Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Agent

Der Agent

Titel: Der Agent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
hier unten im Tiefland, wo die alten Stammesbräuche angesichts der veränderten Lebensbedingungen einer landwirtschaftlichen Gemeinde an Bedeutung verloren haben, gibt es keine Großväter. Aber es gibt tiamuna – ähnliche Individuen. Männliche Dilbianer, die unter normalen Umständen oben in den Bergen Großväter sein würden.“
    „Sie meinen“, sagte Bill, dem endlich ein kleines Licht aufging, worauf sie eigentlich hinauswollte, „jemand wie Mehr Marmelade … oder Knochenbrecher?“
    „Mehr Marmelade bestimmt nicht!“ erwiderte Anita. „Knochenbrecher, ja. Aber im Dorf ist Flachfinger derjenige, der einem tiamuna am nächsten kommt. Deshalb sollten Sie ihn ja auch auf Ihre Seite bringen.“
    „Aber Mehr Marmelade …“, begann Bill.
    „Mehr Marmelade, Unsinn!“ entgegnete Anita energisch. „Ich weiß, daß er bei allen Dorfbewohnern beliebt ist, und als Gastwirt hat er auch einiges Gewicht, ganz zu schweigen von seinem früheren Ruhm als Tiefland-Meisterringer … die Dilbianer sind da sehr loyal. Aber mit seinem ungeheuren Bauch, von dem er behauptet, daß er nur Delikatessen verträgt, ist er weit und breit eine Witzfigur! Und eine Witzfigur kann niemals Anführer sein …“
    „Sind Sie da so sicher?“ fragte Bill zweifelnd, aber Anita sprach einfach weiter. Und Bill hatte wieder das gleiche Gefühl wie bei Mula-ays Äußerung, daß er, Bill, kaum das Bedürfnis haben würde, sich in jemanden wie Knochenbrecher einzufühlen …
    Irgend etwas stimmte nicht, sowohl an Mula-ays Behauptung als auch an Anitas. Und er hatte das Gefühl, wenn es ihm nur gelänge, eine Verbindung zwischen dieser Unstimmigkeit und der seltsamen Lage hier auf Dilbia herzustellen, dann würde er auch einen Weg finden, die Lage zu meistern. Zweifellos waren hier irgendwelche menschlichen Machenschaften am Werk, denn sonst wäre er überhaupt nicht hier. Ebenso deutlich war, daß die Hemnoiden in Gestalt von Mula-ay versuchten, die Lage auszunützen. Aber was keine dieser beiden Parteien auch nur in Betracht gezogen zu haben schien, war, daß möglicherweise auch die betroffenen Dilbianer ein paar eigene Eisen in das Feuer hielten, das von allen Seiten geschürt wurde.
    Die Dilbianer – und sogar der Bergläufer in irgendeiner für Bill im Augenblick undefinierbaren Weise –schienen ein ganz bestimmtes Interesse und einen Anteil an Bills Lage zu haben, von dem scheinbar weder die Hemnoiden, noch die Menschen – und auch Anita mit all ihrem anthropologischen Wissen nicht – etwas wußten.
    Anita redete immer noch, und Bill wurde unvermittelt aus seinen Gedanken gerissen.
    „Also vergessen Sie Mehr Marmelade, und konzentrieren Sie sich auf Knochenbrecher und Flachfinger“, sagte sie gerade. „Ich tue auf meine Weise ebenso viel wie Sie, indem ich die dilbianischen Frauen bearbeite, sowohl im Dorf als auch hier im Banditental. Aber das verstehen Sie wohl auch nicht, wie?“
    „Äh – nein“, gestand Bill.
    „Dann will ich es Ihnen erklären“, sagte Anita. „Der einzige Mensch, auf dessen Rat ein tiamuna hören kann, ohne sein Gesicht zu verlieren, ist seine Frau! Mit ihr kann er die Dinge besprechen und später das Ergebnis solcher Unterhaltungen öffentlich verkünden, als wäre es seine eigene Idee, und sie wird ihm natürlich nicht widersprechen. Und aufgrund seiner überlegenen Stellung wird natürlich auch kein anderer Dilbianer auch nur andeuten, daß es nicht seine eigene Idee ist.“
    „Oh“, sagte Bill.
    „Sie sehen also, ich weiß genau, was ich tue“, schloß Anita. „Sie wissen es nicht, und deshalb sollten Sie auf mich hören, wenn ich Ihnen sage, was Sie tun sollen. Und eines der Dinge, die Sie nicht hätten tun sollen, ist, nachts hier ins Tal zu kommen, um mit mir zu sprechen. Vielleicht ist wirklich etwas merkwürdig an der Art und Weise, wie man Sie hier allein mit allem fertig werden läßt, aber Lafe hatte nichts damit zu tun, das können Sie mir glauben!“
    Bill sagte nichts, und Anita, die sein Schweigen offenbar als Zustimmung ansah, fuhr fort: „Also gehen Sie wieder ins Dorf, und bleiben Sie dort! Knochenbrecher wird Ihnen bestimmt nicht ins Dorf nachkommen, also sind Sie in Sicherheit, solange Sie dort bleiben. Und machen Sie sich an Flachfinger heran, wie ich Ihnen gesagt habe. So, und nun muß ich zu Keine Ruhe und den anderen zurück, bevor Sie glauben, der Kobli hätte mich aufgefressen!“ Plötzlich schien ihr ein Gedanke zu kommen. „Übrigens, wie sind Sie eigentlich

Weitere Kostenlose Bücher