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Der Albtraum meiner Kindheit und Jugend - Zwangseinweisung in deutsche Erziehungsheime

Der Albtraum meiner Kindheit und Jugend - Zwangseinweisung in deutsche Erziehungsheime

Titel: Der Albtraum meiner Kindheit und Jugend - Zwangseinweisung in deutsche Erziehungsheime
Autoren: Regina Page
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wir wenig Platz zum Spielen, daher spielten wir oft und auch gern auf der Strasse, in den Durchgängen zu den Hinterhöfen oder in den Gärten der Laubenpieper, falls wir nicht verjagt wurden. Bei Wind und auch schlechten Wetter gingen wir zum Toben auf die Strasse. Dabei sahen wir eines Tages einen Vogel vor unserer Haustür liegen und nahmen an, dass er tot sei und wollten ihn gegenüber in den Gärten beerdigen. Als wir den Raben aufhoben, bewegte er sich. Wir nahmen ihn, voller Mitgefühl, mit in unser kleines Zimmer, am Fenster mit der Pappe bauten wir ihm ein Nest. Er hatte sich den Flügel gebrochen. Er sollte nicht so sterben wie unser Papa. Wir pflegten diesen Vogel mit Haferflocken und etwas Wasser. Wir suchten auch nach Regenwürmern damit er überlebte. Er war ganz zutraulich, als ob er genau wusste dass wir ihm helfen wollten. Er konnte seinen Flügel bald wieder bewegen und er wollte wieder fliegen, er wurde gesund und wir ließen den Vogel wieder frei.

Elke und Regina „Das sind doch die Flüchtlingskinder!“

Einfach Überleben

    Unsere Mutter umsorgte uns mit aller Liebe und Fürsorglichkeit, wie sie es nur in dieser Zeit konnte.
    Eines Tages backte sie uns einen Kuchen, etwas Mehl und Backpulver hatte sie noch in ihrem kleinen Vorrat. Aus Möhren und Kartoffelschalen, ein gelungener Kuchen, der so gut schmeckte, dass Elke und ich darüber herfielen. Woher unsere Mutter damals diese Zutaten hatte, war uns ein Rätsel geblieben, das hatte sie uns verschwiegen. Sie schaute uns ganz lieb an und freute sich über ihr gelungenes Werk. Ich weiß es noch heute, unsere Mutter war in diesem Moment, als wir den Kuchen mit Genuss aßen, sehr glücklich.
    Unsere Mutter ging mitunter als Köchin in die Nachbarschaft, zu Leuten, denen es etwas besser ging. Sie verdiente dabei auch etwas und konnte dann auch die „Abfälle“ oder die Reste vom Festtagsmahl mitnehmen. So wurden für einige Tage unsere Mahlzeiten gesichert.
    In den Sommermonaten haben wir an Sonntagen wunderbare Spaziergänge in den Plänterwald unternommen. Ein Stück Schmierkäse und ein Weißbrot nahm Mutti mit, wir machten zu dritt Picknick im Wald! Das war für uns das Größte. Trotz der Armut waren wir in solchen Momenten glücklich und zufrieden.

Im Plänterwald am Eierhäuschen (Kindergarten)

    Wenn wir aber zu weit von zu Hause weg waren, mussten wir das ganze Stück zurück laufen. Für die Straßenbahn hatten wir kein Geld. Erschöpft zu Hause angekommen, hatten wir dicke Blasen an den Füßen, denn wir besaßen auch nie die richtigen Schuhe. Wenn überhaupt, hatten wir nur ein Paar und das war dann schon bald wieder zu klein. Doch war es trotz aller Strapazen, immer wieder ein wunderbarer Tag, ein schöner Sonntag. Das Schönste, was wir an solchen Sonntagen erleben konnten, war ein Ausflug an die Spree. Wir mussten dort mit einen kleinen Boot den Fluss überqueren. Der Fährmann fuhr mit dem Boot, für ein paar Groschen, den ganzen Tag hin und her, um die Badegäste auf die andere Seite der Badeanstalt zu befördern. Butterbrote und grüne Limonade hatten wir im Gepäck. Wir haben es genossen, mit anderen Kindern in der Spree und am Strand zu toben. Da wir keine Badekleidung hatten, mussten wir mit unserem Unterhöschen ins Wasser gehen. Später hatten meine Schwester und ich keine trockene Unterwäsche mehr, und wir mussten ohne Unterwäsche unter unserem Kleid, den Heimweg antreten. Da wir aber gern auf dem Weg nach Hause auf den kleinen Mauern herumhüpften, zogen wir beide an unseren Kleidchen, die von Jahr zu Jahr kürzer wurden, und unsere Pos schauten hervor. Dabei haben wir uns gegenseitig ausgelacht. Es sah ja auch komisch aus - so ohne etwas drunter! Wir schämten uns sehr. Dabei gab es auch mal kleine Rangeleien und Ärger zwischen uns, was aber schnell wieder vergessen waren. Das waren die wenigen schönen Tage unserer Kindheit.

Sexualtäter

    In unserer unmittelbaren Nachbarschaft lebte ein junger Mann mit seiner Mutter. Der beobachtete die kleinen Mädchen und fing damit an, uns sexuell zu belästigen. Er stand oft entblößt im Treppenhaus. Wenn wir an ihm vorbeimussten liefen wir ganz schnell die Treppe hinauf, nichts wie weg von diesem Kerl. Eines Tages – es war schon dunkel – passte er mich auf dem Flur direkt an der Eingangstür ab. Er packte mich und setzte mich auf die ersten drei Stufen. Ich hatte große Angst, er wollte mich beruhigen und versprach mir, mir nichts zu tun. Dann fing er an mich zu
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