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Der Agent

Der Agent

Titel: Der Agent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Gefühl breitete sich plötzlich in Bills Brust aus. Mit einer solchen Erregung und Kampfeslust der Dilbianer hatte er nicht gerechnet. Es hatte nicht in seiner Absicht gelegen, daß Banditen und Dorfbewohner getötet oder verletzt werden sollten …
    Ein harter Stoß traf ihn von hinten, so daß er einen Schritt nach vorn stolperte. Wütend drehte er sich um und stand Süßes Ding gegenüber. Sie trug einen rechteckigen Schild und ein Schwert am Arm, beides zu klein für einen Dilbianer.
    „Hier, nimm das!“ zischte ihn Süßes Ding an. „Flachfinger hat die Sachen vergessen, aber ich bin zurückgegangen, um sie zu holen. Es sind deine, Hacke-und-Schaufel, also nimm sie, ja? Ohne Schwert und Schild kannst du nicht gegen Knochenbrecher kämpfen, und du bist der einzige, der den Krieg beenden kann, indem du mit ihm kämpfst!“
    Sie hielt ihm Schild und Schwert hin, bis Bill ihr beides abnahm und sich das Schwert umschnallte. Der Schild, mit Ellbogenschlinge und Handgriff versehen, war aus dickem, mit Leder überzogenem Holz gefertigt und so schwer, daß er seinen linken Arm herunterzog, wenn er versuchte, ihn zu heben, wie es sich gehörte.
    Er? Er sollte den Krieg beenden? In seinem Kopf schwirrte es, während er die schreienden Sumpflocher betrachtete, die das Rammblock-Team unten am Tor anfeuerten.
    Aber natürlich! Plötzlich fügte sich das ganze dilbianische Puzzle zu einem Bild zusammen. Jetzt verstand er alles, auch warum er hierhergeschickt und dann scheinbar von Greentree und seinen übrigen Vorgesetzten im Stich gelassen worden war. Er blickte sich um. Der zweite Rammblock lehnte immer noch an der Seitenwand des Taleingangs.
    „Hier, halt das mal“, sagte Bill und schob Schild und Schwert Süßes Ding wieder in die Hände. Dann drehte er sich um und rannte zu dem Baumstamm an der Felswand. Rasch kletterte er hinauf, wobei er die Handgriffe als Leitersprossen benutzte.
    Sechs Meter über den Köpfen der Dilbianer unter ihm blickte er über die Palisade hinweg in das darunterliegende Tal. Er sah, daß jetzt hinter dem Tor keine Banditen mehr waren. Die hohe, kohlrabenschwarze Gestalt von Knochenbrecher stand in der Mitte einer Formation von Banditen, die sich auf etwa halbem Weg zwischen dem Tor und den Gebäuden im Hintergrund aufgestellt hatte. Sie waren alle bewaffnet und bereit. Die Mittagssonne funkelte auf fast zwei Meter langen Schwertern und hier und da auf dem glänzenden Metall von Rüstungen oder Helmen. Hinter der Linie, bei den Gebäuden, stand eine kleine Schar von Banditenfrauen, und nicht weit von ihnen entdeckte Bill eine runde Gestalt in gelbem Gewand, in der Bill ohne Mühe Mula-ay erkannte. Während er noch hinsah, hob Mula-ay etwas im Sonnenschein Aufblitzendes an seine Augen, und gleich darauf hob der Hemnoide seine andere Hand zu einem militärischen Salut, der nur Bill gelten konnte, da niemand sonst diese Geste als solche erkenne würde. Mula-ay machte sich unmißverständlich über Bill lustig.
    Das kalte Gefühl in Bills Brust wurde zu einem harten Eisklumpen. Bluff und Aufschneiderei waren ein Teil der dilbianischen Wesensart – aber nur bis zu einem bestimmten Punkt. Und jetzt blufften weder die Dorfbewohner noch die Banditen mehr.
    Und Mula-ay hatte Bill geschickt in eine Falle gelockt. Er hatte gehofft, daß Bill, sobald er das Verschwinden der Laserfackel bemerkte, die Sumpflocher zu einem solchen Angriff aufwiegeln würde. Jetzt brauchte der Hemnoide Knochenbrecher gar nicht mehr zu töten, um Bill auszuschalten und die Menschen bei den Dilbianern in Mißkredit zu bringen. Er brauchte nur darauf zu warten, daß die angreifenden Sumpflocher mit den schwerbewaffneten Banditen zusammenstießen, und darauf hoffen, daß bei diesem Kampf sowohl Banditen als auch Dorfbewohner getötet und verletzt wurden.
    Es gab jetzt wirklich nur noch eine einzige Möglichkeit, eine Katastrophe zu verhindern. Süßes Ding hatte recht. Nur Bill konnte den Krieg beenden.
    Bill rutschte hastig den Baumstamm wieder herunter und lief zu Süßes Ding zurück. „Wo ist der Bergläufer?“ fragte er atemlos. „Hilf mir, ihn zu finden!“
    „Dort drüben!“ rief sie und rannte los, gefolgt von Bill.
    Der Postbote stand etwas abseits von den anderen, den Blick starr auf das Tor gerichtet. Seine ganze Aufmerksamkeit galt dem Rammblock-Team, dem es inzwischen gelungen war, den ersten Riß im Tor soweit zu vergrößern, daß die Planken nur noch von den Querbalken innen zusammengehalten wurden.

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