Der Altman-Code
gewölbte Decke hatte und mit steifen Hepplewhite-und Sheratonmöbeln eingerichtet war, war es im Verhältnis zu anderen Zimmern des Weißen Hauses klein, und der Kamin und die gelben Wände verliehen ihm etwas Warmes und Gemütliches.
An diesem Morgen roch es dort nach Chilis und Käse. Er hatte Vizepräsident Brandon Erikson zum Frühstück eingeladen, um über seine Asienreise zu sprechen.
Der Vizepräsident schob sich eine Gabel Rühreier à la New Mexico in den Mund und nickte anerkennend.
»Wie nennen Sie die, Sir?«
» Huevos jalapeños , eins von Celedonos besten Rezepten«, sagte Präsident Castilla. »Außerdem brauchen Sie hier nicht so fürchterlich förmlich zu sein, Brandon. Nur wir beide sind hier, um uns über Ihre Asienreise zu unterhalten, kein offizielles Briefing.«
»Im Weißen Haus neigt man automatisch zu einer gewissen Förmlichkeit.« Der Vizepräsident hatte ein lockeres Grinsen und eine geschmeidige Stimme.
»Manche denken das und Schlimmeres. Ich weiß noch, Harry Truman nannte es das große weiße Gefängnis, und William Howard Taft sagte, es sei der einsamste Ort auf der ganzen Welt. Aber ich halte es am ehesten mit Jerry Ford. Er erklärte, es wäre das beste Gasthaus, in dem er je gewesen wäre. Das gefällt mir.«
»Dieses Gebäude weckt einfach ein gewisses Gefühl der Ehrfurcht.« Der Präsident betrachtete das attraktive Gesicht des Vizepräsidenten, die glatt rasierten Wangen, das dichte schwarze Haar, das ihn gute zehn Jahre jünger aussehen ließ als seine tatsächlichen vierzig. Er hatte die Art von gutem Hollywood-Aussehen, das Frauen anzog und in Männern Vertrauen weckte. Auf dem politischen Parkett eine unbezahlbare Mischung.
Da es ihre letzte Amtszeit war und die Partei sich zusehends mehr auf Erikson als ihren nächsten Präsidentschaftskandidaten konzentrierte, beschloss Castilla, sich einen kleinen Witz zu erlauben. »Haben Sie vor, auch mal hier zu leben, Brandon?« Erikson kaute mit geschlossenen Augen. Als er sie öffnete, seufzte er anerkennend. »Diese Eier sind wirklich ganz hervorragend. Sagen Sie das bitte Celedono. Natürlich, Sam, ich müsste schön blöd sein, wie ein Verrückter zu arbeiten, wenn ich nicht bestimmte Hintergedanken hätte. Könnte vielleicht ganz nett sein, die Gelegenheit zu erhalten, mal auszuprobieren, was ich alles erreichen kann.«
»Bei den Kongresswahlen haben Sie sich mächtig ins Zeug gelegt. Sie waren überall gleichzeitig. Das hat uns sehr imponiert. Es gibt eine Menge Leute, die Ihnen einen Gefallen schuldig sind.« Eriksons Grinsen wurde breiter. »Und viele von denen sind gewählt worden. Worauf ich sehr stolz bin.«
Brandon Erikson kannte die politischen Spielregeln.
Das war einer der Hauptgründe, warum ihn Castilla in seiner Mannschaft hatte haben wollen. Jetzt kam Eriksons Chance, und Castilla fand, er hatte sie sich redlich verdient. »Haben Sie genug Geld? Sie wissen, die Opposition hat jetzt acht Jahre lang ihre Kriegskasse gefüllt und die ganze Zeit nur darauf gewartet, ein triumphales Comeback zu feiern. Sie werden Sie mit allem beballern, einschließlich der Gehsteige von New York. Und wenn ich mich, was Ihren Kontrahenten angeht, nicht täusche, werden Sie gegen eines der größten Familienvermögen des Landes antreten müssen.« Zum ersten Mal zeigte der Vizepräsident Unsicherheit.
Die Kosten, auf Landesebene einen Wahlkampf nicht nur zu führen, sondern auch zu gewinnen, hatten geradezu obszöne Ausmaße angenommen. Anstatt sich mit politischen Fragen auseinander zu setzen, verbrachten die Kandidaten mehr als die Hälfte ihrer Zeit am Telefon oder auf Veranstaltungen zur Beschaffung von Geldern, um potenzielle Spender breitzuschlagen, ihre Taschen zu öffnen.
»Ich bin jedenfalls bereit«, erklärte der Vizepräsident.
Einen Moment blitzte brennender Ehrgeiz in seinem Gesicht auf, um jedoch sofort wieder zu verschwinden.
Einen Augenblick lang fühlte sich Sam Castilla in die Vergangenheit zurückversetzt, zu seinen Anfängen als junger Kongressabgeordneter in New Mexico ohne Geld, Namen und Beziehungen. Serge Castilla hatte ihm gesagt: »Überleg dir gut, wovon du träumst. Niemand wird es dir schenken. Wenn dein Traum kostspielig ist, dann sieh zu, dass du ihn selbst bezahlen kannst.«
In seiner Erinnerung konnte er Serge – den Mann, den er immer Dad genannt hatte – wissend lächeln sehen, ein amüsiertes Blitzen in seinen zusammengekniffenen Augen, die dunkle Haut ein Spinnennetz von Falten.
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