Der Agent
anderen Ende herauskommt, hat gewonnen. In Ordnung?“
„In Ordnung!“ sagte Bill und blickte mit leichtem Magenflattern auf das Lagerhaus. In der Menge hinter ihm wurden Vermutungen über den Ausgang des Duells geäußert. Obgleich eine kleine Minderheit der Meinung zu sein schien, daß man bei einem Shorty nie so recht wissen konnte, waren die meisten von ihnen anscheinend fest überzeugt, daß Knochenbrecher keinerlei Mühe haben würde, den Shorty in dem verdunkelten Gebäude aufzuspüren und zu Kleinholz zu verarbeiten.
Aber jetzt galt es nicht länger zu zögern. Der Knochenbrecher war bereits auf dem Weg zu seinem Gebäudeeingang. Bill drehte sich um und ging, begleitet vom Bergläufer, zur anderen Seite. Die Menge machte ihnen ehrerbietig Platz. Sie erreichten die Hausecke, bogen um die Ecke und sahen eine massive Tür, zu der drei Holzstufen hinaufführten. Bill wurde die Kehle eng, als er die Stufen hinaufging, und seine innere Zuversicht schien ihm auch nicht zu helfen.
„Viel Glück …“, hörte er den Bergläufer sagen. Dann hatte er die Tür geöffnet und trat in eine nach Leder, Holz, Wurzelgemüse und Staub riechende Dunkelheit ein.
Die Tür schlug hinter ihm zu.
Bill blieb stehen und wartete darauf, daß sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Das Schwert lag jetzt in seiner Hand, und der Griff fühlte sich feucht und rutschig an. Zunächst konnte er nichts erkennen, aber nach und nach begannen sich vage Umrisse von noch tieferem Schwarz in dem Dunkel ringsum abzuzeichnen. Nach einer Weile konnte er ausmachen, daß er auf einem kleinen, freien Platz stand, und daß vor ihm so etwas wie ein Gang war, der zwischen drei bis fünf Meter hohen Stapeln nicht erkennbarer Vorräte vermutlich zum anderen Ende des Lagerhauses führte.
Irgend etwas fiel am entfernten Ende des Gebäudes und rollte über die Bodendielen. Bill erstarrte, und sekundenlang war er sich nur seines heftig klopfenden Herzens und des schweren Gewichts von Schwert und Schild an seinen Armen bewußt. Dann begann er wieder Luft zu holen.
Jenes Geräusch, ob unabsichtlich oder nicht, kündigte Knochenbrechers Kommen an. Bill konnte nicht einfach da stehenbleiben und auf ihn warten. Er mußte Knochenbrecher entgegengehen.
Vorsichtig wagte sich Bill auf dem Gang zwischen den Vorratsstapeln voran. Hier und da verbreiterte sich der Gang zu einem Platz, der groß genug war. um Raum für einen Schwertkampf zwischen einem Dilbianer und einem Menschen zu bieten. Dann und wann wurde er aber auch so schmal, daß zumindest ein Dilbianer sich nur seitwärts hindurchzwängen konnte. Aber immer gab es nur diesen einen Weg zwischen den Warenstapeln, und Bill sah keine einzige Chance, hinter den Stapeln an seinem Gegner vorbeizuschleichen, ohne ihm von Angesicht zu Angesicht zu begegnen.
Bill vernahm keine weiteren Geräusche mehr, die ihm verraten hätten, wie weit der Knochenbrecher schon gekommen war. Ab und zu knackten jedoch die Bodenplanken unter seinen eigenen Füßen, und zweimal stolperte er über etwas, das am Boden lag. Jedesmal, wenn er ein Geräusch verursachte, blieb er stehen und horchte. Aber kein Laut vom anderen Ende des Lagers verriet ihm, ob Knochenbrecher ihn gehört hatte oder nicht.
Inzwischen hatte Bill schon eine gute Strecke zurückgelegt. Seiner Schätzung nach mußte er etwa die Mitte des Gebäudes erreicht haben. Aber er war Knochenbrecher noch immer nicht begegnet, und gewiß würde der Banditenchef ihm doch auf halbem Weg entgegenkommen?
Bill ging weiter und hielt das Schwert ausgestreckt vor sich hin. Aber noch immer war von dem Banditenchef nichts zu sehen und nichts zu hören. Inzwischen war Bill ganz sicher, mindestens die Hälfte der Länge des Gebäudes zurückgelegt zu haben. Die einzig mögliche Schlußfolgerung war, daß der große Dilbianer weiter vorn an irgendeinem günstigen Platz seiner eigenen Wahl auf ihn wartete.
Merkwürdigerweise verstärkte diese Aussicht seine Aufregung und Angst jedoch nicht. Im Gegenteil, ein gut Teil seiner Angst und Unsicherheit schien ihn zu verlassen. Der Griff seines Schwertes fühlte sich nicht mehr feucht an, und sein Herz hatte sich auch beruhigt. Jetzt begann sogar in ihm eine Art grimmiger Bereitschaft zu erwachen – die Bereitschaft, zu kämpfen, sollte Knochenbrecher ihn plötzlich aus den Schatten heraus anspringen.
Der Dilbianer war zwar riesig, aber gerade diese Riesenhaftigkeit machte ihn schwerfällig im Vergleich zu einem Menschen. Wenn es ihm
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