Der Albtraum meiner Kindheit und Jugend - Zwangseinweisung in deutsche Erziehungsheime
einzukaufen. Kleine Aufträge für die Büroarbeit bekam ich nach kurzer Zeit.
Die Notunterkunft war weit vom direkten Ort und Stadtkern entfernt. Wir lebten direkt am Waldrand. Die Einkäufe für den Lebensunterhalt waren beschwerlich, mit den Einkaufstaschen immer bergauf. Diese Tortur verlegten wir so, dass wir nur einmal pro Woche in die Stadt gingen.
Die Familien warteten auf eine Wohnung oder einen Arbeitsplatz. Die Männer langweilten sich, während die Frauen den ganzen Tag beschäftigt waren den geringen Wohnraum reinlich zu halten. In den Räumen wurde gekocht, gewaschen und geschlafen. Sobald eine Familie eine Wohnung bekam und auszog, wurde der Raum sofort wieder von einer neuen Familie bezogen, es war ein ständiger Wechsel der Bewohner.
Links Elke, rechts Regina
So auch die Familie M. mit drei Söhnen und zwei kleinen Mädchen, eine bunte Familie. Die Mutter klein und an ihren Händen sah man, dass sie viel für ihre Familie tat.
Mit ihren schwarzen Haaren sah sie aus, wie eine Zigeunerin; der Vater trank gern ein Bier.
Wir fühlten uns von dieser Familie nicht gerade sehr angezogen, es ging in deren Wohnbereich oft sehr turbulent zu.
Unsere Mutter versuchte uns soweit wie es ihr gelang, uns von diesen Menschen fern zu halten, sie sagte: „Das ist kein Umgang für euch!“
Wir hielten das für totalen Quatsch. Was Mutti nur hatte? Wir wollten uns nicht verbieten lassen, mit wem wir uns unterhielten oder spazieren gingen. Das wollten wir auch nicht mehr akzeptieren. Wir waren überzeugt, dass wir selbst wussten, was wir zu tun und zu lassen hatten. Das hatte unsere Mutter von uns erwartet! Jetzt, wo wir Teenager waren, wollte sie uns diesen Umgang verbieten. Hier waren unterschiedliche Leute wie überall während unserer Odyssee. Das kannten wir. Wir haben unserer Mutter widersprochen, wir machten einfach das, was wir für richtig hielten.
Eine neue Situation in unserer bis dahin eingeschworener Gemeinschaft, schlich sich in unser Leben. Nach der langen Zeit ihrer Entbehrungen, in jeder Hinsicht, hat unsere Mutter mit uns nie richtig reden können. Sie fand auch nicht den passenden Ton. Es ging, in den ganzen Jahren, um das reine Überleben. Jetzt waren wir in einem Alter, wo wir eine feste Hand brauchten oder ein Gespräch über Aufklärung im Umgang mit jungen Männern und Freundschaften. Damit waren wir nie in Kontakt gekommen, und wir waren mit dieser Situation überfordert einschließlich unserer doch so liebevollen Mutter.
Sie sagte immer wieder zu uns: „Das ist kein Umgang für euch“, oder „das geziemt sich nicht“, damit konnten wir nicht viel anfangen. Bei keiner Familie gab es soviel Lärm wie bei Familie M. Wenn der Vater viel Bier getrunken hatte, fing er zu toben an und es wurde sehr laut. Wir hörten das in der gesamten Wohnanlage. In der Nachbarschaft hatten wir - weil wir alle Flüchtlinge waren - keinen so guten Ruf.
Nachdem auch andere Väter der Familien gerne etwas tranken, kam der Krach oft in dieser Anlage vor.
In unserer Freizeit haben wir uns oft in den Wäldern aufgehalten, das war unsere einzigste Möglichkeit zur Unterhaltung. Ab und zu erlaubten wir uns einen Kinobesuch, da haben wir uns dann reingeschmuggelt. Dann aber in die Spätvorstellung, das war spannend. Es war am Wochenende und sehr aufregend, denn am Eingang stand eine Person vom Jugendamt. Eine Ausweiskontrolle wurde durchgeführt, so auch in den Gaststätten oder bei den Tanzveranstaltungen. Das war nichts für uns, für diese Veranstaltungen fehlte uns das Geld und dafür waren noch zu jung. Doch wir wären gern mal dabei gewesen!
Wir träumten von den großen Stars und wollten mal so schön sein und gute Kleidung besitzen und uns schminken wie diese großen Leute.
An meinem fünfzehnten Geburtstag trug ich ein neues buntes Kleid mit Petticoat, ich fühlte mich total schick. Meine Lippen hatte ich mit Lippenstift rot angestrichen, die Haare etwas blond gefärbt. An diesem Tag habe ich mich in Manfred total verliebt. Das war der jüngste Sohn aus der so lauten und bunten Familie. Wir gingen schon mal zusammen spazieren. Aber an diesem Tag war alles anders, mit meinem neuen Kleid fühlte ich, ich war wer, schaut alle her, wie schön ich aussehe und ich gehe mit Manfred.
Er war meine erste große Liebe und ich war nicht mehr zu überzeugen, dass er nichts für mich ist, wie meine Mutter immer wieder versuchte, mir beizubringen, ich war eben verliebt. Er sah gut aus, und er pflegte sich von
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