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Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Titel: Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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des Mannes passte, mit dem ich gesprochen hatte. Also stimmte seine Geschichte. Aber ein gewiefter Mordbube wäre selbstverständlich in der Lage, sich einen passablen Deckmantel zu schneidern.
    Ältere Netzwerkformen lieferten ebenfalls hilfreiche Informationen. Während Tequila sich mit seinen Googles beschäftigte, verbrachte ich in der Lobby des Jewish Community Center eineStunde damit, die ortsansässigen Klatschmäuler und Allzweckpropheten zu belauschen. Sie bestätigten mir, dass der Riesenrusse sich mit keinem einzigen Rabbi getroffen hatte, zu keinen angesetzten Gesprächen in irgendeiner Synagoge erschienen war und auch sonst keinerlei Aktivitäten arrangiert hatte.
    »Heißt das, er hat mit nichts was zu tun?«, fragte Tequila.
    »Sieht er so aus wie jemand, der mit nichts was zu tun hat?«
    »Richtig groß ist er ja.«
    Ich sah ihn grimmig an.
    »Wenn Steinblatt also Kind umgebracht hat, verstehe ich nicht, wie die Ehefrau ebenfalls verwickelt sein könnte«, sagte Tequila. »Wir haben alle im Verdacht, aber wie sollen alle den Mord begangen haben?«
    »Als Cop habe ich gelernt, dass niemand unschuldig ist«, sagte ich. Aber er hatte ja Recht. Was Paranoia betraf, lagen wir ganz weit vorn, aber beweisen konnten wir nichts. Mein Arzt hatte mir gesagt, Paranoia sei ein frühes Symptom von Altersdemenz.
    »Ganz genau«, sagte der bärtige Professor im Fernsehen, und ein unschönes Grinsen umspielte kurz seine Lippen. »Wir fürchten sie nicht auf dieselbe Weise, wie wir heutzutage vielleicht fremde Feinde fürchten oder Krankheiten, verstörte und gefährliche Menschen in unserer Nachbarschaft, die sich in unsere Gemeinden und in unser Leben eingeschlichen haben.«
    »Anders gesagt, fürchten wir sie nicht so, wie wir die Dinge fürchten, die uns tatsächlich töten werden«, sagte der Moderator.
    Ich schlug mir die Lunge mit einem Schwall Lucky-Rauch voll. Zigaretten sind meiner Meinung nach die beste Medizin gegen existentielle Panikattacken.
    »Honey, könntest du uns eine Kanne Kaffee machen«, rief ich lauthals ungefähr in die Richtung, in der ich Rose vermutete.
    »Sie ist schon schlafen gegangen. Ich mach Kaffee«, sagte Tequila. Er wollte aufstehen.
    Rose kam aus dem Schlafzimmer geschlurft. »Wag das janicht«, schalt sie ihn. »Ich hab schon Kaffee gemacht, als du noch nicht auf der Welt warst.«
    »Macht doch keine Mühe«, sagte Tequila und stand auf. »Warum gehst du nicht wieder ins Bett?«
    »Halt die Klappe und lass es«, sagte ich zu ihm.
    »Okay«, lenkte Tequila ein. Er hielt einen Moment inne, als Rose auf die Küche zusteuerte, und rutschte dann wieder aufs Sofa. »Äh, also nehmen wir mal an, dass Steinblatt ein Mossad-Killer ist, der mit Avram Silver zusammenarbeitet, um an Heinrich Zieglers Gold zu kommen. Warum lungert er dann hier herum? Warum begibt er sich nicht direkt nach St. Louis?«
    »Weiß ich nicht«, sagte ich. »Vielleicht hat er keine Ahnung, wo die Stadt liegt.«
    »Okay«, sagte Tequila. »Was mag es hier geben, hinter dem er her ist?«
    »Vielleicht etwas, das mit Wallace zu tun hat. Vielleicht weiß Norris Feely etwas, von dem wir nichts ahnen.« Ich fragte mich, ob ich eventuell der erste Mensch war, der Feely unterstellte, etwas zu wissen.
    Tequila kratzte sich am Kinn. »Wallace sagte dir, er habe seit 1946 Ziegler nicht mehr gesehen, stimmt’s?«
    »Vielleicht ist an der Geschichte noch etwas dran, das er mir verschwiegen hat.«
    »Nein«, sagte Tequila. »Wallace ist es nicht. Es muss mit dir zu tun haben. Steinblatt ist aufgetaucht, nachdem du Silver angerufen hattest. Er kam zu dir nach Hause.«
    Ich steckte mir noch eine an. »Aber ich weiß doch nichts. Unser einziger Anhaltspunkt ist der, den Silver uns gegeben hat. Es ist fast zwanzig Jahre her, seit Silver mit seinem Dossier geflüchtet ist, und soweit wir wissen, hat er es nie verwendet. Und jetzt führen wir ein Telefongespräch und stellen ein paar Fragen, und schon schickt er einen bösartigen Riesen von Juden her, der herumschnüffeln soll?
    »Fe-Fi-Oy-Vey«, sagte Tequila.
    »Wie trinkst du deinen Kaffee, Billy?«, rief Rose.
    »Mit Sahne und Zucker.«
    Man hörte, wie in der Küche Schranktüren geöffnet und wieder geschlossen wurden. »Ich hab nur halbundhalb und Sweet’N Low .«
    »Dann schwarz.«
    Ich steckte mir noch eine an. »Silver hat irgendeinen Plan, wie er an das Gold kommen kann, und er hat Angst, dass wir vielleicht schneller sein könnten«, sagte er. »Vielleicht wartet er ja

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