Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)
führte, war ihm das gerade recht.
»Ich weiß nicht, wie ich es Ihnen sagen soll …«, begann er, als Kylie am nächsten Morgen in den Salon kam.
»Dann lass es«, mischte sich Dash ein.
»… aber Tim wollte Ihnen tatsächlich einen Heiratsantrag machen.«
» Er macht’s wirklich «, murmelte Dash.
Kylie wich das Blut aus dem Gesicht, und Dash brachte ihr schnell einen Stuhl.
»Wollte?«, wiederholte sie.
Dash warf Sam einen flehenden Blick zu. Erspar’s ihr , formte er lautlos mit den Lippen.
»Er hatte den Ring vermutlich dabei. Vielleicht ist er verbrannt, als der Blitz ihn getroffen hat. Jedenfalls wollte er mit Ihnen zur Hütte seines Bruders nach Lake Chelan fahren, um Ihnen dort einen Heiratsantrag zu machen.«
»Oh, Gott«, sagte Kylie.
»Seine Familie war schon total aufgeregt«, fügte Sam hinzu. »Vor allem seine Mutter.«
»Warum hat sie … warum haben sie … denn nichts gesagt?«
»Weil sie Ihnen den Schmerz ersparen wollten«, antwortete Dash, ohne Sam anzusehen.
»Aber das spielt doch überhaupt keine Rolle. Noch mehr kann es sowieso nicht wehtun.«
Sam machte eine triumphierende Handbewegung, die bedeutete: Siehst du? Hab ich’s dir nicht gesagt?
Dash ignorierte ihn. »Es fällt schwer, über Anfänge zu reden, wenn etwas endet «, sagte er zu Kylie.
»Aber es ist doch gar nichts zu Ende. Nichts geht jemals zu Ende«, sagte sie. Sam pflichtete ihr nickend bei. »Können Sie mir die Fotos zeigen? Von den Ringen?«, bat sie Sam. »Wissen Sie, für welchen er sich entschieden hat?«
»Ich suche Ihnen die Fotos raus«, versprach Sam. »Kommen Sie morgen wieder, dann zeige ich sie Ihnen.«
Aber am nächsten Tag kam sie mit einem perfekt sitzenden Verlobungsring am linken Ringfinger in den Salon. Er stand ihr wunderbar. Sie streckte ihn Sam und Dash entgegen, damit sie ihn bewundern konnten. »Den habe ich in seiner Reisetasche gefunden. Ich habe sie nie ausgepackt, weil ich es einfach nicht über mich gebracht habe. Der Ring war also die ganze Zeit im Kofferraum.«
»Gefällt er Ihnen?«, fragte Sam.
»Und wie ! «, brachte sie unter Tränen hervor. »Ich war mir nicht sicher … Ich wusste zwar, dass er mich liebt, aber ich war mir nicht sicher, ob er mich auch irgendwann heiraten will. Ich wusste nicht, ob er … Es jetzt zu wissen ist so eine Erleichterung. Verstehen Sie?«
Sam nickte. »Der Ring sieht wunderschön an Ihnen aus. Die Fassung ist neu, aber die Diamanten sind von seiner Großmutter. Seine Mutter war der Meinung, dass das eine wunderbare Kombination ist.«
»Ich muss sie anrufen«, sagte Kylie, während ihr die Tränen über die Wangen rollten.
»Und Tim sollten Sie auch anrufen«, schlug Sam vor. »Ich kann es zwar nicht beschwören, aber ich wette, er versteht es, wenn er den Ring an Ihrem Finger sieht. Bestimmt freut er sich, dass Sie seinen Ring tragen, und findet Sie wunderschön mit den Diamanten seiner Großmutter.«
Später kam es zwischen Sam und Dash zum Streit.
»Du ha st diesem armen Mädchen bestimmt keinen Gefallen getan. Sie musste das alles nicht wissen«, sagte Dash.
»Wer bist du, dass du einfach entscheidest, zu welchen Informationen sie Zugan g hat und zu welchen nicht? Wer bist du, dass du ihre Entscheidungen triffst?«
»Ich bin Mitinhaber und Mitbegründer dieser Firma und der Einzige hier , der noch einen klaren Kopf besitzt.«
»Du hast das Programm aber nicht erfunden« , entgegnete Sam. »Also hast du den Leuten keine Informationen vorzuenthalten. Das entscheiden die Projektionen, und sonst niemand.«
»Aber die Projektion hat es ihr doch gar nicht erzählt, sondern du.«
»Die Projektion hat es ihr wohl erzählt. Ich habe es nur näher erläutert.«
»Das ist nicht deine Aufgabe, Sam.«
»Natürlich ist das meine Aufgabe.«
»Und du bist momentan auch nicht in der Verfassung, solche Entscheidungen zu treffen.«
»Was soll das heißen?«
»Das soll heißen, dass du jeden mit dir nac h unten ziehst. Ich vermisse Meredith auch, aber …«
»Du vermisst sie nicht so wie ich. Verglichen mit mir vermisst du sie überhaupt nicht.«
Dash ignorierte Sams Angriff und sagte behutsam: »Du glaubst, weil du unglücklich bist, müssten alle unglücklich sein.«
»Wir sind hier im Salon Styx, Dashiell. Wir kommunizieren mit Verstorbenen. Diese Leute sind bereits unglücklich. Ich bin nicht derjenige, der sie nach unten zieht.«
»Bist du wohl, mein Lieber. Kylie war auf dem Weg der Besserung. Viele Leute sind auf dem Weg der
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