Der Altman-Code
Bescheid.« Chervenko verließ den mit Elektronik voll gepackten Raum und eilte in seine Kajüte. Dort tätigte er einen weiteren Anruf über sein abhörsicheres Telefon.
Am anderen Ende der Leitung meldete sich eine dröhnende Stimme: »Brose.«
»Hier spricht Commander Chervenko von der Crowe , Admiral. Wir haben Gesellschaft bekommen. Sie werden nicht begeistert sein.« Hongkong Wenn Smith zurückdachte, wie sehr sich sein Leben ver
ändert hatte, seit vor ein paar Jahren das Hades-Virus, dem seine Verlobte zum Opfer gefallen war und das sich fast zu einer weltweiten Epidemie ausgeweitet hätte, ausgebrochen war, kam ihm als eine der wenigen erfreulichen Konstanten die Schwester seiner Verlobten Randi Russell in den Sinn. Obwohl er Randi selten sah, weil sie normalerweise im Außendienst tätig war, hielten sie sich dennoch ab und zu zur gleichen Zeit in Washington auf.
Sie hatten es sich zur Angewohnheit gemacht, dann gegenseitig eine Nachricht auf den Anrufbeantworter zu sprechen. Wenn es sich einrichten ließ, trafen sie sich auf ein paar Drinks, ein gemeinsames Abendessen und zum Tanzen – allerdings auch zu einem Tanz mit Worten, weil keiner von beiden etwas über seine Spionagetätigkeit preisgeben durfte.
Covert-One war eine so streng geheime Organisation, dass er nicht einmal ihren Namen erwähnen durfte, geschweige denn, dass es sie gab. Umgekehrt durfte sie nichts über ihre Langley-Missionen erzählen, die sie in alle Welt führten. Gelegentlich waren sie an sich überschneidenden Operationen beteiligt, wie in dem Fall, als Smith sie, Peter Howell und Marty Zellerbach überredet hatte, ihm dabei zu helfen, Emil Chambords DNA-Computer, der eine Bedrohung für die ganze Menschheit dargestellt hatte, unschädlich zu machen.
Anstatt auf den Gang zurückzukehren, wo noch vor wenigen Momenten Kugeln gepfiffen hatten, öffnete Randi eine Seitentür des Büros. Sie durchquerten einen Lagerraum, von dem eine weitere Tür auf einen anderen Flur führte. Jetzt kam es vor allem darauf an, aus dem Gebäude zu kommen, bevor die Polizei eintraf. Die fernen Sirenen wurden lauter, kamen näher.
»Danke für das Ablenkungsmanöver«, sagte Smith.
»Sonst wäre es ganz schön eng für mich geworden.«
»Einem alten Freund helfe ich doch immer.« Ihre durch und durch amerikanische Stimme aus diesem chinesischen Gesicht kommen zu hören, war ziemlich eigenartig. Die CIA hatte es tatsächlich geschafft, aus einer blonden Amerikanerin eine schwarzhaarige chinesische Bäuerin zu machen.
»Wo sind wir?«
»Immer noch im selben Gebäude«, antwortete sie, »nur in einem anderen Flügel. Die typische englische Bauweise. So haben sie früher zu verhindern versucht, dass Fahrstühle und Flure zu voll werden.« Nach Büroschluss war auch dieser Flügel wie ausgestorben. Sie rannten zu einem Aufzug und fuhren ins Erdgeschoss – und dann noch eine Etage tiefer in den Keller.
Begleitet vom Rumpeln des antiquierten Fahrstuhls sagte Smith: »Erstaunlich, wie gut du dich in diesem Gebäude auskennst.« Sie sah ihn an. »Alles eine Frage der Recherchen.«
»Und meine Schwierigkeiten eben sind dir bei deinem Auftrag in die Quere gekommen?«
»Ralph McDermid steht nicht nur auf Akupunktur, sondern auch auf das Mädchen, das die Shiatsu-Massagen macht. Diesmal schien er allerdings etwas anderes als Nadeln und einen kleinen Flirt im Sinn zu haben. Irgendwie musst du ihn nervös gemacht haben. Könnte es sein, dass in der chinesischen Niederlassung der Altman Group irgendetwas nicht ganz stimmt?«
»Woher wusstest du, dass diese Killer meinetwegen hier waren? Vielleicht bin ich in eine Falle gestolpert, die eigentlich dir galt. Die CIA beschattet amerikanische Zivilpersonen nicht bloß zum Zeitvertreib. In Langley müssen sie doch McDermid im Verdacht haben, dass er irgendetwas plant, was unseren Interessen zuwiderläuft.« Der Tanz hatte begonnen. Sie wandten den Blick voneinander ab, als der Aufzug anhielt. Die Tür öffnete sich auf einen Abstellkeller, komplett mit dem Modergeruch hoher Luftfeuchtigkeit und dem Rascheln davonhuschender Ratten.
»Warum zum Teufel hast du McDermid beschattet?«
Ihre Stimme klang halb verärgert, halb frustriert. Die perfekte chinesische Maske ihres Gesichts blieb ausdruckslos.
Wenn er ihr jetzt von seinen Nachforschungen über die Empress erzählte, hätte sie das nur in ihrem Verdacht bezüglich seiner Covert-One-Aktivitäten bestärkt. Er musste ihr eine einleuchtende Erklärung liefern, damit
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