Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Agent

Der Agent

Titel: Der Agent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
in das Tal gekommen?“
    „Mit einem Seil“, antwortete Bill, „eine der Felswände herunter.“
    „Nun, dann gehen Sie schleunigst zu Ihrem Seil zurück und klettern wieder hinauf!“ sagte Anita. „Kann ich mich darauf verlassen, daß Sie das auch tun?“
    „Was?“ sagte Bill, der mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt gewesen war und nicht recht zugehört hatte. „Oh, ja, gewiß.“
    „Dann ist es ja gut.“ Anitas Stimme wurde unerwartet sanft. Sie legte ihre Hand auf seinen Arm, und er wurde sich dieser leichten Berührung auf einmal sehr bewußt. „Bitte, seien Sie jetzt vorsichtig.“
    Sie drehte sich um und verschwand in der Dunkelheit.

 
12.
     
    Eine Weile stand Bill noch da, starrte ihr nach und meinte noch immer, die Berührung ihrer Hand auf seinem Arm zu spüren.
    Dann riß er sich zusammen. Natürlich mußte er so schnell wie möglich wieder aus dem Tal verschwinden – aber vorher gab es noch etwas zu erledigen.
    Er drehte sich um und suchte nach dem großen Gebäudeumriß der Speisehalle. Als er sie ausgemacht hatte, machte er sich auf den Weg und hielt sich dabei stets im Schatten. Fünf Minuten später stand er vor den Eingangsstufen. Keine Wachtposten waren zu sehen, aber hier und da zeigte sich hinter den Vorhängen noch ein Lichtschimmer. Unbewacht hing der Gong der Banditen neben der Tür.
    Bill schlich die Stufen hinauf und berührte ihn. Er war nichts weiter als ein Stück Eisenstange, das an einem Seil von einem der herausragenden Balkenenden herabhing. Aber Bill wurde plötzlich klar, daß er einen schwerwiegenden Fehler gemacht hatte, als er damit prahlte, er würde den Gong mitbringen. Denn die Eisenstange war mindestens anderthalb Meter lang und fünf Zentimeter dick. Sie war zu lang und zu schwer, um sie bei sich zu tragen, wenn er an dem Seil die Felswand hinaufkletterte.
    Bestürzt hielt er inne und überlegte. Wenn er recht hatte damit, daß die Dilbianer in dieser ganzen Angelegenheit ihre eigenen Interessen verfolgten, dann war ein Beweis dafür, daß er in dieser Nacht wirklich im Tal gewesen war, wichtiger denn je. Aber wenn er den Gong nicht mitnehmen konnte, was dann?
    Plötzlich hatte er eine Eingebung. Er tastete mit den Fingern die verwitterten Balken genau hinter dem Gong ab und fand schließlich, was er suchte. Er nahm den Gegenstand von dem Haken, an dem er hing, und hielt ihn ins Mondlicht, um ihn näher zu betrachten. Es handelte sich, wie bei dem Gong, um ein einfaches Stück Eisenstange mit einem Loch an einem Ende, durch das ein Riemen gezogen war, aber diese Stange war nur knapp einen halben Meter lang. Kurz gesagt, es war der Hammer, mit dem der Gong für gewöhnlich geschlagen wurde, und ihn konnte Bill mühelos in seinen Gürtel stecken und mitnehmen.
    Erleichtert wandte Bill sich ab und eilte nun zurück zu der im Mondlicht jetzt gut sichtbaren Kerbe in der Felswand, von der, auf diese Entfernung nicht sichtbar, sein Seil herabhing.
    Der Mond stand voll und rund genau über dem Tal, aber ab und zu schob sich eine dunkle Wolke davor, und einen solchen Augenblick nützte Bill aus, um das ziemlich offene Gelände zwischen den letzten Gebäuden und dem Saum von Büschen und Bäumen am Fuß der Klippen zu überqueren. Er schaffte es gerade noch, sich flach in eine Kuhle im Talboden zu werfen, der nächsten Deckungsmöglichkeit, bevor der Mond hinter der Wolke wieder hervorkam. Aber dann wurde er plötzlich starr vor Schreck.
    Er lag mit dem Gesicht nach unten, ein Ohr an die immer noch warme Erde gepreßt, und an dieses Ohr war das Geräusch schwerer Schritte gedrungen – bevor sie unvermittelt aufhörten.
    Die nächste Wolke begann sich vor den Mond zu schieben, und sie sah groß genug aus, um es Bill zu ermöglichen, die restlichen fünfzig Meter bis zu den Büschen unterhalb der Klippe zu schaffen. Bill wartete, bis die Wolke den Mond ganz bedeckt hatte und es unvermittelt wieder stockdunkel wurde, dann sprang er auf und rannte los. Aber jetzt waren seine Ohren gespitzt, und er war fast sicher, außer dem Geräusch seiner eigenen Füße noch schwerere Tritte hinter sich zu hören. Immer noch im Schutz der Dunkelheit sah er die noch dunkleren Schatten der Bäume und Büsche vor sich aufragen, und gleich darauf brach er keuchend durch das Unterholz, ungeachtet der Zweige, die ihm ins Gesicht und gegen den Körper peitschten. Er schlug sich nach rechts durch und wich damit einige Meter von seiner geraden Fluchtlinie ab, bevor er stehenblieb, bemüht,

Weitere Kostenlose Bücher