Der Altman-Code
Immer noch lächelnd, drehte sie sich wieder um. »Klingt nicht schlecht. Also gut. Alles, was ich finde und nicht gebrauchen kann, erzähle ich dir. Und umgekehrt.«
»Abgemacht.« Das Taxi hielt vor Smiths Hotel in Queensway. Beim Aussteigen drehte er sich um und fragte: »Wie kann ich dich erreichen?«
»Gar nicht. Ich weiß, wo du bist. Wenn sich etwas Neues tut, hinterlässt du an der Rezeption einfach eine Nachricht für Joyce Ray.« Trotz des Vorschlags, den er ihr gemacht hatte, wollte er unbedingt wissen, wieso sich die CIA für McDermid und die Altman Group interessierte. Er würde Klein bitten, sich umzuhören, was Langley vorhatte, und das hieß, er musste Randi vorerst ihren Willen lassen.
»In Ordnung«, sagte er. »Wir hören voneinander.« Sie lächelte immer noch, als das Taxi losfuhr. Washington, D.C.
Der Präsident war gerade dabei, sich im Schlafzimmer das Hemd zuzuknöpfen, als Jeremy klopfte und durch die geschlossene Tür sagte: »Director Debo, Sir. Sie sagt, es ist dringend. Möchten Sie den Anruf entgegennehmen?« Noch eine Krise war das Letzte, was er jetzt brauchen konnte. »Natürlich. Stellen Sie sie durch.« Die Direktorin der Central Intelligence Agency, Arlene Debo, war von der vorangegangenen Regierung eingesetzt worden, aber er hatte sie trotz ihrer Zugehörigkeit zur Oppositionspartei behalten,. weil er ihr vertraute. Sie verstand etwas von ihrem Geschäft.
Ihre Stimme war nur eine Spur davon entfernt, schrill zu – klingen, aber das war ihr natürlicher Tonfall. »Mr. President, meine Leute haben die Lecks statistisch erfasst.
Die überwältigende Mehrheit der durchgesickerten Informationen betreffen auf die eine oder andere Weise Militär-und Verteidigungsangelegenheiten. Wussten Sie das?«
»Ja, warum?«
»Weil ich unseren Agenten Anweisung erteilt habe, sich ganz besonders auf das Umfeld der Vereinigten Stabschefs zu konzentrieren, und das hat zu einem ersten Erfolg geführt.« Der Präsident setzte sich auf die Bettkante. »Wer?«
»Staatssekretär Jasper Kott.«
»Kott? Kott persönlich? Sind Sie sicher?« Er war bestürzt.
»Er ist in einer etwas fragwürdigen Angelegenheit, die Army betreffend, nach Manila geflogen, weshalb wir ihm eine Agentin mitgeschickt haben. Und tatsächlich hat er sich in Zivilkleidung in die Stadt verdrückt – wie es schien, zu einem kleinen Ausflug in ein Bordell, wohin ihm unsere Agentin nicht folgen konnte. Allerdings war sie so klug, sich mit dem Leiter unserer dortigen Niederlassung in Verbindung zu setzen, der umgehend einen Mann losschickte, der sich als Kunde Zutritt zu besagtem Etablissement verschaffte. Er erfuhr, dass Kott das Haus beleidigt hatte, weil er dort nicht zum ›Vergnügen‹ erschienen war. Stattdessen diente sein Besuch nur dem Zweck, sich mit einem anderen Mann zu treffen und ihm von Ihrer jüngsten Militärbudgetsitzung zu berichten.« Der Präsident runzelte die Stirn. »Mit wem hat er sich dort getroffen?«
»Mit Ralph McDermid, dem Chef der Altman Group.«
»Mit McDermid ? Unglaublich. Er hat ihm von unseren Budgetverhandlungen erzählt?«
»So ist es, Mr. President.«
»Insidergeschäfte?«
»Das wissen wir noch nicht, aber das kriegen wir heraus. Im Augenblick observiert unsere Agentin mit ihrem Team auch McDermid.«
»Halten Sie mich weiter auf dem Laufenden, Arlene.
Vielen Dank.«
»Das ist mein Job, Sir.« Nachdem er aufgelegt hatte, zog er sich fertig an. Obwohl er sich gleich mit dem Vizepräsidenten zum Frühstück treffen würde, kreisten seine Gedanken nur noch um die Motive für Kotts Verrat und McDermids Rolle bei dem Ganzen. Handelte es sich dabei lediglich um einen Fall von besonders dreister Industriespionage, bei dem es nur darum ging, sich wirtschaftliche Vorteile zu verschaffen … oder steckte mehr dahinter? Wenige Leute wussten, dass es im Weißen Haus zwei Familienesszimmer gab – eins in der Nordwestecke des Erdgeschosses, das andere in der Privatwohnung des Präsidenten im Obergeschoss, die 1961 für John und Jackie Kennedy mit einer kleinen Küche ausgestattet worden war. Wie Jack Kennedy behielt auch Sam Castilla das Esszimmer im Obergeschoss ausschließlich der Familie vor. Dort konnten er und Cassie unfrisiert und nur im Bademantel herumsitzen, Kaffee trinken und die Sonntagszeitung lesen, ohne fürchten zu müssen, gestört zu werden, wenn es sich nicht gerade um einen besonders dringenden Notfall handelte.
Dennoch mochte er auch das Familienesszimmer im Erdgeschoss. Obwohl es eine
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