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Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Frankel
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antwortete er schwach. »Und arbeiten zusammen.«
    »Und schlafen zusammen«, kicherte Meredith. »Und das auch noch nackt! Was gibt’s Neues?«
    »Nicht viel. Und bei dir? Wie geht’s dir?«
    »Gut. Alles beim Alten. Was ist los, geht’s dir nicht gut?«
    »Doch, doch«, antwortete er nicht sehr überzeugend.
    Sie glaubte ihm kein Wort. »Jetzt mal im Ernst, Sam.« Sie betrachtete ihn prüfend. »Was ist los?«
    »Du bist gestorben, Merde«, sagte er kaum hörbar. »Du bist letzte Woche gestorben. D as hier ist kein normaler Video-Chat. Das hier ist Dead Mail.« Scheiße.
    »Sch eiße«, sagte sie. »Oh, Gott, Sam! «
    Im Gegensatz zum Rest der Menschheit mit Ausnahme von Dash, Sams Vater und Sam besaß Meredith detaillierte elektronische Erinnerungen an RePrise und daher auch eine Grundlage, um diese Neuigkeit zu verstehen. Deshalb erzählte er ihr davon. Deshalb, und weil er einfach nicht anders konnte. Deshalb, und weil er nicht wusste, was er sonst sagen sollte. Deshalb, und weil es ohnehin nur eine Sache auf der Welt gab, die Sam so niederschmettern konnte.
    »Wie?«, hauchte sie.
    »Erinnerst du dich noch, dass du deiner Großmutter versprochen hast, Olivenöl und ein paar andere Vorräte zu kaufen?« Natürlich erinnerte sie sich, schließlich hatte sie es online versprochen. »Na ja, und dann hat irgend so ein seniles Arschloch die Kontrolle über sein Auto verloren und ist voll in die Markthalle gerast.«
    »Und hat mich überfahren?«
    »Nein. Aber er hat das Dach der Halle zum Einsturz gebracht.«
    Sie machte ein verwirrtes Gesicht. »Tut mir leid, Schatz, aber das verstehe ich nicht.«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Scheiße!«, wiederholte Meredith. Und dann: »Warte mal. Ich bin also wirklich losgegangen, um Olivenöl zu kaufen? Warum?«
    »Du warst irgendwie …«
    »Schwachsinnig?«
    »Nostalgisch. Sie hat dich darum gebe ten, und du wolltest es um der alten Zeiten willen tun. Du dachtest, dass vielleicht doch eine winzige Chance besteht, dass sie auftaucht. Und du hattest es ihr versprochen.«
    »Willst du damit sagen, dass ich ges torben bin, weil ich so naiv und verrückt war?«
    »Unter anderem«, antwortete Sam. »Da kam so vieles zusammen. Außerdem wollten deine Eltern übers Wochenende kommen. Erinnerst du dich? Ich glaube, du wolltest auch deshalb auf den Markt.«
    » Puh. Wie verkraften es meine Eltern?«
    »Nicht so gut.«
    »K ann ich mir vorstellen.«
    »Das weiß ich«, flüsterte Sam.
    »Ach Sam. Es tut mir leid. Es tut mir so unendlich leid.«
    »Nein, Merde. Mir tut es leid. Ich …« Er fand keine Worte, die seine Gefühle auszudrücken vermochten. »Ich bereue es zutiefst.«
    Sie zögerte und fragte dann: »Was?«
    »So vieles. Alles. RePri se. Alles.«
    »Sei doch froh, dass wir RePri se haben.« Meredith wies nachdrücklich auf ihr Chat-Fenster. »Wie geht es dir?«
    »Nicht gut.«
    »K ann ich mir vorstellen«, sagte sie erneut. Und es stimmte. Sie konnte es sich wirklich vorstellen.
    »Überhaupt nicht gut. Aber jetzt ein biss chen besser.« Er blickte matt und fast ein bisschen schüchtern zu ihr auf und verspürte etwas Ähnliches wie Erleichterung. Der Schmerz ließ tatsächlich ein wenig nach. »Es tut gut, deine Stimme zu hören. Dein Gesicht zu sehen. Das kannst du dir nicht … doch, kannst du.«
    Sie legte ihre Finger erst auf ihr Herz, dann an ihre Lippen und dann an die Kamera. Sam tat dasselbe.
    »Ich vermisse dich so sehr«, brachte er tränenerstickt hervor.
    »Bestimmt tust du das«, sagte si e teilnahmsvoll, ohne ihn jedoch selbst zu vermissen. Ihr elektronisches Gedächtnis hatte ihn nie auf diese Weise vermisst. Es wusste zwar, was das bedeutete, hatte es aber nie selbst gespürt.
    Sie saßen sich lange gegenüber und schwiegen. Sie mit unendlicher Geduld, er, weil ihm die Kraft fehlte, etwas anderes zu tun.
    »Ic h lege besser auf«, erklärte er schließlich. »Das waren ziemlich heftige Neuigkeiten, die du erst mal verarbeiten musst. Außerdem muss ich mich bei Penny entschuldigen, bevor ich ins Bett gehe.«
    »Oje. Was hast du denn angestellt ?«
    »Schwer zu erklären.« Er wusste, dass es unmöglich gewesen wäre, es ihr verständlich zu machen. Ihr standen nur die Bemerkungen ihrer Großmutter über Penny zur Verfügung. Sam hatte nie mit ihr per E-Mail oder Video-Chat über Alberts Seitensprünge gesprochen oder über Pennys Demenzanfälle oder die Tatsache, dass sie sich um sie kümmerten. Warum auch? Darüber hatten sie sich ja immer persönlich

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