der Agentenschreck
Boris, was wir den Nazis oft zu lösen aufgaben?«
»Das war vor achtundzwanzig Jahren«, warf Boris ein.
» Da. Wir haben weniger Muskel, aber mehr Verstand«, meinte Tsanko.
»Haben Sie wirklich Zugang zu Sprengmitteln?« fragte Mrs. Pollifax Volko.
Er deutete mit einer weiten Armbewegung auf das gesamte Magazin. »Zugang?« fragte er
bescheiden. »Es liegt rund um uns. Diesen Monat sind es hauptsächlich Feuerwerkskörper.
Sie reichen für die Maifeiern sämtlicher kommunistischer Länder aus.«
»Na also«, sagte Mrs. Pollifax. Ihre Augen begannen zu funkeln. »Ich selbst kenne mich ein wenig mit Karate aus. Was können Sie beisteuern, Debby?«
»Würden Sie mich denn mittun lassen?« fragte Debby überrascht.
»Das müßten Sie sogar.«
Debby überlegte ernsthaft. »Ich wollte, mir fiele etwas Vernünftiges ein«, gestand sie. »Ich kann Motorrad fahren. Und ich bin gut am Reck und an den Seilen. Ja, und von Knoten
verstehe ich eine ganze Menge. Das habe ich während der vielen Sommer in Ferienlagern
gelernt. Vielleicht könnte ich einen Posten fesseln.«
Knoten, Motorrad, notierte Mrs. Pollifax.
Dann sah sie Boris an, der mit finsterer Miene neben Debby saß. »Bitte«, sagte er. »Für das ich kann nichts.«
»Das stimmt doch nicht, Boris«, sagte Tsanko. »Du hast mehrere Wettschießen gewonnen.
Ich habe die goldenen Medaillen an deiner Wand gesehen.«
»Wirklich?« horchte Georgi auf.
Boris sah ihn vernichtend an. »Was ich schieße, Georgi, war der Pfeil und Bogen.«
»Oh«, seufzte Georgi verzagt.
»Wer weiß, ob der Ruf des Panchevsky-Instituts nicht unser bester Verbündeter ist«, sagte Mrs. Pollifax versonnen. »Er mag die Wachen zur Sorglosigkeit verleiten.« Sie sah Boris fest an.
»Angenommen, Sie wären allen Menschen schrecklich unheimlich. Dann könnten Sie sich doch mit diesem Ruf begnügen, ohne weitere Anstrengungen zu machen, nicht wahr?«
»Mir sind Sie bereits schrecklich unheimlich«, antwortete Boris. Sein finsteres Gesicht leuchtete auf, als er lächelte.
»Bestimmt sind Sie eine Hexe aus den Bergen des Balkans.«
»Sie denkt in schnurgeraden Bahnen«, sagte Tsanko. »Diese Frau kennt keine Umwege.
So. Was sie sagt, stimmt — das Panchevsky-Institut mag unangreifbar sein, aber die
Menschen sind es nicht.«
Volko sah auf seine Uhr. »Es wird spät. Ich schlage Listen von Hilfsmitteln vor und viel gründliches Überlegen der Idee.«
»Und wenn wir Mrs. Bemish und Radev gesprochen haben, bauen wir die Einzelheiten
zusammen!« schloß Mrs. Pollifax begeistert. »Ich werde Assen Radev morgen aufsuchen.
Vielleicht arrangiert mir das Balkantourist-Büro eine Besichtigung seiner Gänsefarm. Wissen Sie, wo sie liegt?« fragte sie Tsanko.
»In dem Dorf Dobri Vapcarov. Natürlich gehören die Gänse nicht ihm. Schließlich leben wir in einem kommunistischen Staat. Die Gänse werden wegen ihrer Leber gezüchtet, die zu
unseren erfolgreichsten Exportartikeln in die westliche Welt zählt. Zur Herstellung von Gänseleberpastete.«
»Wie kapitalistisch«, murmelte Mrs. Pollifax. »Aber mit dem eingenähten Geld in meinem
Mantel kann ich seine Farm nicht besuchen. Gibt es eine Möglichkeit, es über Nacht zu
entfernen?«
»Wir haben ja den Genossen Schneider«, meinte Volko.
»Gut. Und kann man mir den Mantel morgen früh ins Hotel Rila liefern?«
»Sie gönnen uns mal wieder keine Nachtruhe«, sagte Tsanko.
»Hier ist der Name der Farm. Ich habe ihn auf bulgarisch und englisch geschrieben.«
»Und was ist mit Mrs. Bemish?« fragte Debby. »Sie hat gesagt, für ihren Bruder würde sie sterben.«
»Das war vielleicht nur eine momentane Geistesverwirrung«, meinte Mrs. Pollifax. »Aber
was ist wirklich mit ihr?«
»Ich weiß, wo sie wohnt«, sagte Georgi eifrig. »Ich kann morgen anrufen und sagen, habe ich Nachricht für sie. Weiß sie schon, daß ihr Mann tot ist?«
Tsanko schüttelte den Kopf. »Wie sollte sie, wenn er unter den Steinen des Tsavaretsberges begraben liegt? Nikki wird es allerdings vermuten. Sie wird sich nur Sorgen wegen seiner Abwesenheit machen. Schließlich ist er seit vierundzwanzig Stunden nicht mehr zu Hause
gewesen.«
»Wenn du zu dieser Frau gehst, Georgi, wird sie dir die Polizei auf den Hals hetzen, und ich habe meinen besten Schüler verloren«, sagte Boris.
»Das Risiko nehme ich auf mich«, sagte Georgi entschlossen.
»Jemand muß Verbindungsoffizier sein. Genau wie beim Militär.«
Tsanko seufzte. »Das ist für uns alle ein
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