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Der Agent

Der Agent

Titel: Der Agent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Schatten mit Lichtstreifen hier und da, wo Licht durch Vorhangritzen fiel, ausmachen konnte.
    Als er näherkam, machte er einen großen Bogen um die Speisehalle der Banditen, aus der lautes Stimmengewirr drang. Er wandte sich nach links und begann, eins nach dem anderen, die kleineren Gebäude zu untersuchen. Er spähte durch einen Vorhangschlitz in einen erleuchteten Raum, in dem sich eine Schar von jungen Dilbianern mit einer Art Räuber- und Gendarmspiel vergnügte, was unter großem Geschrei und Gejohle vor sich ging.
    Fasziniert starrte Bill durch die Ritze, da er bis zu diesem Augenblick noch keinen Nachwuchs der Einheimischen zu Gesicht bekommen hatte, aber dann öffnete sich eine Tür am anderen Ende des Raumes, und das Erscheinen eines erwachsenen Dilbianers machte nicht nur dem fröhlichen Treiben ein Ende, sondern erinnerte Bill auch daran, daß er hier ein Eindringling war.
    Er hatte alle Gebäude bis auf zwei abgesucht, als leise, aber unmißverständlich eine menschliche Stimme an sein Ohr drang. Er folgte der Stimme zu einem der noch nicht inspizierten Gebäude, entdeckte ein Fenster und spähte durch einen Riß im Ledervorhang in den Raum.
    Er hatte Anita gefunden. Unglücklicherweise war sie jedoch nicht allein. Sie saß zusammen in einem Kreis mit mindestens einem Dutzend gewichtiger und sehr tatkräftig aussehender Dilbianerinnen, die an etwas arbeiteten, das wie ein großes Netz aussah.
    Die Gruppe wurde beherrscht von einer fülligen, älteren Dilbianerin, die aussah wie eine kleinere, weibliche Ausgabe von Mehr Marmelade, und das Ganze glich in etwa einem gemütlichen Damennähzirkel auf der Erde.
    Nun konnte Bill kaum seinen Kopf durch die Tür stecken und Anita bitten, herauszukommen, um mit ihm zu sprechen. Andererseits wuchs mit jeder Minute, die er hier mitten im Banditental offen herumstand, die Gefahr, daß irgendein Bewohner unversehens über ihn stolperte. Und bald würde außerdem der rasch steigende Mond den ganzen Talboden hell erleuchten.
    Während er noch unentschlossen durch den Vorhangriß starrte, fiel Bill die Hypnoseinformation ein, daß das Netz, an dem die Damen arbeiteten, von den Dilbianern dazu benutzt wurde, die wilden, Moschusochsen-ähnlichen Pflanzenfresser einzufangen, die durch die dilbianischen Wälder streiften. Anita hatte die anderen offenbar mit einer Geschichte unterhalten, denn jetzt brachen alle übrigen in schallendes Gelächter aus, das ebenso rauh und lärmend war wie das Gelächter ihrer männlichen Artgenossen.
    „Natürlich“, sagte Anita, als das Gelächter verebbte, und bezog sich offenbar auf die Geschichte, die sie gerade erzählt hatte, „würde ich nicht wollen, daß Knochenbrecher seine Geduld verliert und mich an den Beinen zuoberst aufhängt.“
    „Das sollte er besser gar nicht erst versuchen!“ entgegnete die dicke Dilbianerin bedeutungsvoll und blickte sich im Kreise um. „Nicht, solange wir hier sind, was Mädchen?“
    Ein Chor von Zustimmung erhob sich, so grimmig, daß Bill ein Schauer über den Rücken lief. Nervös drehte er sich um und spähte in die Dunkelheit ringsum. Es war keine Zeit mehr zu verlieren. Er mußte Anita von ihren netzeknüpfenden Gefährtinnen weg und aus dem Gebäude herausbekommen, bevor der Mond das Tal hell erleuchtete und ihn verraten konnte.
    Plötzlich kam ihm eine Erleuchtung. Die Dilbianer, erinnerte er sich, konnten aufgrund einer andersgearteten Kiefer- und Lippenmuskelstruktur nicht pfeifen. Bill holte Luft und pfiff den Anfang der Melodie von „When Johnny Comes Marching Home.“
    Das Ergebnis war verblüffend. Anitas Hände erstarrten mitten in der Bewegung des Knotenknüpfens, und ihr Gesicht wurde plötzlich ganz bleich. Aber die Wirkung auf Anita war nichts im Vergleich zu der Wirkung, die Bills Pfeifen auf die Dilbianerinnen hatte.
    Sämtliche Dilbianerinnen im Raum hielten nicht nur mitten in der Bewegung inne, sondern hörten anscheinend auch auf zu atmen. Sie saßen vollkommen reglos da und lauschten. Nach einer ganzen Weile absoluten Schweigens fing eine der jüngeren Frauen an, heftig zu zittern.
    „W-w-was war das für ein Tier?“ wimmerte sie.
    „Sch!“ befahl Keine Ruhe, wie die Dicke genannt wurde, aber auch ihre Stimme war voller Angst. „Kein Tier, kein Vogel … nicht einmal der Wind in den Bäumen hat diesen Laut gemacht.“
    Nun begannen auch andere der Frauen zu zittern und zu beben.
    „Ein Kobli!“ zischte Keine Ruhe, und draußen vor dem Fenster machte Bill ein

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