Der Albtraum meiner Kindheit und Jugend - Zwangseinweisung in deutsche Erziehungsheime
und so nahm alles seinen Lauf.
Das Jugendamt wurde benachrichtigt, von den „netten Nachbarn“, es gab zu dieser Zeit noch den Kuppel-Paragraphen und wäre ein Mann, unser Vater, im Haushalt gewesen, hätte sich keiner um uns gekümmert. Doch eine alleinstehende Frau mit zwei gut aussehenden Mädchen und Besuche von einem jungen Mann, das war dann doch zuviel, zu dieser Zeit. Dunkle Wolken für eine lange Zeit
Das Jugendamt hatte uns seitdem im Visier und es dauerte nicht lange, da kamen auch die ersten Besuche von dort, unangemeldet.
Eine Frau Konrad, die sich für nichts anderes interessierte, als diesen Besuch von meinem Verlobten und ob er auch über Nacht bliebe. Seit dieser Zeit hatten wir keine Ruhe mehr. Meine Tochter Christine kam im März 1960 zur Welt.
Wenige Monate nach der Entbindung wurde ich mit meinem Säugling vom Jugendamt Altena abgeholt.
Man gab mir überhaupt keine Auskunft, aus welchem Grunde ich wieder unsere Wohnung verlassen musste. Ich kam nach Dortmund ins Vincenzheim.
Für eine Einweisung in eine geschlossene Erziehungsanstalt hatte sich das Jugendamt damals eingesetzt; doch eine Beratung für ein junges Elternpaar war illusorisch.
Ich wurde brutal aus unserem Leben gerissen und lebte doch in geordneten Verhältnissen.
Ich habe mein Kind sehr gut versorgt und bekam nach meinen Mutterschaftsurlaub, wieder eine gute Arbeitsstelle, damit war abrupt alles vorbei.
Was mich dabei total schockierte, war die Methode abgeschoben zu werden, wie ein Schwerverbrecher, so wurde ich im Vincenzheim empfangen, diese Aktion lief schweigend ab.
Eine Möglichkeit mich zu wehren, wurde mir nicht gegeben.
Dann war ich in der Aufnahmestation. Untersuchung von einem alten Frauenarzt; eine erniedrigende Situation. Die Nonne saß mit einem Hocker direkt vor meinen gespreizten Beinen während der Untersuchung auf dem gynäkologischen Stuhl und schaute sehr genau zu. Mein Blut wurde mir am Arm entnommen, ob ich das wollte oder nicht, es wurde einfach so gehandhabt. Fragen waren nicht gestattet.
So taten sie es auch bei den anderen Mädchen.
Wir fanden schnell heraus, dass Erniedrigungen in diesem Erziehungsheim an der Tagesordnung waren.
Taschentücher mit Spitze umhäkeln, Marien-Liedchen und Volkslieder singen, so verbrachte man den Tag.
Es waren keine zwei Monate vergangen, da wurde auch meine Schwester Elke in dieses Haus für schwererziehbare Mädchen eingeliefert.
Als wir, wie jeden Morgen, in zweier Reihen, mit unserer Gruppe zur Kappelle gingen, da sah ich sie, meine Schwester Elke.
Eine Verständigung war auf dem Flur nicht möglich, absolutes Schweigen war auf dem Weg zum Gebet angeordnet, ich zuckte mit den Schultern und wollte wissen, warum. Eine Antwort bekam ich erst nach Wochen. Wie mag es nur unserer Mutter jetzt gehen, wie weit wollte das Schicksal noch mit ihr so umgehen, ich machte mir große Sorgen, sie war jetzt ganz allein und war auch auf das monatliche Gehalt von uns angewiesen, was Elke und ich immer pünktlich nach Hause brachten.
Im August 1960 war mein Aufenthalt in diesem widrigen Heim vorerst beendet. Der Vater meiner Kinder, Manfred, durfte mich am 9. September 1960 heiraten.
Die Genehmigung für unsere Heirat haben wir vom Vormundschaftsgericht Altena-Westfalen erhalten. Der Antrag zur Entlassung aus dem Erziehungsheim wurde von meiner Mutter und von meinen Verlobten gestellt. Meine Mutter musste auch erst zustimmen, wir waren ja noch nicht volljährig, damals erst mit 21 Jahren.
Wir waren alle erleichtert. Ich war nun wieder zu Hause mit meiner Tochter Christine und aus diesem Haus mit verschlossenen Türen und vergitterten Fenstern. Es war wie eine Befreiung.
Mein Mann Manfred lebte noch bei seinen Eltern. Obwohl wir nun verheiratet waren, war die Wohnung meiner Mutter zu klein für vier Personen.
Für meine Schwester musste ja auch noch ein Platz bleiben. Wir hofften, Elke würde auch nach ein paar Monaten wieder zu Hause sein.
Doch, dass meine Schwester nie mehr nach Hause kam und für Jahre dort eingesperrt blieb, daran hätten wir nie geglaubt.
Meine Ehe funktionierte nicht, die Erlebnisse der vergangenen Zeit hatten wir nicht verarbeiten können. Jeder von uns ging eigene Wege.
Wir waren in unseren jungen Jahren nicht stark genug, und wir hatten auch keinerlei Unterstützung. Unsere Mutter war zu schwach geworden, um vielleicht für uns zu kämpfen. Sie war trotz allem immer für uns da.
Und wieder im Vinzenzheim!
Anfang April 1961 wurde ich
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