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Der Albtraum meiner Kindheit und Jugend - Zwangseinweisung in deutsche Erziehungsheime

Der Albtraum meiner Kindheit und Jugend - Zwangseinweisung in deutsche Erziehungsheime

Titel: Der Albtraum meiner Kindheit und Jugend - Zwangseinweisung in deutsche Erziehungsheime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Page
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nachließ, den ich tröpfchenweise von der Hebamme durch ein Tuch auf die Nase bekam.
    Als ich das hörte, entwickelte ich eine enorme Kraft, die schon fast unmenschlich war. Dabei half mir die leichte Narkose.
    Ich ließ erst mit dem Pressen nach, als ich den ersten Schrei meines Kindes hörte. Jetzt war ich Mutter! Mit knapp sechzehn Jahren!
    Obwohl ich diese fürchterlichen Schmerzen hatte, war ich glücklich, ich hatte es geschafft.
    Erschöpft war nicht nur ich, alle Anwesenden mussten erst mal Luft holen und ich hatte großen Hunger. Aber erst kam mein Sohn in meine Arme, was für ein Glück!

 
Ein trauriger Ostersonntag
    Es war Ostersonntag 1959, wir lebten noch in der Notunterkunft und warteten auf einen Bescheid, dass wir endlich in unser neues zu Hause einziehen konnten. Wir hatten uns an unseren kleinen Familienzuwachs gewöhnt. Wir kümmerten uns alle drei uns Andreas, gingen mit ihm spazieren, meine Schwester badete ihren Neffen gerne, unsere Mutter bereite mit viel Liebe das Fläschchen zu. Mein kleiner Sohn meldete sich er war dreieinhalb Monate alt. Wir waren ganz erschrocken, es war sehr früh am Morgen, er röchelte ganz ungewöhnlich für ihn, er lachte gern, wenn er aufwachte und lallte so vor sich hin, bis er sein Fläschchen von der Großmutter bekam.
    Heute aber atmete er schwer. Meine Mutter rief „Regina, lauf schnell zum Telefon und hole einen Arzt.“ Ich rannte so schnell ich konnte. Es war ein weiter Weg zum Telefon. Ein Weg der nicht enden wollte.
    Auf diesem Weg gingen mir tausend Gedanken durch meinen Kopf. Ich habe gebetet „lieber Gott lass Andreas wieder gesund werden“. Ich habe an seine Geburt gedacht und wie ich gekämpft habe, dass mein Sohn zur Welt kommt, ich habe an unsere Mutter gedacht wie sie sich aufgeopfert hat. Ihr Leben lang war sie für uns da auch in meiner schlimmsten Situation stand sie mir immer zur Seite.
    Ich erreichte dann den Krämerladen und konnte einen Arzt ans Telefon bekommen, der auch gleich kommen wollte. Ich ging die Straße zurück, so schnell ich nur konnte. Mir war nun kalt vor Angst oder war mir vom Rennen zum Telefon ganz heiß? Ich hatte keine Empfindungen mehr, aber ein komisches Gefühl im Bauch.
    Als ich wieder zurückkam, war mein Sohn gerade gestorben.
    Andreas starb in den Armen meiner Schwester Elke, während meine Mutter verzweifelt versuchte, Tee für Andreas zu kochen, wobei ihr vor Verzweiflung alles aus der Hand fiel.
    Unsere Mutter, meine Schwester Elke und auch die Mutter meines Verlobten, wir waren sehr geschockt, denn am Abend zuvor war mein Sohn noch munter, er aß am Abend noch seinen Bananenbrei es war alles in Ordnung. Auch bei der Mütterberatung war ich zwei Tage zuvor, sie erkannten keinerlei Anzeichen von einer Krankheit.
    Wie ich die Beerdigung und die Untersuchungen der Kriminalpolizei überstanden habe, weiß ich bis heute nicht.
    Ich bat im Krankenhaus, dass ich meinen Sohn noch einmal sehen durfte und man hatte Verständnis.
    Im Leichenkeller öffnete mir ein Krankenpfleger den kleinen weißen Sarg. Andreas hatte sein blaues Mützchen auf, das etwas schief auf seinen kleinen Kopf saß. In seinem passenden Jäckchen sah er so friedlich aus. Hier nahm ich nun Abschied von ihm. Er wurde nur dreieinhalb Monate alt. Es blieb ein großer Schmerz, den ich mein ganzes Leben mit mir trage. Ich hatte mein Kind verloren.

    Ich wünschte mir wieder ein Kind.
    Ich war bald wieder schwanger, ein Wunschkind, wir wollten ja sowieso bald heiraten.
    Doch es kam alles ganz anders ...

    Regina 17jährig
Eine eigene Wohnung

    Wir waren in so vielen Flüchtlingslagern, Notunterkünften und Zwangseinweisungen, und konnten nach drei Jahren Wartezeit, in der Notunterkunft, endlich in unsere erste eigene Wohnung ziehen. Nach dieser schlimmen langen Zeit hatten wir endlich ein Zuhause! Wir waren glücklich über dieses große Geschenk.
    Auch unserer Mutter ging es wieder etwas besser, Mutti hatte nach langer Suche beim Roten Kreuz ihren Sohn gefunden der in französischer Kriegsgefangenschaft war.
    Die erste Begegnung mit unserem großen Bruder: Mutti nahm ihn in ihre Arme und weinte leise vor sich hin, eine kleine Frau begrüßte ihren Sohn. Eine lange Zeit der Ungewissheit war vorbei. Jetzt waren wir alle vier zusammen. Es waren nur ein paar Stunden des Wiedersehens, dann reiste er wieder zu seiner Familie.
    Doch es ging wieder los.
    Die Nachbarn konnten es nicht ertragen, dass mein Verlobter kam, der auch der Vater meiner Kinder war,

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