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Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Titel: Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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darauf, dass Ziegler stirbt, und jetzt haben wir ihn aufgeschreckt. Vielleicht schaltet er ja andere Leute aus, die ebenfalls hinter dem Schatz herjagen.«
    »Wenn du meinst, dass Steinblatt Kind getötet hat, wie passen dann Pratt und Felicia in die Geschichte?«
    »Während der dreißig Jahre auf den Straßen dieser Stadt habe ich so einiges gelernt, und lass dir eins sagen: Niemand ist unschuldig.«
    »Ja, Grandpa, das hast du schon mal …«
    Er wurde durch ein lautes Scheppern in der Küche unterbrochen.
    »Rose, pass doch auf«, rief ich. Kein Flachsen, kein Schimpfen. Überhaupt keine Reaktion.
    »Rose?«
    Tequila sprang vom Sofa auf und rannte in die Küche.
    »Pop«, rief er mir zu. »Ruf einen Krankenwagen. Und zwar sofort.«
    Im Fernsehen sagte der bärtige Professor. »Es ist kein Rätsel, dass wir Freude daran finden, in unserer Phantasie gegen die Nazis zu kämpfen. Triviale Tragödien haben wir in unserem alltäglichen Leben oft genug durchzustehen.«

19
    Ich saß in einem sterilen weißen Raum auf derselben Etage, auf der Jim Wallace gestorben war. Dieselben automatischen Glastüren. Dieselbe gefilterte Luft.
    Ich lauschte auf die rhythmischen Pieptöne der Maschinen und hielt Roses Hand. Sie war kalt. Schlechte Durchblutung. Die Knarre, die ich seit meinem Trip nach Mississippi mit mir rumgeschleppt hatte, lag auch jetzt in ihr Halfter geschmiegt unter meinem Jackett und drückte gegen meine rechte Seite. Eher unbequem als beruhigend. Meine Packung Luckys lag auf einem Tablett neben dem Bett, und ich hatte einen grässlichen Drang danach. Aber ich konnte Rose nicht alleinlassen.
    Ich zog mein Merkheft aus der rechten Jackentasche. Ich las nicht darin, und mir war auch nicht danach, etwas hineinzuschreiben. Ich hielt es nur fest in der Hand.
    Rose war wach gewesen, als die Sanitäter kamen, aber seither war sie ruhiggestellt. Ein Arzt hatte mir vor einer Weile ein Schlafmittel angeboten. Ich hatte es nicht genommen. Jemand musste Wache halten.
    Als ich im November 1944 im Krankenhaus aufwachte, wartete Rose auf mich. Ich möchte das niemals vergessen. Ich war überrascht, sie zu sehen. In Frankreich. Und ich war auch überrascht, überhaupt noch am Leben zu sein. Wie sich herausstellte, hatte sie während der fünf Wochen meiner Bewusstlosigkeit Tag für Tag bei mir gesessen.
    Der Krieg war vorüber, also patrouillierten keine U-Boote mehr im Atlantik, und es war ungefährlich gewesen, die Seereisezu unternehmen. Ich nahm an, dass sie auch nichts Besseres zu tun gehabt hatte.
    Sie reichte mir eine Flasche Bourbon. Während meiner Abwesenheit hatte sie einen Whiskeyvertrieb geleitet. Aber als sie hörte, dass ich im Krankenhaus lag, kam sie sofort nach Frankreich. Sie sagte, dass sie sich niemals verziehen hätte, die einzige Gelegenheit zu verpassen, mich sterben zu sehen.
    Ich hatte seit über einem Monat nichts gegessen, und mein Mund war trocken und stumpf. Ich überzeugte mich, dass die Schwester mich nicht sah, und nahm einen großen Schluck. Er brannte auf dem Weg in den Magen.
    Ich erinnere mich an ihr Lächeln. Sie hatte kein Make-up aufgelegt, und ihr Haar war zerzaust, aber ich glaubte, noch nie etwas Schöneres gesehen zu haben. Das sagte ich ihr.
    Sie sagte zu mir: »Buck, du siehst echt scheiße aus.«
    In ihrem Bett auf der geriatrischen Intensivstation wirkte sie winzig, und ich kam mir auch nicht gerade groß vor. Ich spürte, dass mir Tränen in die Augen traten. Es war spät, und ich war schrecklich müde. Aber ich wusste, ich würde nicht schlafen können.
    Ich berührte Roses Haar. Es war schon irgendwie komisch: Sie muss anscheinend nie schöner gewesen sein als während jener Monate, in denen ich mich nach dem Krieg wieder erholte. Und das war eine Phase unseres Lebens, in der ich sozusagen kaum etwas damit anzufangen wusste. Jetzt waren wir an einem ähnlichen Punkt.
    Es war schon lange her, dass ich Rose hatte hochheben und ins Schlafzimmer tragen können. Ich schaffte es schon kaum, die Einkäufe reinzubringen. Ich musste mich von den großen braunen Papiertüten auf die kleinen Plastikbeutel mit den Griffen umstellen und mehrmals zwischen Wagen und Haus hinund hergehen.
    Nicht, dass es von Bedeutung war. Meinen letzten vernünftigen Steifen hatte ich, als Reagan Präsident war. Heutzutagegibt es ja Pillen, um den alten Hund wieder zum Bellen zu kriegen, aber es besteht das Risiko gefährlicher Wechselwirkungen mit dem anderen Zeug, das ich nehme. Und ich habe mein Problem

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