Der Altman-Code
diesem Gesicht brauchen Sie an Halloween jedenfalls keine Maske.« Smith lächelte säuerlich. »Gibt es hier ein Telefon, das ich mal benutzen könnte? Ich will nämlich nicht unnötig mein Schicksal herausfordern, falls hier in der Gegend Handygespräche geortet werden.«
»Nebenan.« Smith fand das Telefon. Mit der Telefonkarte, die Fred Klein ihm gegeben hatte, rief er den Covert-One-Chef an. Auch das war nicht ganz ungefährlich. Möglicherweise hörte die Geheimpolizei auch das Festnetz ab.
»Klein.« Smith schlüpfte in seine Rolle. »Onkel Fred?«, sagte er in stockendem Englisch. »Es ist schon so lange her, dass du das letzte Mal angerufen hast. Wie geht es euch in Amerika? Gefällt es Tante Lili dort?« Tante Lili war der Kode, dass sie vielleicht abgehört wurden.
»Uns geht es bestens, Neffe Mao. Was macht dein Auftrag?«
»Phase eins musste ich leider verschieben, aber ich kann sie auch zusammen mit Phase zwei erledigen.« Nach kurzem Zögern sagte Klein mit einem Anflug von Missbilligung: »Das ist aber schade. Darunter könnte Phase zwei leiden.« Besorgt rief ihm Klein in Erinnerung, dass sie die Befreiungsaktion sofort abbrechen müssten, sobald im Lager irgendetwas darauf hindeutete, dass es Schwierigkeiten geben könnte. Das Treffen am Schlafenden Buddha hatte Vorrang.
»Das macht mir auch Sorgen. Ich muss einfach sehen, dass ich es irgendwie hinkriege.« Wieder eine Pause. Diesmal schlug Klein einen anderen Ton an. »Du musst sofort anrufen, wenn du etwas Neues erfährst. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Hast du deinen Cousin Xing Bao getroffen?«
»Ich bin gerade bei ihm zu Hause.«
»Das freut mich. Ihr habt sicher eine Menge Spaß miteinander, aber langsam wird das wirklich zu teuer, Mao.
Ich verspreche dir, gleich morgen Früh schreibe ich einen langen Brief.«
»Oh, sehr gut. Vor allem jetzt, wo ich deine geschätzte Stimme wieder gehört habe.« Smith hängte auf.
Von nebenan rief Mahmout: »Und?« Smith kehrte zu ihm zurück. »Die Prioritäten bleiben die gleichen. Ich soll Klein sofort anrufen, sobald wir das Dokument haben.«
»Der arme David Thayer.«
»Vielleicht können wir ja doch noch etwas für ihn tun.
Auf jeden Fall werden wir alles versuchen, ihn rauszuholen. Waren Sie schon beim Schlafenden Buddha?«
»Ja, wir haben die Gegend bereits genauestens erkundet.« Er legte einen Packen englischer Spielkarten auf den Tisch. »Ich habe zehn meiner besten Leute dort zurückgelassen, damit sie Wache halten. Sie haben Walkie-Talkies. Holen Sie sich erst was zu essen, dann erzähle ich Ihnen alles Weitere. Und danach pokern wir ein bisschen. Wenn Sie es nicht können, bringe ich es Ihnen bei.«
»Wollen Sie mich ausnehmen?« Mahmout lächelte, als könnte er kein Wässerchen trüben. »Ich habe es auf der Schule gelernt. Nur zum Vergnügen. Eine bessere Unterhaltung gibt es nicht, wenn man Zeit totschlagen muss.« Einen Augenblick lang zeigten sich Nervosität und Anspannung in seiner Miene. Aber sie waren sofort wieder verflogen.
»Okay«, sagte Smith. Jetzt konnte er auf keinen Fall noch einmal schlafen. »Höchsteinsatz sind zwei Dollar oder wie viel das in Ihrer Währung eben ist. Sobald ich mir das Gesicht gewaschen habe, bin ich dabei.« Smith war klar, dass er ausgenommen würde, aber irgendetwas mussten sie tun, um sich die Zeit zu vertreiben. Bis es dunkel wurde und sie ihre nächtliche Aufgabe in Angriff nehmen konnten, waren es noch mindestens sechs Stunden, in denen sie sich gegenseitig am Durchdrehen hindern mussten.
Montag, 18. September - Washington, D.C.
Fred Klein paffte hektisch an seiner Pfeife, und die Lüftungsanlage hatte alle Mühe, die Luft zu filtern, als Präsident Castilla das Covert-One-Büro betrat.
Der Präsident setzte sich. Sein mächtiger Körper wirkte angespannt, die breiten Schultern verkrampft. Seine Wangen sahen aus wie aus Beton. »Irgendetwas Neues?« Keine Begrüßung, keine einleitenden Worte.
Klein befand sich in der gleichen düsteren Gemütsverfassung. Er legte die Pfeife beiseite, verschränkte die Arme und erklärte: »Es waren fünf meiner besten Finanzund Wirtschaftsexperten nötig, um Folgendes herauszufinden: Die Altman Group besitzt eine Waffenfirma, die sich Consolidated Defense, Inc. nennt. Wie im Fall zahlreicher Altman-Holdings ist auch diese hinter einem atemberaubenden Labyrinth aus gesplitteten Besitzverhältnissen verborgen – Tochtergesellschaften, Partnerfirmen, Holding Companies, Trabantenunternehmen …
was du
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