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Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Frankel
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schön, dass Mama gestern gekommen ist und mit mir gespielt hat.‹ Ich war wie vor den Kopf geschlagen, mir wurde richtig schwindelig. Ich hatte keine Ahnung, was dich so verwirrt hatte, und habe irgendetwas gestammelt wie: ›Das war doch nur die Nachbarin, Schatz, das war nicht deine Mama.‹ Du hast nur ganz traurig und wissend und erwachsen gelacht und mitleidig zu mir gesagt: ›Dummer Papa. Natürlich war das Mama.‹«
    Sam saß da und sah seinen Vater an, und sein Vater saß da und sah ihn an.
    »Was willst du mir damit sagen, Dad?«
    »Zwei Dinge. Erstens, dass man für eine Begegnung mit Verstorbenen keinen Computer braucht.«
    Darauf fiel Sam keine Antwort ein. »Und zweitens?«
    »Und zweitens wollte ich dich fragen, ob du nicht für ein Weilchen nach Hause kommen möchtest.«
    Als Sam am nächsten Morgen seine E-Mails checkte, hatte ihm sein Vater einen Flug mit offenem Rückflugdatum nach Baltimore gebucht, für den Nachmittag des darauffolgenden Tages.
    Dash kam nach Seattle geflogen, um Brie für Jamie herzustellen und den Salon so lange zu führen, wie Sam weg war. Um die Technik würde sich Sam von Baltimore aus kümmern. Alles andere übernahm Dash mit Freuden. Er war begeistert, dass er Livvies geräumige Küche für sich allein hatte, und froh, für eine Weile aus L. A. flüchten zu können (mit dem zweitklassigen Regisseur lief es nicht mehr so gut). Außerdem konnte er es kaum erwarten, den Salon eine Zeit lang nach seinen eigenen Vorstellungen führen zu können . Viel zu oft hatte er in der Vergangenheit auf Sams und Merediths Bedenken Rücksicht nehme müssen. Merediths rührselige Anteilnahme war genauso wenig sein Ding wie Sams nüchternes Computernerd-Verhalten. Sam schrieb ihm eine derart detaillierte Anleitung für die Hunde, dass man hätte meinen können, er würde zum ersten Mal ein Neugeborenes aus den Händen geben. Dabei war eigentlich alles ganz einfach.
    Als Sam nach unten ging, um Penny zu sagen, dass er ein paar Tage verreisen würde, fand er die weggetretene Penny anstelle der aufgeweckten Penny vor. Es war jedes Mal ein Glücksspiel, welche von beiden ihm die Tür öffnete, aber inzwischen wusste er schon Bescheid, bevor sie den Mund aufmachte. Er erkannte es an ihrem unsicheren Blick. Sie wusste zwar fast immer, wer er war, aber alles andere verwirrte sie. Die Wohnung sah bereits wieder ein wenig verwahrlost aus, also machte sich Sam sofort an die Arbeit und fing an, abzuspülen und ihr zu erklären, dass er verreisen würde.
    »Ich fliege für ein paar Tage an die Ostküste und besuche meinen Vater. Vielleicht eine Woche oder so. Wir werden sehen. Aber Dash ist oben, falls du etwas brauchst. Er wird regelmäßig nach dir sehen.«
    »Ach, mach dir nur k eine Sorgen um mich. Ich komme schon zurecht. Meredith geht mit mir einkaufen, wenn ich etwas brauchen sollte.«
    Sam zuckte zusammen. »Meredith ist … nicht mehr da. Erinnerst du dich?«
    »Macht nichts , ich kann warten«, antwortete Penny. »Im Moment habe ich alles, was ich brauche.«
    »Sie ist aber nicht verreist, sondern von uns gegangen « , erklärte Sam. Kein Wunder, dass Penny verwirrt war: Sam schaffte es immer noch nicht, im Zusammenhang mit Meredith das Wort »tot« auszusprechen. Nicht, dass ihr das beim Verstehen geholfen hätte. In gewisser Hinsicht hatte Penny sogar recht, denn auch ihm kam es vor, als sei Meredith gar nicht weg. Andererseits war dieses Wort äußerst treffend , weg war alles, was sie war. Sam machte einfach weiter im Text: »David und Kelly hängen eine Liste aus, in die sich die Leute eintragen, die dir Mahlzeiten vorbeibringen, okay? Und wenn du doch einmal etwas brauchst, kannst du jederzeit Dash anrufen.«
    »Ach, ich brauche wirklich nichts, mir geht’s gut.« Ihr ewiges Mantra. Ihr ging es gut, sie brauchte nichts. Sam hätte nicht zu sagen ver mocht, ob sie so neben der Spur war, dass sie wirklich daran glaubte, oder ob sie sich das nur einredete. Vielleicht wollte ein kleiner, wacher Teil von ihr anderen nicht zur Last fallen. Schuldbewusst gestand er sich ein, dass es leichter war, mit dieser Penny umzugehen, weil sie ihn nicht wegen seines Verlusts bedauerte und auch nicht sauer war, wenn er ruppig wurde. Sie vermisste Albert nicht und versuchte nicht, Sam über Merediths Tod hinwegzutrösten. Sam wäre liebend gerne so weggetreten gewesen wie sie.
    Er blieb zwei Wochen bei seinem Vater, was ihm einerseits guttat und andererseits auch nicht viel half. Er fühlte zwar nichts,

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