Der Algebraist
sich
nicht anmerken zu lassen, dass ihre unausgesprochene Kritik ihn
kränkte, und dabei zugleich den Eindruck zu vermitteln, was sie
denke, sei für ihn nicht weiter von Belang.
Sie waren tatsächlich im Verzug. Er hatte seinen –
derzeitigen -Verbündeten persönlich zugesagt, die Invasion
könnte ein volles halbes Jahr früher stattfinden, als es
nun möglich zu sein schien. Vermutlich war es seine Schuld, wenn
von Schuld die Rede sein konnte. Er hielt seine Flotte lieber
zusammen, anstatt die Schiffe je nach Geschwindigkeit aufzuteilen und
erst für die eigentliche Invasion wieder zu formieren. Seine
Admiräle und Generäle hatten ihm immer wieder erklärt
(wenn auch nicht allzu energisch, sie wussten schließlich, was
gut für sie war), es bräuchten nicht alle Teile der Flotte
ständig beisammen zu sein, aber Lusiferus bevorzugte diese
Strategie. Seine Streitmacht wirkte damit geschlossener, imposanter,
einfach ordentlicher und irgendwie auch gefälliger.
Für die Beyonder bedeutete die Verzögerung, dass sie
mehr als erwartet dafür verantwortlich waren, das Ulubis-System
›sturmreif zu schießen‹. Auf diese Weise hätte
die Invasionsflotte leichteres Spiel, und die – hoffentlich
stark dezimierten -Streitkräfte der Beyonder wären
gegenüber seiner Masse von Schiffen in der schwächeren
Position.
»Dennoch«, sagte Lascert, »könnte es sein,
dass Ihre Vorauseinheiten bereits in diesem Moment
zuschlagen.«
»Schon seit einer Weile sind automatische
Kundschafter/Warnschiffe und Drohnen für
Hochgeschwindigkeitsangriffe dorthin unterwegs oder bereits in
Stellung gebracht«, erklärte Lusiferus. »Man sollte
immer auf alle Eventualitäten gefasst sein. Einige Einheiten
mussten umprogrammiert werden, aber sie sollten in den ersten Phasen
des Aufweichungsprozesses ihren Zweck erfüllen.« Er
lächelte und beobachtete, wie sie auf seine durchsichtigen
Diamantzähne reagierte. »Ich halte es für sehr
nützlich, ein wenig Panik zu verbreiten, Marschall. Viel Panik
ist noch besser. Wenn die Leute lange genug darunter gelitten haben,
werden sie jede Macht willkommen heißen, die der Unsicherheit
ein Ende macht, so groß der Widerstand zuvor auch gewesen sein
mag.«
Auch der Marschall lächelte, aber es sah so aus, als
müsse sie sich dazu überwinden. »Natürlich. Und
wir hielten den Moment für günstig, uns eingehender
über Ihre Strategie nach dem Eintreffen vor Ulubis zu
unterhalten.«
»Ich gedenke das System einzunehmen, Marschall.«
»Gewiss. Es könnte natürlich sein, dass es gut
verteidigt wird.«
»Das erwarte ich sogar. Deshalb habe ich eine so große
Flotte mitgenommen.«
Sie befanden sich zwischen den Systemen weit draußen in der
leeren Wildnis, im Fast-Nichts, knapp ein Jahr von Ulubis entfernt.
Der schnelle Kreuzer der Beyonder und seine Eskorte aus zwei
Zerstörern hatten sich nur wenige Stunden vorher mit seiner
eigenen Flotte getroffen, sie hatten abrupt gewendet und mit einer
Eleganz und Schnelligkeit ihre Geschwindigkeit angepasst, die seine
eigenen Offiziere vor Neid erblassen ließ. Schöne Schiffe,
kein Zweifel. Nun, sie hatten die Schiffe, und er hatte die Systeme;
vielleicht kam man auf dieser Basis noch einmal ins Geschäft.
Nun waren die drei schnellen Schiffe in eine Flotte von mehr als
tausend Schiffen eingebettet, die sich vergleichsweise mühsam
vorankämpften.
»Darf ich offen sprechen, Archimandrit?«
Er sah sie mit seinen tiefroten Augen lange an. »Das erwarte
ich sogar.«
»Wir haben Bedenken, was die mögliche Zahl von zivilen
Opfern angeht, sollte Ulubis allzu aggressiv angegriffen
werden.«
Wie kommt sie nur auf diese Idee?, dachte Lusiferus und
lachte in sich hinein.
Er sah seinen Privatsekretär und seine Generäle und
Admiräle an. »Marschall«, sagte er dann
begütigend, »wir werden das System angreifen. Und wir
werden einmarschieren.« Er lächelte breit und sah auch
seine Admiräle und Generäle grinsen. »Finden Sie
nicht, dass Aggressivität… dabei ganz wesentlich
ist?«
Der eine oder andere seiner Lamettaträger lachte leise auf.
Da hieß es immer, es sei schlecht, seine Untergebenen so in
Angst und Schrecken zu halten, dass sie nicht wagten, einem schlechte
Nachrichten zu überbringen, und immer lachten, wenn man selbst
lachte (und so weiter). Man verliere dadurch den Anschluss an das
wirkliche Geschehen. Aber wenn man es richtig anstellte, stimmte das
nicht. Man musste nur entsprechend scharf beobachten. Manchmal
lachten alle, manchmal nur
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