Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Agent

Der Agent

Titel: Der Agent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
Bündel von zehn Klötzen. „Also los, Hacke-und-Schaufel“, sagte er drohend. „Wir wollen sehen, wie du das jetzt hebst.“
    Bill rührte sich nicht, aber ihm stockte der Herzschlag. „Warum sollte ich?“ entgegnete er.
    „Ich sage dir, warum!“ Flachfinger nahm den Flaschenzug in eine große Hand und hielt ihn Bill vor Augen. „Glaubst du, ein erfahrener Mann wie ich wüßte nicht, was hier vorgeht? Du konntest diese Balken nur heben, weil du dies hier benutzt hast. Dieses Gerät!“ Er schüttelte den Flaschenzug heftig vor Bills Nase. „Ich weiß nicht, wie du es angestellt hast, daß es für dich gearbeitet hat und nicht für mich – aber nur damit hast du es fertiggebracht, die Holzklötze zu heben!“
    „Das ist richtig“, sagte Bill ruhig. Schweiß prickelte unter seinem Hemdkragen.
    „He, Hacke-und-Schaufel!“ rief der Bergläufer erschrocken. „Du willst doch nicht etwa sagen …“
    „Laß ihn erst mir antworten“, unterbrach der Schmied drohend. Seine Augen waren plötzlich rot und blutunterlaufen.
    „Ich sagte, das ist richtig“, wiederholte Bill klar und deutlich. „Wie ihr alle wißt“, wandte er sich an die Menge, „ist es meine Hauptaufgabe hier, euch allen beizubringen, wie man die Werkzeuge benutzt, die wir Shorties auch mitgebracht haben. Nun, und da dachte ich, ich gebe euch nur mal ein kleines Beispiel dafür, was eines unserer Geräte zu tun vermag.“ Er deutete auf den Flaschenzug, den der Schmied noch immer hielt. „Ihr habt alle gesehen, wie leicht es ist, damit etwas zu heben. Würdet ihr nun nicht alle gern so ein Gerät haben …“
    „Halt!“ unterbrach Flachfinger wieder grimmig. „Weich nicht vom Thema ab, Hacke-und-Schaufel! Du hast einen Wettkampf im Gewichtheben austragen wollen. Du hast behauptet, du könntest mehr heben als ich. Aber als es soweit war, hast du dieses Ding benutzt. Du hast betrogen! “
    Das schreckliche Wort erklang laut in der warmen Nachmittagsluft. Tödliches Schweigen lag über der Menge. Diese Beschuldigung, so wußte Bill, war die allerschlimmste unter den Dilbianern.
    Es war wieder die alte Geschichte vom Sinn und den Buchstaben des Gesetzes. Und was für Gesetze galt, galt auch für mündliche Abmachungen und persönliche Versprechen. Bill hatte den Flaschenzug konstruiert, um auf schlaue Weise ein scheinbar unmögliches Versprechen einzulösen. Aber Flachfinger sagte nun, daß Bill eine Sache versprochen und eine andere getan hätte.
    Die ganze dilbianische Welt lag zwischen diesen beiden Dingen. Was Bill beabsichtigt hatte, war klug – und daher lobenswert. Was Flachfinger behauptete, bedeutete, daß Bill in den Augen aller Dilbianer ein Kapitalverbrechen begangen hatte. Die absolute Unverletzbarkeit der Buchstaben des Gesetzes war der Zement, der die dilbianische Kultur zusammenhielt und das einzige, worin sich Bauern, Banditen, Tiefländer und Hochländer instinktiv einig waren. Nicht einmal der Bergläufer würde sich mehr für Bill einsetzen, wenn man übereinkam, daß der Schmied mit seiner Anschuldigung recht hatte. Und die Strafe für Betrug war Tod.
    Stumm wartete die Menge auf Bills Antwort.

 
10.
     
    „Das würde ich nicht sagen“, erklärte Bill, dem eine Eingebung gekommen war, die ihn seiner Ansicht nach retten mußte. Dennoch war ihm leicht übel im Magen, als er die grimmigen Gesichter sah, die ihn umringten. „Wo ist Mehr Marmelade?“
    „Was hat Mehr Marmelade damit zu tun?“ knurrte Flachfinger.
    „Nun, nur daß er dabei war, als du und ich unser kleines Gespräch hatten“, antwortete Bill. „Er ist mein Zeuge. Wo ist Mehr Marmelade?“
    „Komme schon!“ keuchte ein Stimme aus dem Hintergrund der Menge, und gleich darauf schob sich Mehr Marmelade durch die Vorderreihen und kam zu Bill und den anderen im Schuppen. „Was ist? Du hast nach mir gerufen, Hacke-und-Schaufel?“
    „Das habe ich“, sagte Bill. „Du warst heute morgen in der Residenz, und vielleicht hast du mein kleines Gespräch mit Flachfinger gehört. Ich frage mich nun, ob du dich wohl erinnern kannst, was genau ich gesagt habe, das ich bei unserer Verabredung tun wollte. Habe ich gesagt, daß ich mehr heben könnte als er?“
    „Laß mich nachdenken“, brummte Mehr Marmelade. „Wie ich es erinnere, hat Hacke-und-Schaufel ganz genau gesagt: Ich bin ja nur ein Shorty, und ich würde es nie wagen, anzudeuten, daß ich imstande sein könnte, auf gewöhnliche Weise mehr zu heben als du. Aber es könnte mir trotzdem gelingen, dich

Weitere Kostenlose Bücher