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Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Frankel
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zurückkehren würde. Er traf Jamie noch einmal in dem Pub mit dem guten Essen. Abgesehen von Meredith war das dortige Bier das Einzige, was ihm die ganze Woche nicht aus dem Kopf gegangen war.
    Jamie kam zu spät und war durchnässt und gereizt. Mit einem Pint Bier in jeder Hand ließ er sich an Sams Tisch nieder.
    »Ich hab meins noch kaum angerührt. « Sam wies mit dem Kinn auf sein fast volles Glas, das er langsam und sehr genüsslich trank.
    »Die sind b eide für mich«, sagte Jamie und fragte dann: »Willst du zuerst die gute oder die schlechte Nachricht?«
    Sams berufliche Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass die gute Nachricht nie die schlechte wettmacht. Nicht mal ansatzweise. Denn falls doch, beginnt das Gespräch nicht mit dieser Frage.
    »Die gute Nachricht«, begann Jamie, »ist, dass OB hochzufrieden ist mit dem Verlauf der Konferenz. Die Technik hat reibungslos funktioniert, unsere Veranstaltungen sahen nach außen hin störungsfrei aus. Du hast sämtliche Anwesenden mit dem Algorithmus und deiner Präsentation umgehauen. Die Agentur steht glänzend da, und die Investoren sind ganz aus dem Häuschen. Wir haben OB steinreich gemacht.«
    »Was natürlich ganz in meiner Absicht lag «, sagte Sam sarkastisch. »Und die schlechte Nachricht?«
    Jamie zog eine Grimasse. »Die schlechte Nachricht ist, dass er mich zwingt, dich zu feuern.«
    Sam war sich sicher, dass Jamie ihn veralberte. »Du machst Witze«, sagte er.
    »Leider nein.«
    »Warum?«
    »Dein Algorithmus kostet die Agentur ein Vermögen. Er ist absolut brillant, Sam, keine Frage. Du hättest echt einen Preis dafür verdient. OB hält dich für ein Genie. Aber der Algorithmus funktioniert einfach viel zu gut.«
    »Wie kann er zu gut funktionieren?«
    »Anscheinend verdienen wir unser Geld nicht damit, Leute zu verkuppeln, sondern damit, sie nicht zu verkuppeln, aber sie glauben zu machen, dass wir das bald tun werden. Der Algorithmus funktioniert zu schnell. Die durch Anmeldegebühren erzielten Einnahmen sind ins Unermessliche gestiegen, aber die Monatsbeiträge sind im Keller. Das kostet OB ein Vermögen.«
    »Du hast doch g erade gesagt, dass wir ihn steinreich gemacht haben«, merkte Sam an.
    »Er will aber noch reicher werden. Deshalb ist er der OB.«
    »Du hast doch eben erzählt, wie sehr er sich darüber gefreut hat, dass hier alles so gut gelaufen ist.«
    »D eshalb hat er dich ja auch erst hinterher gefeuert.«
    Genau das hatte Sam damit gemeint, dass die gute Nachricht nie die schlechte ausmerzt. Dass OB durch ihn reich geworden war, war ein äußerst schwacher Trost.
    Sobald er im Hotel war, rief er Meredith an, obwohl er wusste, dass sie noch schlief.
    »Ist das die Rache?«, meldete sie sich verschlafen.
    »Willst du zuerst die gute oder die schlechte Nachricht?«, fragte Sam.
    »Oh, oh!«
    »Ich bin gefeuert.«
    »Was?! Warum?«
    »Jamie sagt, ich koste OB zu viel Geld.«
    »Dein Algorithmus ist genial. Du bist genial.«
    »Das sieht er genau so. Aber offenbar ist er schlecht fürs Geschäft. Der Werbeeffekt reicht auf Dauer nicht. Irgendwann, sagt er, werden sich alle wünschen, ich hätte ihn nie erfunden.«
    »Ich nicht«, erklärte Meredith mit Nachdruck.
    »Du bist ja auch wahnsinnig«, sagte Sam.
    »Ich kündige auch.«
    »Das lässt du schön bleiben.«
    »Dann führe ich eine Meuterei an. Die ganze Marketingabteilung legt die Arbeit nieder. Bin mal gespannt, wie er seine Agentur ohne uns führen will.«
    »Ich komme schon damit klar .«
    »Aber das ist unfair! Er sollte dich befördern, nicht feuern.«
    »Ich könnte ein e kleine Auszeit gut gebrauchen.«
    »Ach Sam, es tut mir so leid. Kann ich irgendetwas für dich tun?«
    »Mich morgen Nachmittag vom Flughafen abholen?«
    L ivvie
    Aber sie wartete nicht am Flughafen auf ihn, was wirklich seltsam war. Sie stand weder da, als er aus der Passkontrolle kam, noch war sie bei der Gepäckausgabe, und sie rief ihn auch nicht verzweifelt aus einem Stau auf der Interstate 5 an und versprach, dass sie jede Minute da sein würde. Er überlegte gerade, ob er besorgt, verletzt oder verärgert reagieren sollte, als er eine SMS bekam, in der stand: »Sorry, nicht sauer sein. Komm zu mir nach Hause, dann erkläre ich dir alles.« Sam stieg also in die Stadtbahn und ärgerte sich darüber, dass Textnachrichten keine Stimmungen preisgaben. Er hatte keine Möglichkeit herauszufinden, ob sie kalte Füße bekommen hatte oder keinen Arbeitslosen als Freund wollte oder erkannt hatte, dass die Liebe

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