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Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Titel: Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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kann man kein Geschäft aufbauen, das sauber aussehen muss«, sagte ich ihm.
    Zu meiner Freude stellte ich fest, dass mein Enkel dann doch kein Allround-Experte war. Ich kannte mich mit Gold und Juwelen auch nicht besonders aus, aber ich war einigen Geldwäschern hinter die Schliche gekommen und wusste daher, wie sie ihr Handwerk ausübten. Niemand konnte ein Haus oder einen Luxuswagen mit einem Koffer voller Geld oder einem Goldbarren kaufen. Selbst wenn der Verkäufer diese Art der Bezahlung akzeptierte, würde er irgendwann versuchen, das Geld bei einer Bank zu deponieren, und schon wäre jemand von Amts wegen zur Stelle, um erste Fragen zu stellen. Es konnte sogar passieren, dass der IRS eine bundesweite Untersuchung in Gang brachte, nur weil jemand einen Lebensstil pflegte, der seine Einkünfte überstieg. In den Fox-Nachrichten hieß es, dass inzwischen unverhältnismäßiger Konsum eher auf ein verheimlichtes Zusatzeinkommen schließen ließ als exzessive Verschuldung, aber es gab natürlich weiterhin eine nicht unerhebliche Anzahlvon Kellnern oder Hoteldienern, die das Interesse der Bundesbehörden erregten, weil sie Trinkgelder und Sonderzuwendungen nicht vorschriftsmäßig deklarierten.
    Gangster zum Beispiel bauten zum Schein Ketten legitimer Unternehmen auf, um illegal erworbene Gelder zu waschen. Aber Ziegler hatte keine kriminelle Organisation hinter sich und auch keine Helfershelfer. Mit einem Juweliergeschäft konnte er jedoch sein eigener Hehler sein, das Gold in kleinen Mengen einschmelzen und dann in Gestalt von Schmuckstücken verkaufen.
    Halsketten aus Mesusas und Menorahs.
    Armbänder aus in Ehren gehaltenen Erbstücken, die jemand zwischen den Arschbacken ins Konzentrationslager geschmuggelt hatte.
    Verlobungsringe mit Diamanten, die einem Juden als Zahnfüllung gedient hatten.
    Er konnte die Erlöse, die er aus dem geheimen Schatz erzielte, in rechtmäßiges Einkommen umwandeln, indem er in seiner Buchhaltung überhöhte Ausgaben geltend machte oder die Höhe seiner Einnahmen zu gering ansetzte. Natürlich war die Goldmenge, die er auf diese Weise wusch, durch die Anzahl der Schmuckstücke begrenzt, die er verkaufen konnte.
    »Wir haben angenommen, dass er vierhundert Kilo Gold bei sich gehabt haben musste, als er die Straßensperre passierte, an der Wallace postiert war«, sagte ich. »Wie viel davon, meinst du, hat er verkaufen können?«
    Tequila hackte auf seiner Computertastatur.
    Er las von seinem Bildschirm ab und sagte: »Barren bestehen aus fast reinem Gold, und ihr Wert lässt sich anhand des Gewichts ermitteln. Aber unlegiertes Gold ist weich, viel zu weich für die Herstellung von Schmuck. Man kann die Oberfläche eines Goldbarrens mit dem Fingernagel zerkratzen. Juweliere benutzen für die meisten Schmuckwaren vierzehnkarätiges Gold. Das ist zu ungefähr sechzig Prozent rein. Für ganz besondereStücke verwenden sie vielleicht achtzehnkarätiges oder eine fünfundsiebzigprozentige Legierung. Wir reden hier also von sechs bis siebeneinhalb Kilo Juwelierwaren, die er im Laufe von dreißig Jahren durch sein Geschäft geschleust haben muss.«
    »Hört sich nach ’ner verdammten Menge an«, sagte ich.
    Tequila verdrehte die Augen, während Rechenoperationen hinter seiner Stirn abliefen. »Da er keine Materialkosten hatte, konnte er den Marktpreis für vergleichbare Produkte erheblich unterbieten, wenn es ihm auf ein großes Absatzvolumen ankam«, sagte er.
    Ich winkte ab. »Meiner Ansicht nach hätte er seine Bücher nicht derart frisieren können, dass es ihm möglich war, mit seinem kleinen Geschäft eine Geldwäsche in so großem Stil durchzuziehen. Ich wette, da ist noch eine Menge Gold übrig.«
    »Wir stützen uns auf reine Spekulationen«, sagte Tequila. »Wir mutmaßen nur, wie viel Gold er hatte, als er Wallace begegnete. Aber Ziegler hat wahrscheinlich viele Leute bestechen müssen, um aus Europa rauszukommen. Mag sein, dass er einen Teil oder alles zwischen Berlin und St. Louis zurücklassen musste. Gold ist sehr schwer, und er war auf der Flucht.«
    »Ich denke, die Tatsache, dass er ein Juweliergeschäft eröffnete, gibt uns guten Grund zu der Annahme, dass er noch einen ziemlich großen Schatz übrig hatte, als er sich hier niederließ.«
    Tequila nickte. »Das hoffe ich.«
    »Und wo, meinst du, hat er ihn versteckt?«, fragte ich.
    »Ich glaube, ich hab da eine Idee«, sagte er ein wenig selbstgefällig.
    Sämtliche Bankdokumente, die wir in Zieglers Zimmer gefunden

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