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Der Altman-Code

Der Altman-Code

Titel: Der Altman-Code Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum , Gayle Lynds
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beiseite, um ihn zu begrü
    ßen. Ausnahmsweise lag ein breites Grinsen auf seinen Zügen. Der Botschafter war ein Verbündeter und Freund, der seinen Posten in Washington dem Einfluss und diskreten Betreiben der Eule verdankte.
    Als seine Frau das Zimmer verlassen und die Tür hinter sich geschlossen hatte, sagte Niu: »Willkommen, alter Freund.« Er ergriff Botschafter Wus kleine Hand. »Das nenne ich eine Überraschung, vor allem angesichts der Spannungen zwischen uns und den Vereinigten Staaten.« Und mit einem vorwurfsvollen Unterton fügte er hinzu: »Bis ich heute Morgen deine Nachricht erhielt, hatte ich keine Ahnung, dass du zurückkommst.« Der Botschafter nahm den Vorwurf mit einem Zucken seiner Lider zur Kenntnis. »Wegen der schwierigen Situation bin ich in aller Heimlichkeit nach China gereist, Hochverehrter. Ich wollte unter vier Augen über deine Wünsche mit dir sprechen. Selbstverständlich bin ich vom Flughafen direkt hierher gekommen und werde auch wieder direkt zum Flughafen zurückfahren.« Nius Schultern strafften sich angesichts der Ungeheuerlichkeit dessen, was den Botschafter so klammheimlich und aus so weiter Ferne zu ihm geführt hatte, aber wieder zeigte er ein seltenes Lächeln. »Natürlich. Setz dich.
    Mach es dir bequem.« Wus Rücken berührte kaum die Stuhllehne, als er Platz nahm. Er machte keine Anstalten, es sich bequem zu machen, und Niu hatte es auch nicht erwartet.
    »Danke«, sagte Wu. »Kann ich ganz offen sprechen, Hochverehrter?«
»Darauf bestehe ich sogar. Alles, was hier beredet wird, bleibt unter uns.« Niu nahm seinen Aschenbecher und setzte sich, wieder zur Bekundung seiner Freundschaft, neben den Botschafter. Trotzdem bot er Wu keine Zigarette an. Das ginge zu weit. »Schieß los.« Er rauchte.
    »Ich glaube, ich habe dem amerikanischen Präsidenten die Botschaften genau so übermittelt, wie du es wolltest … und die lauteten und lauten sicher auch weiterhin: China muss sich strikt gegen jede Verletzung seiner Hoheitsrechte wehren. Gleichzeitig wünscht China keinen Zwischenfall oder Konflikt, der so weit eskalieren könnte, dass seine weitere Entwicklung außer Kontrolle gerät.« Niu nickte lediglich. Selbst bei seinem engsten Verbündeten war er nur, wenn unbedingt nötig, zu einer verbalen Zusage bereit.
    Wu seinerseits reagierte mit seinem angedeuteten Lächeln. »Der amerikanische Präsident lässt durchblicken, dass er das verstehen kann. Wie bereits gesagt, ist er für einen Amerikaner ungewöhnlich feinfühlig. Er versteht es, Nuancen zu lesen. Ich bemerke bei ihm aufrichtige Besorgnis, dass die Pattsituation zu einem Krieg eskalieren könnte. Im Gegensatz zu anderen nehme ich ihm ab, dass er es auch so meint, wenn er sagt, er will keinen Krieg. Das bestätigt er durch Wortwahl, Betonung und Etikette.«
»Erstaunlich.« Niu hielt seine Ungeduld im Zaum.
    »So ungewöhnlich das für ein westliches Staatsoberhaupt sein mag, hat er sogar etwas noch Ungewöhnlicheres getan: Er hat mir verraten, was er tut und warum.«
    Die Eule zog die Augenbrauen hoch. »Das musst du mir näher erklären.« Als der Botschafter darauf die letzte Unterredung im Oval Office über die Dowager Empress rekapitulierte, hörte Niu in nachdenklichem Schweigen zu. Plötzlich wurde ihm klar, was ihn an der ganzen Sache so beunruhigte.
    Ohne sich dessen bewusst zu sein, hatte ihn der amerikanische Präsident auf die entscheidende Frage gestoßen, auf die in dieser Situation alles hinauslief: Wenn die Vereinigten Staaten den Konflikt nicht wollten und wenn China ihn nicht wollte, wer dann? Warum ging das Ganze trotzdem weiter? Im Moment schien die Krise völlig unbegründet, fast so, als sei sie nicht nur ganz bewusst ausgelöst worden, sondern als sei auch ihre Eskalation das Ergebnis sorgfältiger Planung.
    Er dachte über das nach, was er von Major Pan erfahren: hatte, und rief sich noch einmal die Diskussionen im Ständigen Ausschuss vor Augen. Im Lager der Falken deutete alles auf Wei Gaofan. Es stimmte, durch seine engen Beziehungen zu Li Aorong und Lis Schwiegersohn konnte Wei mit den Chemikalien enormen Gewinn machen.
    Vielleicht profitierte er schon eine ganze Weile von solchen Lieferungen. Aber war das wirklich Weis Hauptmotiv, nachdem die Sache inzwischen sowohl in den höchsten Regierungskreisen Chinas wie Amerikas bekannt geworden war? Nein. Für Niu stand völlig außer Zweifel, dass Wei auf jeden Profit verzichten würde, wenn er nur China wieder in die Vergangenheit

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