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Der Agent

Der Agent

Titel: Der Agent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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erwartet. Die Felswand war zwar vertikal, aber nicht aus glattem Gestein, sondern aus dunklem Granit, mit kleinen Vorsprüngen und Spalten, die genügend Griffmöglichkeiten für jemanden wie Bill mit Erfahrung im Bergsteigen boten. Für einen Menschen ohne Bergsteigererfahrung würde diese Klettertour allerdings kaum zu meistern sein, geschweige denn für einen Dilbianer mit seinem viel größeren Gewicht und seiner Schwerfälligkeit. Daher war es nicht überraschend, daß der Läufer Bills Absicht lächerlich fand, und genauso hätten zweifellos die Banditen selbst und jeder andere Dilbianer reagiert.
    Um die Wahrheit zu sagen, Bill fand es auch etwas verrückt. Nicht den Gedanken, in hellem Tageslicht mit einem Team und richtiger Ausrüstung die Wand anzugehen, aber es allein, mit selbstgefertigten Geräten und in der Dunkelheit zu tun. Immerhin besaß er das Seil, das er sogar dem Bergläufer zu verheimlichen gedachte.
    „Unten im Tal ist es schon dunkel“, sagte er so gelassen wie möglich. „Laß uns an der Felswand entlanggehen, bis wir eine gute Stelle finden, von der aus ich den Abstieg beginnen kann.“
    Der Postbote schüttelte wieder skeptisch den Kopf, ging aber mit. Ein Stückchen entfernt fanden sie eine Stelle, wo ein Teil des Felsens herausgebrochen war und eine Kerbe hinterließ, die zweieinhalb Meter breit war und nach unten hin immer schmäler wurde.
    „Dies ist ein gutes Fleckchen“, bemerkte Bill mit einer Munterkeit, die er nicht ganz empfand. „Wie wäre es, wenn du morgen früh bei Sonnenaufgang zurückkommst und mich hier abholst? Ich werde auf dich warten.“
    „Es ist dein Hals“, entgegnete der Läufer philosophisch. „Ich werde kommen. Und ich hoffe, du bist da.“
    „Mach dir keine Sorgen um mich“, sagte Bill und begann unter dem neugierigen Blick des Läufers vorsichtig rückwärts in die Kerbe in der Felswand abzusteigen.
    Nachdem er sich fest mit den Füßen abgestützt und seinen linken Arm fest um einen Vorsprung geschlungen hatte, knöpfte er mit der rechten Hand sein Hemd auf und begann das Seil abzuwickeln, das er um die Taille trug. Es dauerte einige Minuten, bis das Seil auf und zwischen seinen Füßen lag. Das eine Ende behielt er in der Hand und suchte nun nach einem stabilen Verankerungspunkt.
    Er fand ihn in einem hervorstehenden, leicht nach oben ragenden Felsbuckel etwas zu seiner Rechten und gerade außerhalb der Kerbe. Er wand das Seilende mehrere Male um den Felsbuckel und verknotete es dort. Dann vertraute er nach und nach sein Gewicht dem verankerten Seil an.
    Die Verankerung des Seiles um den Felsbuckel hielt. Trotz Erfahrung und Entschlossenheit ging Bills Atem schneller, als er seinen Fußhalt in der Felskerbe aufgab und sich allein dem Seil anvertraute. Einen Augenblick lang schwang er wie ein Pendel hin und her, dann stützte er sich mit den Füßen gegen die Felswand und begann, langsam an der vertikalen Wand herunterzugehen.
    Der Talboden und die Talwände lagen jetzt in tiefer Dunkelheit. Die Sonne war schon vor einer Weile untergegangen, aber der Mond noch nicht aufgegangen. Bill ließ sich vorsichtig an dem Seil herab und hielt nur dann und wann inne, wenn er einen sicheren Fußhalt gefunden hatte, um seine Arme auszuruhen, die allein sein Gewicht am Seil trugen. Er hatte in Abständen von drei Metern Knoten in das Seil gemacht und zählte nun schon mehr als sieben Knoten. Eine leise Panik ergriff ihn, daß seine Berechnungen vielleicht doch falsch gewesen waren und das Seil nicht ausreichen würde, aber dann berührte sein Fuß plötzlich flachen, festen Boden. Er blickte sich um und sah, daß er den Talboden erreicht hatte.
    Er trat mit dem anderen Fuß herab und ließ das Seil los. Aufatmend stand er wieder auf seinen beiden Beinen. Hier unten war es so dunkel, daß er kaum die Büsche und Bäume ringsum ausmachen konnte. Mit ausgestreckten Händen tastete er sich vor, nicht ohne Kratzer von Zweigen und Ästen davonzutragen. Dann drehte er sich noch einmal um und blickte zu der Felswand auf, die er heruntergekommen war. Inzwischen war der Mond aufgegangen, und im Mondschein konnte er den Einschnitt oben in der Klippe sehen, von dem aus er seinen Abstieg begonnen hatte. Er prägte sich die Stelle gut ein, denn er würde später sein Seil wiederfinden müssen, um aus dem Tal wieder herauszukommen.
    Nachdem er sich orientiert hatte, schlich er weiter vor, bis er im Talinnern, vom Mondschein noch nicht berührt, die Gebäude als noch dunklere

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