mund voll mit Fleisch und Brot und spülte das Ganze mit dem Inhalt seines Holzkrugs herunter. „Das beste Essen weit und breit.“
    „Nicht ganz, Faßbauch“, entgegnete Knochenbrecher, und diesmal galt seine täuschende Milde dem Hemnoiden. „Ich dachte, ich hätte es dir gesagt. Süßes Ding ist die beste Köchin in der ganzen Gegend.“
    „Oh, ja … ja“, stimmte Mula-ay hastig zu, schluckte geräuschvoll und grinste breit, „natürlich. Wie konnte ich das nur vergessen? Gut, wie dieses Essen ist, es läßt sich nicht vergleichen mit dem, was Süßes Ding kocht. Natürlich!“
    Nach der Reaktion des Hemnoiden zu urteilen, dachte Bill, mußte Knochenbrecher eine eiserne Faust unter dem Samthandschuh seiner scheinbaren Milde zu besitzen. Jetzt kehrte Knochenbrechers Blick zu Bill zurück, und Bill nahm hastig ein Stück Fleisch und begann daran zu nagen.
    Bill war ein guter Esser, aber mit dem mächtigen Appetit der riesigen Dilbianer konnte er nicht mithalten. Immerhin gelang es ihm, seinen Holzkrug zu leeren, der zu seinem Schrecken jedoch auf Knochenbrechers Weisung sofort wieder gefüllt wurde.
    „Sehr gut“, gurgelte Mula-ay, der seinen frischgefüllten Krug auf einen Zug leerte. „Unser Shorty ist ein rechter Esser und Trinker – für einen Shorty“, setzte er geringschätzig hinzu.
    „Ein Mann besiegt nicht die Welt, indem er sich den Bauch vollschlägt“, sagte grollend der Bergläufer.
    Ein Instinkt warnte Bill, nicht zum Bergläufer hinüberzusehen, aber die Unterstützung des schlanken Dilbianers freute ihn doch.
    Als er seinen Holzkrug wieder hob und so tat, als trinke er, erhaschte er unerwartet einen Blick auf eine kleine, schlanke, nicht-dilbianische Gestalt, die sich an einer der Längswände entlang zur Doppeltür hin bewegte. Sie trat durch die Tür und war in der Abenddämmerung draußen verschwunden – jedoch nicht, bevor Bill die Gestalt als menschlich und noch dazu weiblich identifiziert

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