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Der Albtraum meiner Kindheit und Jugend - Zwangseinweisung in deutsche Erziehungsheime

Der Albtraum meiner Kindheit und Jugend - Zwangseinweisung in deutsche Erziehungsheime

Titel: Der Albtraum meiner Kindheit und Jugend - Zwangseinweisung in deutsche Erziehungsheime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Page
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wieder nach Dortmund gebracht! Hatte man uns überwacht? Oder waren es wieder die bösen Nachbarn? Alles war vorbei! Keine Hoffnung für eine gute Zukunft.
    Ich habe gearbeitet und damit versucht, unser weiteres Leben aufzubauen, wir hatten ja nichts. Keine Wohnung und keine Einrichtung. Ich lebte weiter bei meiner Mutter und habe mein Kind in keiner Weise vernachlässigt. Mein Mann Manfred und ich, wir wollten uns etwas schaffen, um endlich zusammen zuleben.

    Wie bei meiner ersten Einweisung ging die ganze Prozedur noch einmal von vorn los.
    Sofort musste ich meine Kleidung ausziehen und ich bekam als Bestrafung ein Putz-Kleid mit Puffärmelchen vom Haus und eine Schürze, jeder Insasse des Hauses konnte daran erkennen, „die hat etwas Schlimmes angestellt“ ein Merkmal für „Rückkehrer“ und dann ging es wieder in die Aufnahmeabteilung, das war dann in der obersten Etage.
    Die Nonne Schwester Nivella nahm ihren Schlüsselbund, schloss die Tür von dieser Etage auf, und ehe ich mich versah, schloss sie die Tür auch schnell wieder zu. Es waren viele Türen die sie schnell auf und gleich wieder zu schloss, auffällig wie schnell sie die Schlüssel zu den passenden Türen fand. Sie war auf einmal unheimlich flink! Das dicke Schlüsselbund an einer Kordel hatte etwas Bedrohliches, es flößte mir Respekt ein, ein psychologischer Druck ging von diesem Geräusch aus, das Angst in mir erzeugte. Wo war ich jetzt? Viele Mädchen saßen in einem Raum, es waren etwa acht Tische mit jeweils vier Stühlen.
    Ich durfte mich auf Anweisung der Nonne an einem Tisch dazusetzen. Ich war erstaunt über den schnellen Ablauf von der Pforte bis in diese Abteilung. Warum hatte die Nonne es so eilig?
    Es war totale Stille, keiner sagte auch nur ein Wort. Nach einiger Zeit flüsterte ich meiner Tischnachbarin zu: „Wo bin ich hier?“
    Sie sagte nichts.
    Ich fragte noch einmal, „psst später“ das war ihre Antwort, denn Reden war verboten.
    Heute weiß ich, alles war ein ungeheuerlicher Vorgang, ich wurde meiner Freiheit beraubt und ich konnte mich überhaupt nicht wehren. Ich wurde einfach von zu Hause abgeholt und meine Tochter Christine wurde später in der Kinderabteilung im Hause untergebracht. Ich konnte nichts dagegen unternehmen, hatte keinen Rechtsberater der mich vertreten konnte. Mich zu wehren, hatte ich nicht gelernt, ich schwieg lieber, bevor es noch schlimmer wurde. Es begann eine Zeit, die ich bis zum heutigen Tag einfach nicht vergessen kann.
    Es war für die Erzieher ein „Kinderspiel“ mich gefügig zumachen, damit ich nach deren Methoden funktionierte. Kein inneres starkes Gerüst für mein weiteres Leben, war in mir vorhanden.
    Wir haben als Kinder alles schon einmal erlebt. Damals in Biesenthal, ängstlich und eingeschüchtert.
    Alles hat sich wiederholt.
    Von dem Heim in Biesenthal und dann diese fürchterliche Zeit im Vincenzheim, eine Erziehungsanstalt für schwer erziehbare Mädchen und Frauen, ja Frauen.
    Ich war eine verheiratete Frau und konnte es einfach nicht begreifen, dass man mich in dieses Haus verschleppte und einsperrte.

    Christine im Vincenzheim

    Und dann die Nonnen! Eine Schwester Nivella, die nur im Befehlston sprach, kein nettes Wort kam über ihre Lippen.
    Das änderte sich, wenn sie anfing „Heilige Mutter Gottes ...“ zu beten, dabei blühte sie auf. Wir wurden von ihr regelrecht „belauert“, selbst wenn sie betete.
    In diesem Vincensheim nannte man mich auf einmal nur bei meinem Mädchennamen! Regina Page, in den Akten war ich dann auch Regina Page verehelichte M.
    Wie konnte das alles wieder passieren? Die gesamte Prozedur machte ich nun wieder durch. Zum Frauenarzt musste ich erneut.
    Anschließend beten, Taschentücher mit feiner Spitze umhäkeln, zum Abendessen, vorher beten, danach beten vor dem Schlafengehen beten.
    Ich hatte doch nichts getan, was diese Behandlung gerecht fertigen würde!
    Nachdem ich die Aufnahmestation wieder hinter mich gebracht hatte, durfte ich an der großen Mangel stehen. Anschließend war ich für einige Zeit in der Milchküche.
    Ein paar Wochen später durfte ich dann endlich in der Kinderabteilung arbeiten.
    Ich war bei meiner Tochter, die jetzt das Laufen lernte, und sie konnte auch schon über das Bettchen klettern.
    Christine war schon eifrig dabei, des Öfteren den Wasserhahn aufzudrehen und bekam diesen nicht mehr zu, sie war für die Kleinkinder Abteilung nicht mehr geeignet. Sie wollte raus aus diesem Bett, sie wollte spielen und

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