Der Algorithmus der Liebe: Roman (German Edition)
Postfach.
» Keine E-Mail von dir. Was meinst du … ? Warte mal … Oh, Gott. Oh, mein Gott, Sam.« Sie klickte auf die E-Mail. Las sie durch. Wurde bleich wie Kreide. Sah erst verwirrt aus und dann wütend. »Oma hat auf meine E-Mail geantwortet.«
»Ja.« Sam wartete. Und fügte dann hinzu: »Na ja, mit meiner Hilfe.«
»Um mi ch hereinzulegen?«
»Nein!«
»Um mich zu verarschen?«
»Merde, natürlich nicht!«
»Findest du das lustig?«
»Nein, ich …«
»Warum s olltest du … Wie konntest du!«
» Hab ich doch gar nicht.«
Verdutztes Schweigen. Stille Wut. »Du hast doch gerade gesagt, du hättest mir eine E-Mail geschickt.«
»Hab ich. Ich meine, das hab ich gesagt. Aber ich habe die E-Mail nicht selbst geschrieben, sondern deine Großmutter. Ich habe ihr nur dabei geholfen.«
»Ihr geholfen?«
»Eigentlich n icht einmal das. Ich habe nur auf Start gedrückt. Beziehungsweise erst das Programm geschrieben und dann auf Start gedrückt.«
»Du hast dich in den E-Mail-Account meiner Großmutter eingeloggt und mir aus Jux eine E-Mail geschrieben.«
»Nein.«
»Nein?«
»Nein. Hört sich die E-Mail denn an, als hätte ich sie geschrieben?«
»Du hast sie ziemlich gut imitiert.«
»Nein.«
»Nein?«
»Nein. R eine Informatik.«
Darauf fiel Meredith keine Antwort ein. Sie schaute Sam nur wütend an und wartete auf eine Erklärung.
»Ich habe ein kleines Programm geschrieben , das Livvies E-Mails an dich als Vorlage nimmt und sie nachempfindet, sie imitiert. Dann habe ich das Programm aufgefordert, eine Antwort-Mail zu generieren, und das Programm hat es ausgeführt. Na ja, eigentlich hat Livvie diese Antwort erstellt. Sie war ganz erpicht darauf. Ich war das nicht, sondern sie.«
»Das war nicht sie.«
»Irgendwie schon.«
Sie stand auf und zog sich ihre Kleider an, die auf einem Haufen am Boden lagen. Schweigend. Sah ihn nicht einmal an. Schnappte sich nur ihre Schlüssel und ging. Sam tauchte unter der Bettdecke ab und rührte sich drei Stunden lang nicht vom Fleck. Dann rief er Jamie an.
»Ich habe ihr die E-Mail gezeigt.«
»War ja klar.«
»Sie hat es nicht besonders gut aufgenommen.«
»Hätte dir eigentlich vorher klar sein müssen.«
»Und was mache ich jetzt?«
»Woher soll ich das wissen, Sam? Ich bin keine Frau – ich bin ein Computerprogrammierer. Noch schlimmer: Ich bin der Chef von Computerprogrammierern.«
»Und kein besonders guter. Warum hast du mich aus der Reihe tanzen lassen, Jamie? Dein Job war es doch eigentlich, mich von solchen Aktionen abzuhalten.«
»Ich wünschte, das hätte ich gekonnt, Sam. Dann würdest du jetzt noch für mich arbeiten.«
»Ich hatte eindeutig den Auftrag, diesen Algorithmus zu entwickeln«, verteidigte sich Sam.
»Aber nicht den Auftrag, der Firma damit zu schaden «, gab Jamie zurück. »Das tut jetzt allerdings nichts zur Sache. Entscheidend ist doch, dass der Algorithmus gut war und sich bei dir und Meredith nicht geirrt hat. Was bedeutet, es ist mathematisch ausgeschlossen, dass ihr diese Beziehung zerstört. Und das wiederum bedeutet, dass es eine Möglichkeit gibt, alles wieder in Ordnung zu bringen.«
»Und welche?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Sehr hilfreich.«
»Sag ihr die Wahrheit. Die Wahrheit ist immer die richtige Lösung, Sam.«
»Wo hast du das denn her?«
»Von Oprah. Hört sich nach einem guten Rat an, wenn du mich fragst .«
»Die Wahrheit ist, dass ich bis über beide Ohren verliebt bin und alles dafür tun würde, dass sie mich auch nur halb so sehr liebt wie ich sie. Die Wahrheit ist, ich bin so ein arroganter Arsch, dass meine einzige Antwort auf ›Ich bin traurig, weil meine Großmutter gestorben ist‹ lautet: ›Okay dann schreib ich schnell ein Computerprogramm, damit sie dir weiterhin E-Mails schicken kann.‹ Die Wahrheit ist, ich bin so ein plumper Trottel, dass ich es für romantisch halte, meine Freundin im Bett mit einer E-Mail ihrer toten Großmutter zu konfrontieren.«
»Das ist doch für den Anfang nicht schlecht«, tröstete ihn Jamie. »I ch würde allerdings noch an der Vortragsweise arbeiten.«
Sam legte auf und ging zurück ins Bett. Als es fast Zeit fürs Abendessen war, zog sie endlich die Decke über ihm weg und stand mit indischem Take-away und einer sehr guten Flasche Scotch vor ihm, die sie ihm entgegenstreckte wie eine Entschuldigung, wie Vergebung, wie ein Licht am Horizont.
»Ich dachte mir, wir brauchen jetzt was Starkes«, sagte sie.
»Es tut mir so leid …«, setzte
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