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Der Albtraum meiner Kindheit und Jugend - Zwangseinweisung in deutsche Erziehungsheime

Der Albtraum meiner Kindheit und Jugend - Zwangseinweisung in deutsche Erziehungsheime

Titel: Der Albtraum meiner Kindheit und Jugend - Zwangseinweisung in deutsche Erziehungsheime Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Page
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Uhrengrossisten. Für Tante Lena war es ein wahres Abenteuer im Westen Einkaufen zu gehen. Es war immer ein Erlebnis, über die Grenze zu gehen. Anschließend gab es für Tante Lena noch eine Tasse Kaffee, aus echtem Bohnenkaffee im Cafe Kranzler, und für uns eine Tasse Schokolade.
    Auch zum Herrmannplatz – zum Uhrenersatzteil-Händler – gingen wir zu Fuß und anschließend, wie immer, wenn wir im Westen waren, in die Konditorei. Das war eine andere Welt für uns – eine wunderbare Welt, ein wahres Schlaraffenland. Es gab alles zu kaufen, was das Herz begehrte. Die Schaufenster der Geschäfte waren vollgestopft mit allen schönen Sachen, die wir noch nie gesehen hatten. Das war der Westen!
    Wieder zurück von West- nach Ost-Berlin ein Schock, denn alles erschien wieder grau in grau. Wir fuhren mit der S-Bahn bis Kölnische Heide und liefen von dort zu Fuß die Sonnenallee entlang nach Hause.
    Kurz vor dem Grenzübergang wurden wir schon etwas ängstlich. Die Grenzpolizisten schauten uns misstrauisch an und wir waren froh, dass wir nicht kontrolliert wurden, denn Westeinkäufe waren vom Staat der DDR nicht gern gesehen.

    Rias-Berlin

    Es war auch nicht gestattet, nein, es war verboten, einen West-Berliner Rundfunksender einzuschalten. Die haben wir sonntags dann doch ganz leise angehört. So die Kindersendung „Onkel Tobias vom Rias ist da“. Ein Kasperle-Theater als Hörspiel. Das durften wir natürlich in der Schule oder in der Nachbarschaft nicht erzählen. Doch unsere Mutter war unvorsichtig und stellte trotz Verbot das Radio ziemlich laut ein, wenn die Sendung „Die Insulaner“ mit Edith Scholwer, Ekkehard Fritsch und Tatjana Sais kam. Mutti sang das Lied immer mit. Dieses Lied habe ich mein Leben lang „im Ohr“. Es war schon sehr provokativ für das DDR-Regime. Es war so ihre Art, sich gegen dieses System zu wehren.
    „Der Insulaner verliert die Ruhe nicht, der Insulaner kennt keen jetue nich ...“
    Durch Muttis Gesang und das laute Radio, ist sie natürlich aufgefallen und das Bezirksamt Treptow und das Jugendamt machten uns dadurch das Leben nicht einfacher. Unsere Mutter, so klein sie auch war, wollte das alles nicht so hinnehmen und lehnte sich, auf ihre Art, gegen dieses Regime auf. Sie hatte nach der Flucht wieder etwas Kraft geschöpft. Sie wollte einfach nicht den Mund halten. So ein ähnliches System hatte sie ja schon mal erlebt. Die Nachbarn waren daran beteiligt, ich glaube es steckte noch so in den Köpfen. „So etwas muss gemeldet werden.“ So war das in der Nazizeit. Unsere Mutter hatte es erlebt und nun wiederholte sich alles. Sie konnte es einfach nicht glauben. Es war doch noch nicht lange her, dass sich die Menschen gegenseitig anzeigten.
    Doch diese Kraft sich zu wehren, hielt nicht lange an; denn eines Tages wurde sie nach Biesdorf, hinter hohe Mauern in die Psychiatrie zwangseingewiesen.
    Mutti hatte ihren Mund zu weit auf gemacht.

Der Heimaufenthalt

Von 1952-1954 im Kinderheim Biesenthal

    Meine Schwester Elke und ich wurden von der Caritas in ein katholisches Kinderheim nach Biesenthal gebracht. Vorbei die einzige Zeit unserer unbekümmerten Kinderzeit.
    In diesem Kinderheim ging es uns nicht gut. Wir mussten sehr viel arbeiten und waren immer in Sorge um unsere Mutter. Wir wussten nicht, wo sie war, vielleicht war sie schon tot, so dachten wir damals in unserer Not. Wir hatten so etwas aus der Nachbarschaft gehört, dass Personen einfach abgeholt wurden und nie mehr wiederkamen. Sie blieben dann einfach für immer verschwunden.
    Meine Schwester Elke und ich, wir verstanden die Welt nicht mehr. Unsere Kinderjahre waren vorbei, vorbei die Zeit in unserer Spielstrasse. Keine Murmel-Spiele mit bunten Kugeln, vorbei das Spielen mit dem Kreisel, jetzt waren wir im Waisenhaus, dunkle Zeiten begannen für uns. Bei Nonnen untergebracht. Gewaltsam wurde in unser bescheidenes Leben eingegriffen. Es waren die Hedwig-Schwester von Gottes Gnaden, die mit Jesus Christus verheiratet sind, so wurde es uns von den Nonnen erklärt. Wir waren sieben und acht Jahre alt und sofort mussten wir arbeiten und immer wieder beten, beten und noch mal beten.
    Bevor wir frühstücken durften, ging es zuerst mal in die Hauskapelle. Beten war wichtiger, es gab dort eine strenge Hausordnung. Jeden Morgen war uns schlecht bis zum Umfallen. Die Morgenandacht war vorbei.
    Erst dann bekamen wir unser Frühstück, es bestand aus gekochten Haferflocken, eine Suppe aus Wasser und Salz, dazu gab es ganz

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